zurück
Hoch zu Ross in Richtung Zukunft
Johannes Büttner (21) hat sich wie seine Vorfahren für den Beruf des Landwirts entschieden. Zum Hof Hauenstein in Krombach gehört auch eine Herde Limousin-Rinder.
Foto: Thomas Obermeier | Johannes Büttner (21) hat sich wie seine Vorfahren für den Beruf des Landwirts entschieden. Zum Hof Hauenstein in Krombach gehört auch eine Herde Limousin-Rinder.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 27.04.2023 01:39 Uhr

Gerhard Büttner (51) aus Krombach im Spessart ist Landwirt mit Leib und Seele – und auf seinen Berufsstand lässt er auch nichts kommen. Schon sein Urgroßvater, sein Großvater und der Vater waren Bauern. Seit 1892 ist Hof Hauenstein (Lkr. Aschaffenburg) im Familienbesitz. Büttners Vorfahren führten eine ganz normale Landwirtschaft mit Schweinen, Kühen, Ziegen und Pferden. Heute ist Hof Hauenstein ein Paradies für Pferdefans und Sportreiter und bekannt für seine Spezialitäten vom Limousin-Rind.

Der bayerische Landwirtschadftsminister kommt

Am Wochenende eröffnet der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) dort das „Wochenende der Landwirtschaft“. Dann können Besucher auf verschiedenen Höfen im ganzen Bundesgebiet einmal Stallluft schnuppern. „Nur wer mit Leib und Seele dabei ist, kann in diesem Beruf arbeiten“, sagt Gerhard Büttner, während er durch seinen neugebauten Stall läuft. Der 51-Jährige zeigt sich in Gummistiefeln, Basecap und Arbeitshose. Er öffnet die Stalltür und sieht nach dem Fohlen Lavinia, das Anfang April geboren wurde.

„Das Tier entwickelt sich prächtig“, freut sich der Landwirt. Dass ihm die Arbeit auf dem Hof Spaß macht, hat er auch immer seinen Kindern vermittelt. Mit Erfolg: Seine Tochter Regina (24) ist erfolgreiche Turnierreiterin und Sohn Johannes (21) macht gerade seine Prüfung zum Landwirtschaftsmeister mit dem Ziel, den Hof später zu übernehmen. Gras mähen, Ballen pressen und die jungen Kälbchen versorgen, macht dem Junglandwirt am meisten Spaß. „Doch man muss alles gerne machen, sonst hat das keinen Sinn“, sagt Johannes Büttner.

Die Preise für Milch, Getreide und Schweinefleisch sind im Keller

So gut wie auf Hof Hauenstein ist die Stimmungslage in der Landwirtschaft derzeit nicht überall. Besonders ungünstig wird die aktuelle wirtschaftliche Lage in den Futterbau- und Veredlungsbetrieben beurteilt, so das Konjunkturbarometer des Deutschen Bauernverbands (DBV). Die Preise für Milch, Getreide und Schweinefleisch seien im Keller. Viele kleine Bauern kämpfe schlicht ums überleben.

Auf dem imposanten Hofgut inmitten des Spessarts spürt man nichts von der angespannten Lage. Die Milchviehhaltung hat Büttner bereits 1986 eingestellt. „Schon damals war zu viel Milch auf dem Markt“, erinnert er sich. „Da und es gab nur zwei Möglichkeiten: groß werden oder einstellen.“ Büttner hat die Weichen damals richtig gestellt. Statt auf Milch hat er auf Pferde gesetzt. Jahrelang betrieb er die einzige Kaltblutdeckstation Nordbayerns.

Er mag es, den ganzen Tag draußen an der frischen Luft zu arbeiten. Sich immerzu zwischen vier Wänden aufzuhalten, wäre nichts für ihn. Pferde und der Reitsport haben ihn sein Leben lang begleitet. „Auch meine Frau Julia habe ich über den Reitsport kennen gelernt“, erzählt er. Heute stehen 100 Pferde im Pensionsstall der Büttners, dazu gibt es noch eigene Sport- und Zuchtpferde. „Wir haben die Pferdehaltung von Jahr zu Jahr konsequent ausgebaut“, verrät Büttner das Geheimnis seines Erfolgs.

Landwirtschaft ist viel Arbeit

Beim ersten Hahnenschrei aufstehen und so lange arbeiten, bis die Sonne untergeht, damit es gerade einmal so zum Leben reicht – so ein Bild haben viele Menschen vom Leben der Bauern. Dass Landwirtschaft viel Arbeit ist, beschönigt Büttner nicht. Auch er und seinem Familie sind den ganzen Tag auf den Beinen, um Pferde und Kühe zu versorgen. Nachmittags und abends bewirtschaften die Eheleute mit ihrem Reiterstübchen noch eine Gastwirtschaft mit Biergarten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Deutschland nach wie vor ein agrarisch geprägter Staat. Die Zahl der Bauern machte etwa 60 Prozent der Bevölkerung aus. Mehr als die Hälfte wirtschaftete auf einem Parzellenbetrieb, der nicht größer als zwei Hektar war. Heute lebt laut der ARD-Sendung „Planet Wissen“ noch etwa drei Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft, das sind noch zirka 400 000 landwirtschaftliche Betriebe ab einer Größe von zwei Hektar Fläche. (Frau Stegmann: Bitte die aktuellen Zahlen für Unterfranken einfügen... Wie viele Landwirte gibt es in Unterfranken noch?)

