zurück
WÜRZBURG/SCHWEINFURT
IHK distanziert sich von 10H-Abstandsregel
Tilmann Toepfer
Tilman Toepfer
 |  aktualisiert: 20.11.2014 20:20 Uhr

Ungewöhnlich deutlich hat sich die IHK Würzburg-Schweinfurt gegen die neue Abstandsregelung für Windkraftanlagen und damit die Energiepolitik von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) positioniert. Durch die im Landtag durchgesetzte 10H-Regel sei „jahrelanges Planen der Vorranggebiete mit besonders guter Windhöffigkeit durch die regionalen Planungsverbände binnen Sekunden nutzlos“ geworden, zitiert eine Pressemitteilung den Bereichsleiter Innovation und Umwelt der mainfränkischen IHK, Oliver Freitag.

Die IHK sieht damit das Ziel der bayerischen Staatsregierung in weite Ferne rücken, bis 2021 sechs bis zehn Prozent des Stromverbrauchs Bayerns durch Windkraft zu decken. Den Rekordzubau an Windenergie im ersten Halbjahr 2014 wertet die Interessenvertretung der mainfränkischen Wirtschaft durch die Verunsicherung der Windenergiebranche bedingten Vorzieh-Effekt. Die nun geltende 10H-Reglung, wonach der Abstand zwischen Windkraftanlagen und der Wohnbebauung pauschal das Zehnfache der Anlagenhöhe betragen muss, gefährde Projektierer, Investoren und die bayerische Energiewende gleichermaßen.

„Kein Bedarf für die Neuregelung“

Für die Neuregelung gebe es keinen Bedarf, betont die IHK. Das zuvor geltende Recht habe ausgereicht, die Ansiedlung von Windenergieanlagen zu regeln. Ziel müsse es sein, „im Sinne einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung sinnvolle Standorte auszuweisen und zwar unter Berücksichtigung wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Interessen“, heißt es aus der Wirtschaft.

Wie berichtet, wollen Windkraft-Befürworter gegen die von der CSU durchgesetzten größeren Mindestabstände klagen. Am Dienstag tritt die sogenannte 10H-Regelung in Kraft. „Unsere Klage wird dann pünktlich beim Bayerischen Verfassungsgerichtshof auf dem Tisch liegen“, sagte ein Sprecher von „Pro Windkraft“ am Donnerstag.

Der Verband der bayerischen Wirtschaft (vbw) will dagegen von allzu harter Kritik an der Energiepolitik der CSU-Staatsregierung nichts mehr wissen. Zwar zeige der inzwischen dritte von der vbw beauftragte Expertenbericht, „dass die Energiewende nach wie vor lahmt“, sagte vbw-Präsident Alfred Gaffal in München: „Im Vergleich zum letzten Bericht vor einem Jahr zeigt sich keine Wende zum Besseren.“

Lobbyverband sieht Fortschritte

Dennoch sei dank „Notmaßnahmen“ wie dem Einsatz von Reservekraftwerken die Versorgungssicherheit in Bayern zumindest bis 2017 gesichert. Und auch beim Netzausbau gebe es dank der sogenannten „Thüringer Strombrücke“ erfreuliche Fortschritte. Eine „Grundsorge“ sei zwar noch vorhanden, räumte vbw-Geschäftsführer Bertram Brossardt ein. Doch: „Wir sind eigentlich auf dem richtigen Weg.“

Letztes Jahr noch hatte Gaffal eine Laufzeitverlängerung des AKW Grafenrheinfeld erwogen, um die Stromversorgung in Bayern sicherzustellen. Nun verlangt der Lobbyverband vor allem, dass die Staatsregierung Anfang 2015 den seit fast einem Jahr versprochenen „Masterplan“ für die Energieversorgung Bayerns vorlegt: „Die Zeit drängt“, warnte Gaffal. Denn ohne Gegenmaßnahmen drohe „nach 2017 eine gewaltige Lücke bei der gesicherten Leistung“.

Beim Thema Stromtrassen wollten sich die vbw-Chefs nicht klar positionieren: Er gehe derzeit davon aus, „dass man eine Stromtrasse braucht“, lasse sich aber gerne vom Gegenteil überzeugen, sagte Brossardt. Das drängendere Problem seien die durch die Ökostrom-Umlage verursachten hohen Strompreise.

Während andere Wirtschaftsverbände zu Recht um die Versorgungssicherheit bangten, betreibe der vbw CSU-Parteipolitik, kritisierten daraufhin die Grünen. So nehme der Verband etwa „Seehofers Nein zu mehr Windkraft und einem sinnvollen Netzausbau widerspruchslos hin“. Auch die Freien Wähler vermissen beim vbw „deutliche Worte zur unsäglichen 10H-Regel“: Es sei schließlich nicht im Interesse der bayerischen Wirtschaft, „dass die CSU mit der Windkraft ausgerechnet die kostengünstigste unter den erneuerbaren Energien ausbremst“.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Tilman Toepfer
CSU
Energiepolitik
Freie Wähler
Horst Seehofer
Industrie- und Handelskammern
Lobbyverbände
Windenergie
Windkraftwerke
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • E. S.
    http://www.faz.net/aktuell/finanzen/anleihen-zinsen/windparks-anleger-mit-falschen-versprechungen-in-investitionen-gelockt-13281722.html

