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BERLIN/GOCHSHEIM/RÖTHLEIN
Gigaliner nehmen Fahrt auf
Gigaliner       -  Mehr als 25 Meter lange Monstertrucks: Die „Gigaliner“  dürfen seit Jahresbeginn auf bestimmten Straßen fahren.
Foto: Archiv: Maurizio Gambarini (dpa) | Mehr als 25 Meter lange Monstertrucks: Die „Gigaliner“ dürfen seit Jahresbeginn auf bestimmten Straßen fahren.
Tilmann Toepfer
Tilman Toepfer
 |  aktualisiert: 14.01.2017 03:50 Uhr

Mehr als 25 Meter lang, bis zu 44 Tonnen schwer: Seit Jahresbeginn dürfen überlange Lastwagen – die Gigaliner – regulär auf bestimmten Straßen in Deutschland fahren. In der Bundesregierung gibt es Zoff um das Thema. Auch die in Unterfranken ansässigen Spediteure brechen (noch) nicht in Jubel aus.

Die umstrittenen Lang-Laster dürfen laut einer Verordnung von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ab sofort regulär auf deutschen Straßen rollen, allerdings nur auf einem knapp 12 000 Kilometer langen festgelegten Straßennetz. Die Entscheidung Dobrindts sei innerhalb der Bundesregierung nicht abgestimmt, verlautete postwendend aus dem SPD-geführten Bundesumweltministerium. Staatssekretär Jochen Flasbarth sprach von einer schwerwiegenden umwelt- und verkehrspolitische Fehlentscheidung.

Spediteure warten darauf, dass weitere Straßen für Gigaliner frei gegeben werden

Bei einer Umfrage zeigten sich Spediteure aus Unterfranken eher abwartend. Das gilt auch für die Gochsheimer Spedition Pabst, die am mehrjährigen Feldversuch teilnahm und durchweg gute Erfahrungen machte. Im Regelverkehr ist bei Pabst noch kein Gigaliner im Einsatz. Nach Angaben von Jonas Heimrich „laufen Gespräche mit Kunden“, als Hindernis erweist sich, dass nicht alle Strecken für Gigaliner freigegeben sind.

Bei den Riesenlastern richtig einsteigen will Pabst also erst, wenn alle Strecken freigegeben sind, sagt Heimrich.

Die Riesenlaster sind besonders für leichte, sperrige Güter geeignet

Ähnlich argumentiert Uwe Dambach, der bei Gerhardt Transport in Röthlein (Lkr. Schweinfurt) fürs Personal und Qualitätsmanagement zuständig ist. Gerhardt Transport hat drei Gigaliner angeschafft, die im Feldversuch über die Firma DB Schenker überwiegend Automotive fahren, also Teile für die Automobilproduktion. Für leichte, sperrige Güter, sogenannte Volumentransporte wie Autositze sei der Gigaliner geeignet, für Schwertransporte wie Stahl und Ziegel hingegen sei das Riesengefährt wegen der Begrenzung der Tonnage „völlig uninteressant“. Dambach ist überzeugt, dass Gigaliner überwiegend auf Autobahnen „von Industriegebiet zu Industriegebiet“ fahren werden. Die Politik sollte weitere Strecken freigeben.

Der Auffassung ist man auch bei der Spedition Dachser mit Hauptsitz in Kempten und einem Standort in Kürnach (Lkr. Würzburg), die 8000 Lkw bewegt und europaweit zu den Top Fünf der Logistikbranche zählt. Nach Angaben von Dachser-Sprecher Martin Neft sind täglich zwei Gigaliner zwischen Memmingen im Allgäu und Langenhagen bei Hannover im Einsatz, mit den Ergebnissen sei man sehr zufrieden. „Ökologisch und ökonomisch machts Sinn“, sagt Neft, man werde trotzdem „die Zukunft abwarten“. Auch bei Dachser setzt man darauf, dass die Politik mehr Strecken freigibt, erst dann sei ein sinnvoller Regelbetrieb im Stückgutnetz möglich.

Gigaliner, Euro-Combis, Monstertrucks – es gibt viele Namen für die 25,25 Meter langen Lastwegen. Weil nun zwei Lang-Lkw drei herkömmliche Lastwagen ersetzen können, könne bis zu 25 Prozent Kohlendioxid eingespart werden, argumentieren die Befürworter.

Die Auswirkungen des Lang-Lkw, seine Umweltbelastungen wie auch die Auswirkungen auf den Schienenverkehr seien noch nicht ausreichend untersucht, kritisiert das Umweltministerium die Freigabe für die Giganten der Autobahnen. Die „Allianz pro Schiene“ argumentiert, der Lkw-Transport werde mit staatlicher Unterstützung billig gemacht und die umweltfreundlichen Güterbahnen würden im Wettbewerb ausgebremst.

 
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Kommentare
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  • tagblatt_leser
    ist eigentlich nichts hinzuzufügen!

    Was sollen diese Monster-LKWs auf unseren Straßen? Schon jetzt ist die Belastung durch "normale" LKWs extrem hoch. Würde der LKW-Verkehr so mit Maut belastet, wie es seinem Schadensbild entspräche (ich denke hier an die Schäden, die wegen des Gewichts an Brückenbauwerken entstehen), wäre der Wettbewerbsvorteil gegenüber der Bahn in Grenzen. Die genannte Einsparung an Kohlendioxyd betrachte ich als etwas blauäugig.

    Eines möchte ich an dieser Stelle betonen: Die Bahn muss für den steigenden Güterverkehr fit gemacht werden. Es ist eine Schande, dass hinsichtlich des Brenner-Basistunnels und des neuen Gotthard-Tunnels keinerlei Konzepte zur Anbindung in Angriff genommen worden sind. Weiter: auch Nebenbahnen, wenngleich sie nur einen marginalen Beitrag im Güterverkehr erbringen, müssen einbezogen werden. Es geht nicht, dass, wie im Fall der Sinntalbahn, Schienen herausgerissen oder andere Strecken "ausgehungert" werden - siehe Steigerwald-Express!
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