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WÜRZBURG
Immer mehr Kindergeld ins EU-Ausland: Ist eine Reform nötig?
Kindergeld       -  Mehrere Hundert Millionen Euro Kindergeld zahlt der deutsche Staat inzwischen an Empfänger im EU-Ausland. Ist eine Reform nötig?
Foto: Felix Kästle, dpa | Mehrere Hundert Millionen Euro Kindergeld zahlt der deutsche Staat inzwischen an Empfänger im EU-Ausland. Ist eine Reform nötig?
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:58 Uhr

Die Bundesregierung zahlt nach eigenen Angaben immer häufiger Kindergeld für Menschen, die im EU-Ausland leben. Mehrere Hundert Millionen Euro kommen so pro Jahr zusammen. Die hohen Kosten haben nun eine bundesweite Debatte ausgelöst. Rufe nach einer Reform des Kindergeldes werden laut. In Unterfranken stößt das nicht nur auf Zustimmung.

Oberbürgermeister warnen vor gezielter Migration ins Sozialsystem

Konkret wurde im Juni 2018 für 268 336 Kinder, die außerhalb Deutschlands in der EU oder im Europäischen Wirtschaftsraum leben, Kindergeld gezahlt, wie ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums der Nachrichtenagentur dpa mitteilte. Das sind im Vergleich zum Ende des vergangenen Jahres 10,4 Prozent mehr. Vor allem die Zahl der Empfänger aus Osteuropa habe zugenommen.

Von diesem Anstieg sind mehrere Oberbürgermeister alarmiert, sie sprechen von einer gezielten Migration in das deutsche Sozialsystem. So etwa Duisburgs OB Sören Link (SPD): Er klagt über kriminelle Schlepper, die gezielt Sinti und Roma nach Duisburg bringen würden und ihnen eine heruntergekommene Wohnung verschafften, damit sie einen Wohnsitz zum Bezug des Kindergeldes hätten. Fürths Stadtoberhaupt Thomas Jung (SPD) berichtete kürzlich ebenfalls von Problemen.

Celina: Osteuropäer nicht pauschal zum Sündenbock machen

In Unterfranken sei ihr keine Stadt mit ähnlichen Schwierigkeiten bekannt, sagt die Grünen-Landtagsabgeordnete Kerstin Celina. Sie warnt davor, osteuropäische Kindergeldbezieher pauschal zum Sündenbock zu machen. „Natürlich gibt es einen kriminellen Bereich – aber den gibt es unter deutschen Kindergeldbeziehern auch“, so die Würzburger Politikerin, die Mitglied im Landtagsausschuss für Arbeit und Soziales ist. „Wir haben viele Arbeitskräfte aus osteuropäischen Ländern, die wir etwa in der Pflege dringend brauchen, und die wir extra vor Ort anwerben. Sollen die alle ihre Kinder aus ihrem Umfeld reißen und mitbringen?“

Auch der Deutsche Städtetag warnt vor Stimmungsmache. „Die meisten Menschen aus Südosteuropa sind in Deutschland gut integriert“, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy. Zugleich forderte er aber eine rasche Reform. „Das Kindergeld sollte sich daran orientieren, was Kinder in ihrem tatsächlichen Aufenthaltsland brauchen und nicht die Höhe aufweisen, die in einem anderen Land am Wohnsitz ihrer Eltern gezahlt wird“.

Bayerische Initiative für „angepasste Zahlungen“

Das findet Beifall in München. Bayern habe bereits im Juni eine Initiative in den Bundesrat eingebracht, mit dem Ziel, die Zahlungen anzupassen, teilte Familienministerin Kerstin Schreyer auf Anfrage dieser Redaktion mit. „Wenn Kindergeld nach deutschen Verhältnissen in einem Land mit niedrigen Preisen und Kosten ausgezahlt wird, kann das je nach Zahl der Kinder ein weiteres Einkommen für die Eltern bedeuten.“ Solche „Anreize zur Trennung von Familien“ müssten abgeschafft werden.

So sieht es auch Hans Jürgen Fahn. Der Landtagsabgeordnete der Freien Wähler (Aschaffenburg) plädiert allerdings für eine europäische Lösung. Dafür habe sich seine Partei auch im Europaausschuss ausgesprochen und einen entsprechenden Antrag gestellt.

