Wir duschen, waschen uns die Hände, spülen ab. Etwa 125 Liter Wasser verbraucht jeder Deutsche durchschnittlich am Tag. Und das kostet Geld. Doch wie viel – das kann von Ort zu Ort stark varrieren. Das zeigen Zahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik, die unserer Redaktion vorab vorliegen. Dort sind die Preise für jede Kommune in Bayern gelistet.
So viel kostet das Leitungswasser in den bayerischen Kommunen
Ganz grundsätzlich bezahlen wir zweimal für unseren Wasserverbrauch. Zunächst für das frische Wasser, das wir aus der Leitung entnehmen, wenn wir den Hahn aufdrehen. Und ein zweites Mal für das Schmutzwasser, das wir zurück in den Abfluss spülen, wenn wir auf dem Klo sitzen, duschen, abwaschen. Für Mieterinnen und Mieter versteckt sich der Preis meist in den Nebenkosten.
Den Preis für das Frischwasser bestimmen in der Regel die örtlichen Stadtwerke. Ein Blick in die Region zeigt: Besonders günstig ist das Wasser zum Beispiel in der Gemeinde Eggenthal im Landkreis Ostallgäu. Hier zahlen die Bürgerinnen und Bürger nur 27 Cent pro Kubikmeter Wasser. Auch in den anliegenden Gemeinden ist der Preis niedrig. Der Landkreis Ostallgäu ist nach der kreisfreien Stadt Kaufbeuren der günstigste in der Region.
In Zöschingen im Landkreis Dillingen – dem durchschnittlich teuersten Landkreis – liegt der Preis dagegen bei 2,95 Euro. Mehr als zehnmal so hoch wie in der günstigen Gemeinde Eggenthal und deutlich höher als der bayernweite Schnitt. Der belief sich 2022 auf 1,78 Euro.
Der Grund für die Preisunterschiede liegt laut Bundeskartellamt an den geologischen Gegebenheiten der Kommunen. Muss das Wasser aufwendig gereinigt oder tief aus der Erde gepumpt werden, ist der Preis höher. Verfügen die Kommunen über gut zugängliche Quellen, ist der Preis niedriger. Einen weiteren Grund für die Preisdifferenzen sieht das Kartellamt in der unterschiedlichen Kalkulation von Abschreibungen durch die Kommunen.
Eines gilt aber bayernweit: Über die vergangenen Jahre ist der Preis durchschnittlich gestiegen. Lag er 2019 noch bei 1,65 Euro pro Kubikmeter, waren es 2022 etwa acht Prozent mehr. Der Anstieg ist hauptsächlich auf die Inflation zurückzuführen.
So viel kostet das Abwasser in der Region Schwaben und Oberbayern
Das gilt auch für die Abwasserkosten – der zweite Preis, den jeder und jede für das Wasser bezahlt. Waren es da 2019 bayernweit noch durchschnittlich 2,01 Euro, sind es heute 2,09 Euro. Den Preis bestimmen die Kommunen.
Und der variiert auch beim Abwasser stark. In Burgheim (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) zahlen Bürgerinnen und Bürger mit 3,90 Euro pro Kubikmeter einen der teuersten Preise in der Region. In Böhen (Landkreis Unterallgäu) mit 65 Cent einen der niedrigsten.
Die Gründe für die großen Unterschiede sind auch hier vielfältig. Die Bevölkerungsdichte beispielsweise spielt eine Rolle. Ist die Stadt zwar flächenmäßig groß, hat aber wegen vieler Einfamilienhäuser nur eine geringe Bevölkerungsdichte, muss die Kommune entsprechend lange Kanalnetze unterhalten. Das bedeutet: höhere Kosten als in dichteren Siedlungsgebieten.
Auch der Zustand der Abwasserleitungen spielt eine Rolle. "Sind die Preise besonders hoch, kann es sein, dass in der Kommune gerade ein Sanierungsstau abgebaut wird. Man muss den Einzelfall genau anschauen", sagt Johannes Becher, kommunalpolitischer Sprecher der Grünen im Bayerischen Landtag gegenüber unserer Redaktion. Müssen beispielsweise Rohre erneuert werden, legt die Kommune den Preis auf die Bürgerinnen und Bürger um.
Kai Warnecke, Präsident des Verbands Haus & Grund, kritisiert die mancherorts hohen und vor allem stark variierenden Preise. "Einsparungen sind möglich, die Städte und Gemeinden können handeln." Johannes Becher weist das zurück. "Es macht als Stadtrat keinen Spaß, den Bürgerinnen und Bürgern einen gestiegenen Abwasserpreis aufzubürden. Das gilt parteiübergreifend."
Doch dürfte genau das in der Zukunft noch häufiger vorkommen. Denn der Wasserpreis könnte durch den Klimawandel steigen. So müssen sich die Kommunen auf Starkregenereignisse und Wassermangel vorbereiten. Ausgaben, die wieder auf die Bürgerinnen und Bürger umgelegt werden könnten. "Über Wassergebühren werden die Unterhaltungs-, Betriebs- und Instandhaltungskosten gedeckt, die durch Dürren, sinkende Grundwasserpegel und Extremwetterereignisse natürlich steigen können", sagt Johannes Becher. "Klimaschutz kostet Geld, aber kein Klimaschutz wird am Ende richtig teuer."
Wasserpreise: Umweltministerium und Kommunen streiten um Fördermittel
Die Landesregierung unterstützt die Kommunen bei solchen Vorhaben. Und fördert den Neubau von Leitungen, Aufbereitungsanlagen oder Pumpen mit vielen Millionen Euro pro Jahr. Doch kommt das Geld nicht immer bei den Kommunen an.
So wartet aktuell mehr als jede fünfte der insgesamt 2056 Kommunen in Bayern auf zugesagte Fördermittel des Freistaats für Trink- und Abwasserprojekte. 436 Kommunen würden noch auf entsprechende Gelder warten, heißt es in einer Antwort des Umweltministeriums auf eine Anfrage der Grünen im Bayerischen Landtag, die unserer Redaktion vorliegt. In Summe gehe es dabei um die Auszahlung von 277 Millionen Euro. Im laufenden Jahr seien die im Haushalt vorgesehenen Mittel von 150 Millionen Euro bereits vollständig an 252 Kommunen ausbezahlt worden.
Johannes Becher übt Kritik an der Staatsregierung. "Würde der Freistaat seine Haushaltsplanung fristgerecht im Herbst aufstellen und den Topf mit ausreichend Mitteln ausstatten, hätten die Kommunen Planungssicherheit, und die Auszahlung könnte zeitnah erfolgen." Das Umweltministerium entgegnet, die Sanierung sei Aufgabe der Kommunen. Mit den Geldern werden die Kommunen dann unterstützt, wenn die Sanierung der Trinkwasser- und Abwasseranlagen zu unzumutbaren Belastungen für die Bürgerinnen und Bürger führt. "Sind die vom Landtag bereitgestellten Mittel ausgeschöpft, können Fördermittel für einzelne Kommunen erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgezahlt werden", sagt eine Sprecherin des Umweltministeriums gegenüber unserer Redaktion. Das Umweltministerium setze sich jedoch dafür ein, die Mittel den Fördertopf aufzustocken. "Darüber wird dann der Bayerische Landtag zu gegebener Zeit beraten."
Um die Folgen für Gesundheit und Wirtschaft gering zu halten, ist es wichtig, die regionalen Folgen des Klimawandels zu kennen. Mit unserem Projekt "Klimaausblick" wollen wir genau das zeigen. Für jeden Landkreis haben wir eine Tabelle mit Prognosen erstellt. Sie zeigen, wie sich das Klima in Ihrer Heimat entwickeln wird: auf welche Temperaturen wir uns einstellen müssen, wie lange künftig die Hitzeperioden dauern werden und wie stark die Zahl der Frosttage abnimmt.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel ist erstmals am 18. Juli 2023 erschienen.