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Gift-Eier: Immer mehr Bundesländer betroffen
Svenja Kloos
Svenja Kloos
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:53 Uhr

Erst mussten sich nur Menschen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen die Eier in ihren Kühlschränken genauer ansehen – jetzt gilt eine Warnung auch für zehn weitere Bundesländer, darunter Bayern. Verseuchte Eier aus den Niederlanden sind vermutlich auch hierher geliefert worden. Sie enthalten das Läusebekämpfungsmittel Fipronil, das in zu hoher Dosis Leber, Nieren und Schilddrüse schädigen kann.

Die derzeit gemessenen Fipronil-Werte der Eier seien zwar nicht so hoch, dass sie Erwachsenen gefährlich werden könnten, so eine Sprecherin des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Für Kinder ergibt sich ein potenzielles Gesundheitsrisiko, wenn eine so starke Dosis gemessen wird wie zuletzt bei einem Fall in Belgien (1,2 mg/kg im Ei). Alle anderen Analysen, die dem BfR vorliegen, haben den Referenzwert bislang aber nicht überschritten. 

  • Seit Freitagmorgen: Aldi nimmt in Deutschland Eier aus dem Verkauf

Belastete Eier auch aus einem niedersächsischen Betrieb

Für die Verbraucher heißt es dennoch: Eier aus den Niederlanden meiden, bis feststeht, welche Chargen genau betroffen sind. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt zufolge werden die Warenströme derzeit „mit Hochdruck“ untersucht. Mittlerweile wurden auch bei einem niedersächsischen Betrieb nach Angaben des dortigen Landwirtschaftsministeriums Eier mit Fipronil gefunden. Vier weitere Höfe wurden vorsorglich gesperrt. Welche Eier belastet sind, lässt sich an den aufgedruckten Nummern erkennen – und die Liste wird immer länger. Aktuelle Informationen gibt es unter www.lebensmittelwarnung.de.
Ob noch betroffene Eier im Umlauf sind, werde derzeit ermittelt, heißt es auch aus dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen. Ebenso, wohin genau sie in Bayern geliefert wurden – beides ist nach jetzigem Stand unklar.

Der Lebensmittelhändler Rewe und seine Discounttochter Penny haben angekündigt, Eier aus den Niederlanden vorsorglich aus dem Verkauf zu nehmen. Einen Schritt, den der Vorsitzende des Verbandes der niederländischen Geflügelzüchter kritisiert: „Alle niederländischen Eier, die nun in den Handel kommen, sind garantiert frei von Fipronil“, sagte Eric Hubers. Die Maßnahme stuft er als „Panikmache“ ein. Aldi Süd bezieht nach eigenen Angaben bereits seit Anfang der Woche keine Eier mehr „aus Betrieben, bei denen der Einsatz von Fipronil bekannt ist oder der Status unklar“ sei. Von Edeka Nordbayern heißt es, dass die Eier im Verkauf des Handelsunternehmens ausschließlich aus Deutschland stammen. Man stehe in engem Austausch mit den Lieferanten und Behörden – bisher lägen keine Nachweise für Fipronil vor.

Die Nummer auf dem Ei hilft weiter

Ernährungsberaterin Susanne Moritz von der Verbraucherzentrale Bayern in München rät, bereits gekaufte Eier, die eine als gefährdet eingestufte Printnummer tragen, in die Geschäfte zurückzubringen. In ihren Augen braucht es außerdem ein Überwachungssystem, das sich international besser vernetzt: Nur so könnten die EU-Mitgliedsstaaten schnell und angemessen auf Probleme bei Lebensmitteln reagieren und diese im Zweifelsfall zurückrufen. Noch am Dienstag hatte es etwa geheißen, dass keine verseuchten Eier nach Bayern gelangt seien. Auch konkrete Verhaltensempfehlungen und Informationen für Kunden müssten schneller herausgegeben werden.

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Verbraucherschützer sprechen von „krimineller Energie“

Als Ursache für die Belastung der Eier gilt das Desinfektionsmittel Dega-16, mit dem Blutläuse bei Geflügel bekämpft werden. Dieses Mittel hat vermutlich ein Händler in Belgien, so Minister Schmidt, mit dem Insektizid Fipronil vermischt, das in der Geflügelzucht nicht verwendet werden darf. Die betroffenen Betriebe wussten nichts davon – so traf es alle Höfe gleichermaßen, egal ob Bio-, Freiland- oder Bodenhaltung. „Man kann den Haltern keinen Vorwurf machen. Hier war schon beim Hersteller kriminelle Energie im Spiel“, sagt Moritz. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an.

Welche Nummern bislang betroffen sind:

2-NL-4015502, 1-NL-4128604, 1-NL 4286001, 0-NL 4392501, 0-NL 4385501, 2-NL-4322402, 1-NL-4322401, 0-NL-4170101, 1-NL-4339301, 1-NL-4385701, 1-NL-4331901, 1-DE-0357731, 0-NL-4310001, 1-NL-4167902, 1-NL-4385701, 1-NL-4339301, 1-NL-4339912, 2-NL- 4385702, 1-NL-4331901, 2-NL-4332601, 2-NL-4332602, 1-NL-4359801

 
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  • tommy33
    " Verseuchte Eier aus den Niederlanden sind vermutlich auch hierher geliefert worden." Es weiss keiner wer und wieviele Illegale sich in unserem Land befinden, geschweige denn welche Waren in diesem Land wohin geliefert wurden. Weiss denn hier irgendjemand noch irgendwas? Wen sollen wir denn im September wählen?
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  • ra.kellermann@gmx.de
    wen Sie oder wir im September oder sonstwann wählen, ist relativ egal, der Beschiss geht ohnehin weiter, überall... traurig
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  • hartmut.eppler@grabfeldradtouren.de
    Trotz dem politischen "Sumpfgebietes" sollte der Versuch eine Chance bekommen.
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  • Arcus
    Auch hier spüren wir wieder die Folgen einer industriellen Massentierhaltung. Folgen wie diese werden auch in Zukunft nicht ausbleiben, wenn in einer zunehmend industriell geprägten Landwirtschaft Nahrungsmittel erzeugt werden. Die Gesundheitsfolgen sind das eine, das andere die Überschwemmung der afrikanischen Ländern mit subventionierten Lebensmitteln. Die dortigen Bauern können dagegen nicht konkurrieren und wandern Richtung Europa aus.
    Eine Polotik die so nicht weiter geführt werden darf. Am 24. Sept. Gibt's die Chance darauf Einfluss zu nehmen.
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