Weil die Lage auf vielen Höfen aber dramatisch ist, sichert nun auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Landwirten Hilfe zu. Es gehe nicht an, dass die Bauern für alle Verwerfungen auf dem Agrarmarkt aufkommen müssten, sagte Merkel am Dienstag nach Teilnehmerangaben in einer Sitzung der Unionsfraktion im Bundestag. In den kommenden zwei Wochen soll ein Hilfsprogramm mit einem Volumen von „100 Millionen Euro plus X“ angestoßen werden. Es sei ein ganzes Maßnahmenbündel zur Unterstützung von Milch- und Fleischproduzenten im Gespräch, berichten Nachrichtenagenturen.

Nachmittags steht Reiten auf dem Programm

Jeden Nachmittag kommen Kinder und Jugendliche zum Reiten auf den Hof. Dann hat die Reitlehrerin Nadja Grundwald viel zu tun. Ab fünf Jahren können Kinder mit dem Reitsport ganz spielerisch anfangen. „Die Reiter kommen aus der Region, aber auch aus dem Offenbacher und Frankfurter Raum“, freut sich Büttner. Auch er war ein richtig guter Springreiter und hat früher so einige Turniere gewonnen.

In den 1990er Jahren hat Büttner 45 Limousin-Rinder angeschafft. „Diese Rinder haben eine hervorragende Fleischanlage“, schwärmt er. Noch dazu pflegen die Rinder die Kulturlandschaft. Dass das Fleisch zu 100 Prozent bio ist, ist wiederum ein Prädikat, das den Landwirt nur am Rande interessiert. Seine Rinder stehen von April bis Dezember auf der Weide. Auch im Winter haben sie Auslauf. „Das Futter bauen wir nach ökologischen Richtlinien selbst an.“ Aber er ist nicht Mitglied irgendeines Ökoverbandes. „Ich bin Landwirt aus Leidenschaft“, sagt er, „und will mir von niemandem reinreden lassen, wie ich meine Tiere behandle.“

Glückliche Kühe. Natürlich gedüngte Weiden. Rotbackige Buben und Mädchen hoch zu Ross. Das ist exakt die Vorstellung von Landwirtsschaft wie aus dem Bilderbuch. Doch der Strukturwandel ist auch im Spessart schon weit fortgeschritten. Milchbauern gibt es hier kaum mehr. „Viele Landwirte haben aufgegeben und gehen lieber ins Rhein-Main-Gebiet zum arbeiten“, weiß Büttner. Trotzdem freut er sich, dass er mit seinem Hof den Landwirtschaftsminister einmal nach Unterfranken locken konnte. „Das Beste ist aus der Region, für die Region“, betont er. Genau das wollen die Bauern beim Wochenende den Bürgern einmal mehr zeigen.

Tag des offenen Bauernhofs

Vier unterfränkische Betriebe können an diesem Sonntag, 22. Mai, besichtigt werden.

Im Betrieb Kuhstrebe in Westheim (Lkr. Kitzingen) gibt es von 11 bis 18 Uhr neben Mittagessen, Kaffee, Kuchen und Eis für die Kinder eine Hüpfburg, Kinderschminken und Basteln. Zudem gibt es eine Energieaustellung und eine Maschinenausstellung der Firma Claas sowie Führung auf dem Kulturweg.

Beim Betrieb Fertig in Eichenfürst bei Marktheidenfeld-Glasofen (Lkr. Main-Spessart) stehen von 11 bis 17 Uhr Striegelvorführung, Vorstellung der Landmaschinen, Falkner mit Greifvögeln und Tierpräparaten auf dem Programm.

Auf dem Bauernhof der Familie Hütter in Euerbach (Lkr. Schweinfurt) gibt es eine Schlepperschau sowie Führungen durch den Bullenstall und viele Speisen und Getränke.

Ponyreiten, ein Pferdeschauprogramm, Präsentation von Mutterkühen und Kälbern und mehr stehen auf Hof Hauenstein der Familie Büttner in Krombach (Lkr. Aschaffenburg) von 10.30 bis 18 Uhr auf dem Programm.

Eine pferdebegeisterte Familie: Julia Kessler, Johannes, Gerhard und Julia Büttner mit Fohlen Lavinia und Stute Livia (von links).
Foto: Thomas Obermeier | Eine pferdebegeisterte Familie: Julia Kessler, Johannes, Gerhard und Julia Büttner mit Fohlen Lavinia und Stute Livia (von links).
Blick in die Stallgasse: Halfter und Pferdedecken hängen ordentlich im Stallgebäude.
Foto: Thomas Obermeier | Blick in die Stallgasse: Halfter und Pferdedecken hängen ordentlich im Stallgebäude.
Reitlehrerin Nadja Grunwald zeigt der achtjährigen Emma, wie man dem Pferd die Trense anlegt.
Foto: Thomas Obermeier | Reitlehrerin Nadja Grunwald zeigt der achtjährigen Emma, wie man dem Pferd die Trense anlegt.
Auch Julia Kessler, die Freundin des Junglandwirts, hilft gerne im Reitstall mit.
Foto: Thomas Obermeier | Auch Julia Kessler, die Freundin des Junglandwirts, hilft gerne im Reitstall mit.
Hoch zu Ross in Richtung Zukunft       -  _
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Krombach
Claudia Kneifel
Bundeskanzlerin Angela Merkel
CDU
CDU/CSU-Bundestagsfraktion
CSU
Deutscher Bauernverband
Deutscher Bundestag
Landwirte und Bauern
Landwirtschaftsminister
Reiten
Schweinefleisch
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top