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In eigener Sache
Abschied einer "Landtagslegende"
Mehr als zwei Jahrzehnte lang berichtete Uli Bachmeier für unsere Redaktion über die bayerische Landespolitik. Nun geht er in den Ruhestand. Landtagspräsidentin Aigner lobt ihn als "Journalist der guten alten Schule".
Daniel Wirsching
 |  aktualisiert: 03.07.2024 02:46 Uhr

ist ein "gestandenes Mannsbild", wie es heißt. Was sehr hilfreich ist, wenn man wie er über zu berichten hat – nicht zuletzt über die drei großen S: Stoiber, Seehofer, . "jub", so sein Kürzel, berichtete 23 Jahre lang als Korrespondent der Augsburger Allgemeinen aus . Zehn Jahre davon war er Vorsitzender des Vereins Bayerische Landtagspresse. "Sie gehören zum Inventar", sagte Landtagspräsidentin Ilse zu ihm, am Montagabend im Steinernen Saal des bei seiner Verabschiedung in den .

Zu den mehr als 150 Gästen gehörten die Herausgeberin der Augsburger Allgemeinen, , die Ministerin und die Minister , , (alle ), () – und der ehemalige Theo Waigel sowie der frühere CSU-Chef . Für den waren Präsident und sein Vorgänger Küspert gekommen.

Aigner über Bachmeier: Er habe Nähe zur Politik gesucht und zugleich Distanz gewahrt

Bachmeier sei ein "Journalist der guten alten ", so Landtagspräsidentin Aigner weiter. Er habe Chefredakteure und Ministerpräsidenten kommen und gehen sehen. "Aber Sie sind immer da gewesen." Bei diesem Satz musste der 64-Jährige lächeln. Wie über die Feststellung Aigners, er sei über all die Jahre seiner Frisur – lockig und mittellang – treu geblieben. Am Ende einer langen Karriere war das wieder so ein emotionaler Moment. Vergleichbar vielleicht mit dem am 14. Mai, als ihm eine besondere Ehre in der letzten Plenarsitzung des , die er für die Augsburger Allgemeine begleitet hatte, zuteil wurde: ein fraktionsübergreifender, 30 Sekunden andauernder Applaus. "Das hat gezeigt, wie wichtig Sie uns sind", kommentierte Aigner.

Kommentieren, das war Teil von Bachmeiers täglichem Geschäft. Staatsregierung und Opposition boten ihm dazu reichlich Stoff. Und zu seinen Spezialitäten zählte es, diesen Stoff ernst, gleichwohl nicht bierernst zu nehmen. In seinem letzten Leitartikel etwa tauchte er, rein gedanklich versteht sich, tief in die beiden Gehirnhälften von Ministerpräsident Markus Söder ein. Die eine mache Söder die Gründe deutlich, warum er nicht der Union werde. "Seine andere Gehirnhälfte aber mag das nicht einsehen. Hier wohnt das Gefühl. Und das Gefühl sagt ihm: Markus, du bist der Beste." Ein typischer Bachmeier! Genau wie das ganze niederbayerische Mannsbild, ein, so Aigner respektvoll, "Typ" eben. Einer, der Nähe gesucht und Distanz gewahrt habe. Der mit spitzer Feder geschrieben, allerdings niemanden drangehängt habe für eine Schlagzeile oder für 15 Sekunden Aufmerksamkeit.

Chefredakteur Müller: Bachmeier stehe für den Qualitätsjournalismus der Augsburger Allgemeine

"jub" blieb sich in der Tat treu. Bereits im Alter von 20 Jahren hatte er in seiner Bewerbung für das Volontariat, die Redakteursausbildung, an die Augsburger Allgemeine geschrieben: "Ich bin der Überzeugung, dass eine sachgerechte und wahrheitsgemäße Behandlung des lokalen und überregionalen Geschehens in der Presse für die Leser und für die Betroffenen wichtig ist." Darauf sollte er nix – ein typisches Bachmeier-Wort, das nur Bachmeier nicht aus seinen Texten herausgestrichen wurde – kommen lassen. Von einem "journalistischen Manifest" sprach Chefredakteur Peter Müller, von einer "Landtagslegende" Chefredakteurin .

Uli Bachmeier stehe, so Müller in seiner Rede, für einen Journalismus, der die Augsburger Allgemeine bis heute präge: "Stets gut informiert, aber nicht dauernd aufgeregt. Gründlich recherchiert, aber ohne vorschnelle Empörung. Erstellt mit einem Netzwerk erstklassiger Kontakte, Gesprächspartner, deren Vertrauen man sich nicht mal eben zusammen googeln kann." Auch , Bachmeiers Nachfolger als Vorsitzender des Vereins Bayerische Landtagspresse, betonte, dass guter Journalismus vom Dabeisein lebe. Das habe Bachmeier immer beherzigt.

Der derart Gelobte bedankte sich, allen voran, bei Herausgeberin Alexandra Holland für die "größtmöglichen Freiheiten", die er stets gehabt habe. Als Legende sieht er sich offenkundig nicht, eher als "Printosaurus". So heiße er bei jungen Kollegen. Typisch Bachmeier dann auch diese Episode, an die er erinnerte: Ein einziges Mal habe er Markus Söder zu Unrecht kritisiert. Für den Fehler habe er den damaligen Finanzminister um Entschuldigung gebeten: "Herr Söder, es tut mir leid, aber nehmen Sie es für unentdeckte Verfehlungen." Söder habe das akzeptiert. Bachmeiers Fazit: "So schön kann Bayern sein." Am Ende seiner Rede erhielt er dieses Mal mehr als 50 Sekunden lang Applaus.

Nachfolger Christoph Frey arbeitet bereits im Münchner Büro

Mit Uli Bachmeier gehe eine Ära zu Ende, hatte Ilse Aigner noch gesagt. Sie hoffe, "dass wir ein bisschen was aus dieser Zeit rüberretten können" in das Zeitalter des digitalen Dauerrauschens. Die Landtagspräsidentin verband das mit einer eindringlichen Zustandsbeschreibung: Sie sei die Letzte, die gegen technologischen Fortschritt sei, erklärte sie. Aber sie beobachte mit Sorge das Ausmaß an Falsch- und Desinformationen. Dies sei ein Nährboden für Radikale – und stelle einen direkten Angriff auf die Demokratie dar. "Mehr denn je sind wir auf unabhängige Medien angewiesen." Uli Bachmeiers Texte seien das, was man unter Qualitätsjournalismus verstehe.

Seriös und verantwortungsbewusst zu informieren, ist ein Anspruch, den Bachmeiers Nachfolger einlösen wird. , zuvor langjähriger Leiter der Redaktion Land, tut es bereits. Er wechselte im vergangenen September ins Münchner Büro unserer Redaktion. Frey, so Aigner, steige in große Fußstapfen, sei aber bestens dafür gerüstet.

 
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