Mehr Gewaltkriminalität, mehr Rauschgiftdelikte, mehr Internetkriminalität. Aber weniger Diebstähle und Raubüberfälle. Und bei den Wohnungseinbrüchen zumindest eine Stabilisierung: Auch ohne die vor allem durch den starken Flüchtlingszustrom verursachten ausländerrechtlichen Verstöße wie etwa illegale Einreise nahm die Zahl der 2016 in Bayern registrierten Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozent zu.
Die Vergleichsquote der Straftaten pro 100 000 Einwohner stieg damit leicht auf 4785. „Das ist immer noch ein sehr niedriger Wert“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Vorstellung der Bilanz: „Vor zehn Jahren war die Kriminalitätsbelastung in Bayern etwa acht Prozent höher.“ Knapp zwei Drittel aller gemeldeten Straftaten könnten zudem aufgeklärt werden.
Der Anstieg der Kriminalität in Bayern ist laut Herrmann zu einem großen Teil auf nichtdeutsche Tatverdächtige zurückzuführen: So waren von den rund 275 000 ermittelten Tätern im Vorjahr gut 180 000 Deutsche und knapp 95 000 Ausländer. Der Anteil der nichtdeutschen Täter stieg damit auf 34,4 Prozent. 2012 hatte diese Quote noch bei 25,4 Prozent gelegen.
Auch die Zahl der von Flüchtlingen begangenen Straftaten nahm 2016 deutlich zu: Der Anteil der Zuwanderer an allen Tatverdächtigen stieg 2016 deshalb auf 9,6 Prozent. Vor allem an Gewalttaten waren Flüchtlinge häufig beteiligt. In mehr als der Hälfte der registrierten Fälle handelte es sich allerdings um leichte Körperverletzung – und in sehr vielen Fällen war auch das Opfer ein Flüchtling. Häufigster Ort der von Zuwanderern verübten Straftaten ist deshalb auch eine Asylunterkunft.
„Diese Tatsache ändert allerdings nichts daran, dass es eine große Herausforderung für unsere Polizei ist“, erklärte Herrmann. Schließlich habe auch jeder, „der vor Gewalt in seiner Heimat geflohen ist, ein Anrecht darauf, auch in einer Asylunterkunft vor Gewalt geschützt zu werden.“
Der Hinweis auf die wachsende Ausländerkriminalität habe zudem „nichts mit einem Generalverdacht gegen alle Flüchtlinge zu tun“, so der Minister: „Es wäre aber auch falsch, mögliche Gefahren für die innere Sicherheit infolge der Flüchtlingssituation schlichtweg zu ignorieren.“
So stieg etwa bei Sexualdelikten der Anteil von Zuwanderern an den Tatverdächtigen 2016 auf 17,4 Prozent. 131 Fälle von sexueller Nötigung wurden hier registriert. Von den dabei erfassten 132 Opfern waren 69 Deutsche. 63 waren Ausländer, davon 21 selbst Flüchtlinge.
Im Bereich der Wohnungseinbrüche konnte die Zahl der gemeldeten Fälle mit 7470 immerhin stabilisiert werden – wobei in Südbayern mehr Einbrüche als 2015 registriert wurden, in Nordbayern dafür weniger. Knapp die Hälfte der ermittelten Täter stammte nicht aus Deutschland, sondern vor allem aus Rumänien, der Türkei, Ungarn und Serbien. „Zuwanderer spielen hier keine Rolle“, erklärte Herrmann.
Die oft international agierenden Banden arbeiteten zudem immer professioneller, der durch die Einbrüche verursachte Schaden steige deshalb auf 28,9 Millionen Euro. Der Fahndungsdruck der bayerischen Polizei bleibe aber hoch, versprach der Minister. Auch deshalb sei etwa in Nordrhein-Westfalen das Einbruchsrisiko fünfmal höher, als in Bayern.
Um immerhin 3,8 Prozent auf knapp 25 000 Fälle ist zudem die Internet-Kriminalität in Bayern angestiegen. Neben Betrug sei auch Erpressung durch eingeschleuste Schad-Software ein großes Problem.
Während Diebstähle (minus 2,7 Prozent) und Raubdelikte (minus 2,5 Prozent) zurückgingen, nahm die Zahl der ermittelten Drogendelikte sogar um fast zwanzig Prozent zu. Herrmann führte dies vor allem auf einen verstärkten Fahndungsdruck zurück. Trotz der allgemein hohen Arbeitsbelastung werde die bayerische Polizei deshalb auch an intensiven Drogen-Kontrollen festhalten, beteuerte der Innenminister.
Straftaten in Bayern
Im Jahr 2016 wurden in Bayern insgesamt 614 520 Straftaten gemeldet. Ein deutlicher Anstieg zu 2015, als diese Zahl noch bei 594 899 gelegen hatte. Im Jahr 2007 war die Kriminalitätsbelastung im Freistaat allerdings mit 649 910 erfassten Straftaten noch deutlich höher gewesen. Im Vergleich der Bundesländer schneidet Bayern damit nach wie vor sehr gut ab. So stieg die Vergleichsquote der Straftaten je 100 000 Einwohner in Bayern zwar von 4687 im Jahr 2015 auf 4785 im Jahr 2016. In Nordrhein-Westfalen lag dieser Wert 2015 allerdings bei 8603, in Sachsen bei 7764 oder in Hessen bei 6616.
Vergleichsweise sicher sind auch Bayerns Städte. Die Kriminalitätsbelastung von München etwa ist nur halb so hoch wie in Hamburg, die von Würzburg halb so hoch wie in Berlin.
Bei den Delikten war 2016 in Bayern unter anderem ein deutlicher Anstieg an versuchten und vollendeten Tötungen von 511 auf 587 festzustellen (plus 14,9 Prozent). Auch Gewaltkriminalität (9,8 Prozent) und Körperverletzung (9,3 Prozent) nahmen stark zu.
Die Zahl der Diebstähle sank dagegen um rund 5000 auf noch gut 180 000 Fälle. Und auch die Zahl der Sexualverbrechen nahm um immerhin 0,8 Prozent auf nun 6076 Fälle ab. rys