Die bayerischen Gymnasiallehrer fordern die Rückkehr vom acht- zum neunjährigen Gymnasium. „Wir erachten eine längere Reifezeit für Schülerinnen und Schüler als wichtig“, erklärte Max Schmidt, der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbands (BPV) jetzt nach einer Mitgliederversammlung in München.
Eine Überzeugung, die Daniel Osthoff, Vorsitzender des Bündnisses Bildung für Bayern (BiBa), schon lange teilt. Der Würzburger kämpft seit Jahren gegen das G8, „weil es unseren Kindern die Zeit nimmt“. Aktuell unterstützt Osthoff mit seiner Eltern-Initiative die Unterschriftensammlung der Freien Wähler (FW) für ein Volksbegehren zur Wahlfreiheit zwischen G8 und G9. Bis Januar sollen die bayernweit benötigten 25 000 Unterschriften vorliegen, sagt der Landtagsabgeordnete Günther Felbinger (Gemünden).
Der Schulexperte der FW-Fraktion sieht eine „Kehrtwende“ beim BPV. Diese lasse hoffen, dass auch die Bildungspolitiker der CSU um Kultusminister Ludwig Spaenle nicht dauerhaft „starr am G9“ festhielten. In Hessen und Baden-Württemberg, wo es die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 bereits gebe, entschieden sich über 80 Prozent der Eltern für das G9, so Felbinger im Gespräch mit dieser Zeitung.
Von einer Kehrtwende möchte der unterfränkische BPV-Vorsitzende Peter Stegmann, Lehrer am Johann-Schöner-Gymnasium in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart), nicht sprechen. Schon bei der Einführung sei man dem G8 kritisch gegenübergestanden. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre – heuer hat der dritte G8-Jahrgang Abitur gemacht – hätten gezeigt, dass es vor allem an Zeit zur Vertiefung des gelernten Stoffes fehlt. Auch seien viele Schüler „nicht reif genug“, um sich beispielsweise schon in der achten Klasse im Geschichtsunterricht mit der Epoche der Aufklärung auseinanderzusetzen.
Den Vorwurf, G8-Absolventen mangele es an Reife, hört man auch verstärkt von den Universitäten, wo es plötzlich in vielen Fächern Eingangsprüfungen und Vorkurse für Abiturienten gibt. „Das darf nicht sein“, sagt Stegmann. Bayerische Abiturienten sollten bei entsprechenden Noten problemlos ein Studium aufnehmen können. Spaenles Versuche, etwa durch Einführung eines „Flexibilisierungsjahres“ für einzelne Kinder die Schulzeit zu strecken, hätten sich als untauglich erwiesen. „Das Flexi-Jahr wird nicht angenommen.“ Am Karlstadter Gymnasium sei gerade mal ein Schüler dabei.
Der Philologenverband will nun „mittelfristig“ ein eigenes, pädagogisch durchdachtes G9-Konzept erarbeiten. „Das wird kein Schnellschuss“, weiß Stegmann. Dabei werde es auch keine Rückkehr zum früheren G9 mit der Kollegstufe geben, „wir wollen eine moderne Schule“. Klar sei, dass ein „neues G9“ auch mehr Geld kostet. Deshalb unterstütze der BPV auch nicht das FW-Volksbegehren. Letzteres sei darauf ausgerichtet, G8 und G9 ohne zusätzliche Kosten parallel anzubieten.
Während sich SPD und Grüne ebenso wie die Freien Wähler durch den BPV in ihrer Kritik an der CSU-Bildungspolitik bestätigt sehen, erteilt der Kultusminister einer „pauschalen Verlängerung der Schulzeit“ erneut eine Absage. Das G8 biete vielfältige Möglichkeiten, „junge Menschen nach ihren Talenten und Interessen zu fördern“, betont Ludwig Spaenle. Das Spektrum reiche von Intensivierungsstunden in halber Klassenstärke bis hin zu „individuellen Förderwegen“. Eine grundsätzliche obligatorische Verlängerung der Schulzeit für alle Schüler sei „pädagogisch nur die zweitbeste Lösung“.
Planstellen wurden gestrichen.
Nachdem es immer weniger Kinder werden stehen die nächsten Streichungen an und die Lehrer haben Angst um ihre Jobs.