Datenabgleich im Kampf gegen Kindergeld-Missbrauch

Aktuell gilt in Deutschland: Für jedes Kind gibt es mindestens 194 Euro Kindergeld, bei mehreren Kindern richtet sich die Höhe nach der Anzahl. Jeden Monat fallen so rund 50 Millionen Euro für die Kinder von ausländischen EU-Bürgern an, die sich in Deutschland mit einer Wohnung anmelden, deren Nachwuchs aber oft gar nicht hier lebt.

Wird das Kindergeld also bald reformiert? Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums betonte, die Regierung setze sich für eine europäische Lösung ein, die die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten in den EU-Staaten bei der Zahlung von Familienleistungen berücksichtige. Kerstin Celina sieht das jedoch kritisch: „Wir zahlen doch auch nicht Eltern in München mehr Kindergeld als in der Rhön, obwohl in München die Lebenshaltungskosten höher sind.“ Mit Informationen von dpa

 
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  • deweka
    Entscheidend sollte das „Hier Arbeiten und Abgaben zahlen“ sein.

    Wir benötigen in vielen Bereichen Arbeitskräfte. Da können diese „Nebeneinkommen“ überhaupt erst der Anreiz sein hier zu arbeiten, da sich eine doppelte Haushaltsführung meist nicht vermeiden lässt und das Pendeln auch mit Kosten verbunden ist.

    Wenn das aber Kindergeld das „Haupteinkommen“ ist, das durch andere Sozialleistungen, Wohngeld und Betteln ergänzt wird hat es überhaupt keine Berechtigung.
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  • Arcus
    Wieder mal eine dieser unsinnigen Sozialneiddebatten auf dem Rücken der Allersschwächsten. Über den milliardenschweren Steuernetrug der Superreichen regt sich niemand auf.
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  • HumanTouch
    Es ist ein bezeichnendes Stück Medienrealität, dass sich alle Publikationen von rechts bis links wie die Aasgeier auf diese "Alarmmeldung" stürzen und das Thema skandalisieren. Es enthält, wie an der Mehrzahl der Reaktionen abzulesen ist, alle BuzzWords um die Neidgefühle, den Ausländerhass und die Opfermentalität zu befeuern, unabhängig wie die differenzierte Faktenlage auch sein mag. Dabei spielt es inzwischen gar keine Rolle mehr, dass es sich hier sogar um Sozialversicherung zahlende Arbeitnehmer aus EU-Ländern handelt!

    Die Wahrnehmung der Massen ist inzwischen so von jeder Realität entfernt, nähert sich immer mehr den ideologischen Extrempositionen der Volksspalter der radikalen, nationalistischen Strömungen. Es ist beängstigend! 😱
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  • R.Silber
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  • traumfrau
    Nun, zumindest ist das Kindergeld aus Deutschland ein lukratives "Nebeneinkommen" in div. Länder, so liegt beispielsweise das mtl. Durchschnittseinkommen in Rumänien bei ca. 750,- € und in Bulgarien bei ca. 580,- €. Da werden ca. 200,- € pro Kind schnell um Turbo- Einkommensbeschleuniger.
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  • ramofi
    Da sieht man wieder, wie doof wir Deutschen sind. Wer sich nicht in Deutschland aufhält bekommt kein Geld, fertig aus. In Deutschland bekommst du für jeden Furtz Geld, vorausgesetzt du bist kein Deutscher. Und dann wundern, dass die AFD so einen Zulauf hat. Lauter Versager in Berlin, egal welche Farbe das Parteibuch hat.
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  • TLW-tu_W
    Ach, gibt es das Kindergeld jetzt nur noch für nicht Deutsche?
    Oder wie ist Ihre Behauptung zu verstehen?
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  • Es herrscht meiner Meinung nach ein Schiefstand in vielerlei Hinsicht in unserer Gesellschaft, deutschlandweit und EU-weit. Heut ist es das Kindergeld, wo sich dieser Schiefstand zeigt, morgen etwas anderes. Würde der Reichtum gerechter verteilt werden, wären viele Menschen nicht darauf angewiesen, irgendwelche Schlupflöcher des EU-Regelwerkes zu nutzen. Ich finde es menschlich, was da zurzeit passiert (Kindergeld), auch wenn ich es nicht gut heiße. Die EU stößt immer wieder an ihre Grenzen und reformiert nach und wieder nach. Doch der Fisch stinkt immer vom Kopf her. Das gilt auch für die EU.
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  • al-holler@t-online.de
    bevor ich da urteile, möchte ich erst mal wissen, wieviele der betroffenen Eltern hier arbeiten - z. B. auch in der Pflege! oder auf dem Bau - und wie wenige (?) tatsächlich Missbrauch betreiben (habe dazu gerade in der SZ einen interessanten Artikel gelesen); für letztere müßte man dann evenntuelle Lücken natürlich schließen.
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  • Laeufer61
    Einer der wenigen...