    Es wird Zeit , daß auch die Verantwortlichen aus der Politik den Unfug hier in Ufr.
    beenden.Höchste Zeit.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. L.
    Dem galt es Einhalt zu gebieten. Das war der Grund warum zehntausende
    nordbayrische Bürger das Wort erhoben und sich überall Bürgerinitiative
    gründeten. Ein vernünftiger, höhenabhängiger Abstand hiflt gegen Lärm,
    gegen Verlust von Lebensqualität und Immobilienwerten .Hilft auch gegen
    Unfrieden in unseren Dörfern.Das hat auch der bayrische Ministerpräsiden erkannt.
    Und wer immernoch glaubt, bei den Alternativen (Wind und Sonne) gilt,
    "viel hilft viel", dem kann man nur raten sich mal mit den tatsächlichen
    Beiträgen zur Versorgungssicherheit zu beschäftigen. Ein regelmässiger
    Blick im die EXX (Strombörse) dürfte bei Träumern für reichlich Ernüchterung
    sorgen.Wir brauchen ein Moratorium und Techniker mit Sachverstand.
    Keine Illusionisten und "weiterso-Politträumer".
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    'Ihre letzten zwei Wort müßten m.E. wie folgt geändert werden "sein zu wollen", denn meiner Beobachtung nach ist die Zahl derer, die sich 'ihre Meinung von ihm bilden lassen wollen v i e l kleiner, als (manch)er denkt - auch und gerade in diesem Fall!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. H.
    es ist auch nicht mehr, als eine Einzelmeinung, allerdings mit dem Privileg, sie in der Zeitu ng unters Volk bringen zu dürfen.
    Aber die regionale Tageszeitung ist ja (schon längst) auch nicht mehr das, was sie vor langer Zeit mal war, nämlich das wichtigste Informationsmedium; und das kann man bedauern oder (manchmal) auch begrüßen zwinkern . Ich persönlich würde sie außer dem Regionalteil "Würzburg und Umgebung" und dem Regionalsport fast schon nicht mehr vermissen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Ich bin mir jetz nicht sicher, ob Sie "g-n-a" da richtig verstanden haben. Er ist doch "ganz bei 'Ihnen", vvor allem mit seiner Kritik am "Privileg", das der Schreiber hat, nicht aber der Leser; Letzterer kann sich im forum abtun, aber damit stehtś noch lang nicht "in der Zeitung". Also: nochmal lesen - oder auch nicht, is dann auch egal und VÖLLIG UNWICHTIG zwinkern zwinkern zwinkern
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. H.
    und das mit dem Monopol ist dann wieder auch meine Meinung, die ich genau in diesem Sinne schon verschiedentlich mit dem Leseranwalt dsikutiert habe...... s. dort .... - und schon sollten wir wieder beisammen sein. Im übrigen entscheidet wie immer der Wähler an der Urne - und auf dessen Urteilsfähigkeit war doch eigentlich immer Verlass, oder ? zwinkern
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. R.
    Herr Freitag wird zitiert mit:
    Durch die im Landtag durchgesetzte 10H-Regel sei „jahrelanges Planen der Vorranggebiete mit besonders guter Windhöffigkeit durch die regionalen Planungsverbände binnen Sekunden nutzlos“ geworden, zitiert eine Pressemitteilung den Bereichsleiter Innovation und Umwelt der mainfränkischen IHK, Oliver Freitag.

    Sehr geehrter Herr Freitag ich unterstelle mal einfach Unwissenheit. Das ist Quatsch was Sie da von sich geben.
    Sie sollten sich mal bei Herrn Oliver Weidlich von der Regierung Unterfranken informieren
    lassen. Er ist auch für die Regional Pläne z.B Regionalplan Main-Rhön3 zuständig.
    Die Windhöffigkeit spielt bei der Reg. Planung nur eine untergeordnete Rolle. Da geht es nur darum die Fläche zusammenzubringen. Sie spielt auch keine Rolle bei der Genehmigung von WEA bei den Landratsämter. Es würden sonst keine WKA gebaut werden dürfen.
    Vorteile der 10H (Seite 2) hier:
    http://www.gegenwind-unterfranken.de/data/uploads/vorteile_der_10h_regelung.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. G.
    auch nur ein einziges Atomkraftwerk ersetzen.Da geht genausowenig wie mit
    der neuen Regelung. Die bayrische Industrie braucht zuverlässige und angepasste
    Stromerzeugung. Solange wir wetterabhängige und damit schlecht berechenbare
    Zufallsgeneratoren ohne entsprechende Speicher favorisieren, muss man von
    technischer Utopie sprechen. Oder gehts nur darum ,daß einigen EEG Subventionsritter-
    Rittern gerade die Felle davon schwimmen ?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Wer da nun so aufheult sind durchwegs in Bürgerwindanlagen etc. engagierte Bürger und Politiker, wobei zu vermuten ist, dass sich so mancher BM auf diese Weise mit so einem drehenden Denkmal verewigt sehen möchte. Aber das ist nicht die Majorität der Bürger, die meisten können sich nämlich eine Beteiligung gar nicht leisten, dürfen aber diese Monsteranlagen vor ihrem Fenster erdulden. Aber auch für die, die sich am Windwahnsinn beteiligen, gibt es ein böses Erwachen. Denn erforderliche Vollaststundenzahl, tatsächlicher Energieertrag, min. erforderliche Windgeschwindigkeiten, Naturverlust etc. sind angesichts versprochener 8% Rendite (niemals erreichbar) fern jeder Realität.. Zahlen tut aber die Zeche jeder Bürger mit seinem Energiesoli.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten