Fieber, Muskel- und Gliederschmerzen bis hin zu Erbrechen, Sehstörungen und sogar Nierenversagen: Das können Symptome einer Infektion mit dem Hantavirus sein. Deren Zahl ist in diesem Jahr wieder sprunghaft angestiegen. Bayernweit gingen bis einschließlich 26. Juni 155 Meldungen ein. Im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum gerade einmal acht, teilt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit.
98 Fälle in Unterfranken
Mehr als die Hälfte der Betroffenen im Freistaat kommt dem LGL zufolge aus Unterfranken: 98 Fälle wurden bis Ende Juni in der Region gemeldet. Für die einzelnen Landkreise liegen beim Robert Koch Institut bislang nur Zahlen bis Mitte Juni vor. Demnach blieben die Landkreise Schweinfurt, Kitzingen, Haßberge und Rhön-Grabfeld bis dato mit keinem oder nur einem bekannten Fall weitestgehend verschont. In Miltenberg und Aschaffenburg sind die Angaben mit jeweils über 20 Patienten deutlich höher.
Landkreis Main-Spessart meldet die meisten Fälle
Gleiches gilt für Stadt und Landkreis Würzburg: Aus dem Landratsamt heißt es, dass hier ebenfalls über 20 Menschen erkrankten. Das Landratsamt Main-Spessart meldet mit 39 Fällen die meisten – und es ist nicht auszuschließen, dass noch weitere dazukommen.
Insbesondere die kleineren Orte um Lohr seien verstärkt betroffen. Laut Oskar Weinig, Hygieneinspektor im Landkreis Main-Spessart, hängt dies vor allem mit der Nähe zum Spessart-Wald zusammen. Denn in Wäldern und waldnahen Gebieten ist die Rötelmaus beheimatet – neben anderen Nagetieren überträgt vor allem diese Mäuseart das Hantavirus in Deutschland.
Rötelmaus hat sich stark vermehrt
Dank des guten Nahrungsangebots im Winter und der günstigen Klimabedingungen haben sich die Tiere in letzter Zeit stark vermehrt. „Alle zwei bis drei Jahre muss man mit größeren Populationen rechnen“, so Weinig. Das bestätigen auch die Zahlen aus dem Landkreis Main-Spessart: Gerade einmal zwei Hantavirus-Fälle wurden im vergangenen Jahr bekannt, 2015 waren es dagegen 34. Die gleiche Tendenz lässt sich auch in Würzburg erkennen.
Wer also den Dachboden gefegt, im Wald Beeren gesammelt oder Holzhaufen umgeschichtet hat, könnte mit Mäusekot oder -urin in Kontakt gekommen sein oder virushaltigen Staub und Tröpfchen aufgewirbelt haben. Dadurch wird die Krankheit übertragen.
Krankheitsverlauf ist einer Grippe ähnlich
Sobald der Verdacht eines Infekts besteht, sollten Betroffene sofort zum Arzt gehen und unbedingt ansprechen, dass sie mit virushaltigen Stoffen in Berührung gekommen sein könnten, rät Christian Pfeiffer, Bezirksvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes in Unterfranken. Denn der Krankheitsverlauf sei einer Grippe sehr ähnlich. Wisse der Arzt jedoch über die Umstände Bescheid, könne er sofort auf das Hantavirus testen.
Ansteckungen sind meldepflichtig, eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist allerdings nicht möglich. Zur Vorbeugung rät das LGL dazu, bei entsprechenden Arbeiten Handschuhe und Mundschutz zu tragen, stickige Dachböden oder Scheunen ausreichend zu lüften und mit feuchten Tüchern zu wischen. Eine Impfung gegen das Hantavirus gibt es nicht.