    ...sachlichen Kommentare zu diesem Thema!

    Auch ich bin dafür das diejenigen, die sich hier bereits integriert haben, gutes Deutsch sprechen und in einem Betrieb, einer Firma oder einem sozialen AG gut eingearbeitet sind, das also diese Menschen auch Anspruch auf ein Bleiberecht haben.
    Sind dazu noch "nachweislich!" eigene Kinder im Ursprungsland der Betroffenen zurückgeblieben, sollen sie auch das entsprechende Kindergeld erhalten!
    Schließlich zahlen sie ja dann in unsere Sozialkassen genauso Beiträge ein wie jeder andere Arbeitnehmer auch!

    MfG
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  • Anton.Sahlender@mainpost.de
    @glaubt-nicht-alles. Zustimmung. Das ist die Gefahr, die Statistiken oft in sich tragen. Hier wird vorschnell auf eine Statistik eingestiegen, die zu wenig sagt und Schwerpunkte setzt, die täuschen. Denn - so ein Wissenschaftler in der ARD - es handelt sich wohl insgesamt um weniger als 1 Prozent des Kindergeldes das so ins Ausland fließt.
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • al-holler@t-online.de
    aber mal ehrlich, sollte man dieses Thema in der Überschrift ncht etwas defensiver aufmachen? Wer nur überfliegt und das Fragez eichen liest könnte schon auf abwegige Gedanken kommen.
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  • Anton.Sahlender@mainpost.de
    @glaubt-nicht-alles.... Das sehe ich auch so. Aufmacher auf der Titelseite der Zeituntg mit einer unzureichenden und deshalb täuschenden Statistik ist übertrieben. Weniger, das im Inneren der Zeitung, hätte es auch getan. Zumal ich denke, dass sich das Thema in den nächsten Tagen gewiss auf seine richtige Demension einpendeln wird.
    Anton Sahlender, Leseranwalt (mehr von mir www.mainpost.de/leseranwalt)
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  • doc80
    Wieder mal typisch für EU solidarität: Jeder Eubürger der/die in einem EUland arbeitet(Freizügigkeit!) und dort Steuern und Sozialsabgaben entrichtet, hat auch gestzlich Anspruch auf die entspechenden Sozialleistungen.
    Soll die EU noch mehr gspalten werden wenn bürokratisch berechnet werden soll wo
    die Familie derzeit(!) lebt und wie der Lebenstandart dort derzeit(!) ist?? Armes , reiches Deutschland!! EU Ade!
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  • katja.hopf.handy@gmx.de
    Ja, absolut! Eine Reform ist nötig. So kann es doch nicht weiter gehen. Ich lebe mit meiner Familie in einer 100qm Wohnung und wir sind beide voll Berufstätig. DIe Kinder gehen auf eine Ganztagsbetreuung, dass wir alles selbst zahlen und trotzdem reicht uns das Geld von vorne bis hinten nicht. Wir müssen auf Urlaub verzichten, weil wir Steuern zahlen, für andere, die in Deutschland nichts tun und brav das Deutsche Vaterland ausnutzen. Wir zahlen hohe Krankenkassenbeiträge und haben 3 behinderte Kinder, wo überall Barrieren gibt, obwohl es gesetzlich geregelt ist. Da unser Rentensystem so schlecht ist, müssen wir hierfür auch selbst extra versichern, damit wir im Rentenalter nicht noch auf der Straße leben. Irgendwann ist Schluss mit Zahlungen an Ausländern und Flüchtlinge. Sie können einen Zuschuß für Wohnungskosten erhalten und etwas Taschengeld, aber max. 100 € pro Person und für Kleider oder ähnliches sollten Sie ins Sozialkaufhaus, denn dort türmen sich die Kleider!
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  • ermahirsch@aol.com
    soll das Satire oder Fake sein????
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  • goldinger1980
    Nein! Für viele Familien die Realität!!!
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  • HumanTouch
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • R.Silber
    @sanduhr, Sie sprechen das aus, was sich viele nicht trauen zu sagen. Eigentlich sind Sie ja jetzt ein Nazi, also zumindest in den Augen einiger Foristen hier. Meinen Respekt haben Sie, weil Sie trotz der Hindernisse die Ihnen Ihr Leben beschert hat nicht den Kopf in den Sand gesteckt haben.
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