Ab Januar soll eine unabhängige Institution in Bayern zu einem besseren Verständnis zwischen Kommunen und anderen öffentlichen Einrichtungen sowie muslimischen Bürgern beitragen. "Auf beiden Seiten gibt es noch viele Irritationen und Vorbehalte", sagt Stefan Zinsmeister, der einer der drei Islam-Berater sein wird. Diese abzubauen, sei die wichtigste Aufgabe des neuen Gremiums.
Getragen wird die Beratungsstelle von der Eugen-Biser-Stiftung, die sich dem Dialog zwischen den Religionen verpflichtet fühlt. Finanzielle und inhaltliche Unterstützung gibt es zudem durch die renommierte Robert-Bosch-Stiftung, die ein ähnliches Projekt in Baden-Württemberg bereits seit 2015 fördert. "Unsere Beratung ist kostenlos, vertraulich und weltanschaulich unabhängig", sagt Ayse Coskun-Sahin, ein weiteres Mitglied des Berater-Teams. Interessierte Kommunen, Verbände oder Institutionen könnten sich ab sofort per E-Mail unter info@islamberatung-bayern.de an die Einrichtung wenden. Ab Januar soll es dann auch eine Internetseite und eine Telefonnummer der Beratungsstelle geben.
Gerade in den Kommunen seien es oft sehr konkrete Probleme, die einer besseren Integration von Muslimen im Wege stünden, glaubt Prof. Mathias Rohe von der Universität Erlangen, der das Projekt wissenschaftlich begleitet. So führe zum Beispiel eine andere Kommunikationskultur muslimischer Zuwanderer in den Schulen oft zu Missverständnissen. Behörden oder Bürgermeister wüssten oft nicht, welche Ansprechpartner für muslimische Bürger im Ort zur Verfügung stehen oder nehmen die Organisationsstruktur muslimischer Verbände als wenig transparent wahr. Auf der anderen Seite wüssten aber auch gerade junge Muslime nicht, "wie und wo sie sich in der Kommune einbringen können", sagt Oguz Tasdelen von der Ditib-Jugend in Bayern. Läuft eigenes Engagement auf diese Weise ins Leere, bleibe aber oft der Eindruck zurück, als Muslim in der deutschen Mehrheitsgesellschaft nicht gewollt zu sein, so Tasdelen.
Kennt der Bürgermeister muslimische Ansprechpartner?
Für Bürgermeister habe er stets eine ganz simple Einstiegs-Frage, sagt Islam-Berater Zinsmeister: "Gibt es in ihrer Kommune Muslime in der Freiwilligen Feuerwehr?" Wenn ja, sei die Gemeinde in Sachen Teilhabe bereits auf einem guten Weg. Weitere Indikatoren können zudem mit Hilfe einer Checkliste, die die Islam-Beratung zur Verfügung stellt, abgeprüft werden: Gibt es persönliche Kontakte mit muslimischen Ansprechpartnern vor Ort? Gibt es in der Verwaltung Kenntnisse über muslimische Lebensweisen? Werden religiöse Vertreter örtlicher Moscheen etwa zu Richtfesten öffentlicher Gebäude eingeladen? Beteiligen sich örtliche Muslime in Vereinen oder an ehrenamtlichen oder sozialen Angeboten?
Inhaltlich unterstützt wird die neue Islam-Beratung auch von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU): Derzeit führten Debatten mit Islam-Bezug vor Ort noch viel zu oft "mehr zur Spaltung, als zum Zusammenhalt", findet der Minister. Eine fachlich fundierte Beratung könne aber Ängste abbauen und Verständigung fördern. Finanziell beteiligen will sich der Freistaat an dem Projekt aber nicht, so Herrmann: Es sei nicht Aufgabe des Staates, bei religiösen Konflikten zu vermitteln oder "zu erklären, was Inhalt einer religiösen Regel ist".