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MÜNCHEN/AUGSBURG/BAYREUTH/WÜRZBURG
Gewerkschaft ver.di fordert höhere Löhne für Erzieher
Heike Hampl
 |  aktualisiert: 22.12.2015 14:42 Uhr

Bayerns Großstädten mangelt es an Erziehern. Das Problem könnte bald auf dem flachen Land ankommen. Die Gewerkschaft ver.di sagt: An der Politik ist es, den Beruf des Erziehers attraktiver zu machen – mit mehr Geld und besseren Rahmenbedingungen. Die Stadt München schließt 60 von 400 städtischen Kitas seit einigen Tagen ein paar Stunden eher. Der Grund ist Personalmangel. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, räumt das Bildungsreferat erstmals ein, dass die Stadt nicht genug Erzieher findet, um die regulären Öffnungszeiten einzuhalten.

Oberbayern stark betroffen

Der Mangel trifft Oberbayern am härtesten. 418 offene Stellen für Erzieher gibt es hier. Darauf kommen 114 arbeitslose Erzieher. Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sprechen für sich. Bayernweit suchen 391 Erzieher einen Job, 965 Stellen sind frei. Ein Problem ist: Der Verdienst der Erzieher ist nicht sonderlich groß, das Leben in Ballungsräumen aber teuer. Je nachdem, in welche Gehaltsgruppe Erzieher eingestuft werden, verdienen sie zwischen 1900 und maximal 3500 Euro brutto.

„Viel Geld gibt es nur für die, die besonders schwierige Tätigkeiten ausüben“, sagt Brigitte Zach. Beispielsweise für Erzieher, deren Schützlinge aus schwierigen Verhältnissen kommen. Brigitte Zach ist bei der Gewerkschaft ver.di im Fachbereich Gemeinden tätig und beschäftigt sich mit den Arbeitsbedingungen der Angestellten in Kommunen. Nicht jeder Erzieher werde tatsächlich für die Arbeit bezahlt, die er leistet, sagt sie. „Die Arbeitgeber wünschen aus Kostengründen nicht unbedingt eine gute Eingruppierung“, verdeutlicht Zach.

Der Erziehermangel könnte bald auch in Bayerns günstigeren Regionen ankommen. In Mittelfranken kommen aktuell 40 arbeitslose Erzieher auf 204 offene Stellen. In Oberfranken ist der Wert gerade noch ausgeglichen – 51 offene Stellen kommen auf 52 arbeitslose Erzieher. „In den städtischen Einrichtungen haben wir noch genug Personal“, bestätigt Joachim Oppold, Pressesprecher der Stadt Bayreuth. Noch. Denn Brigitte Zach von ver.di ist sich sicher, dass der Erziehermangel schlimmer werden wird, wenn die Politik nicht bald angemessen reagiert.

Diesen Trend bestätigt Bernd Karl vom Augsburger Bildungsreferat. Die Stadt Augsburg hat 30 Kitas in ihrer Hand, dort arbeiten 450 Personen. Nur weil eine neue private Ausbildungsstätte in Augsburg in Betrieb genommen wird, könne der Personalbedarf gedeckt bleiben. In Würzburg bezahle die Stadt ihre Erzieher tariflich „und bietet die Möglichkeit der Fort- und Weiterbildung“, teilt Sprecher Christian Weiß mit. Trotzdem: „Der Personalmarkt ist eng und Fachkräfte sind schwer zu bekommen.“

Die Probleme des Erzieherberufs sind vielschichtig. Die Ausbildung dauert mit fünf Jahren sehr lang. Doch immer mehr junge Menschen studieren pädagogische Fächer anstatt eine Ausbildung zu machen – in dem Glauben, als studierte Fachkraft später im Beruf mehr Geld zu verdienen. Aber: „Die meisten, die mit einem Bachelor von der Uni kommen, können Sie im Berufsalltag erst mal kaum gebrauchen“, sagt Brigitte Zach. Denn diese hätten zwar theoretisches Wissen, allerdings mangele es ihnen an Praxiserfahrung. Die fünfjährige Ausbildung hingegen ist breit gefächert.

Kaum flexible Arbeitszeitmodelle

Viele Erzieher, sagt Zach, wollen später im Berufsleben nicht mehr unbedingt mit kleinen Kindern arbeiten, sondern lieber mit Jugendlichen. Der Job in einer Kita ist hart, nicht nur wegen des Lärms. Nicht jeder hält das ein Leben lang durch. Deswegen sei die lange Ausbildung vonnöten, um beruflich flexibel zu sein. Ver.di fordert für Erzieher bessere Bezahlung. Aber auch bessere Rahmenbedingungen. „Dafür muss die Politik Sorge tragen“, fordert Zach. Es gebe kaum flexible Arbeitszeitmodelle, Erzieher arbeiten meist entweder 20 oder 40 Wochenstunden. 95 Prozent der Erzieher sind weiblich. Viele davon haben selbst Kinder. „Es gibt immer mehr Alleinerziehende, für die wir flexiblere Stellen brauchen“, sagt Zach.

 
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  • Und wer hat(te) dort das Sagen?
    Zur Erinnerung: Seit vielen Jahren der gewesene Hoffnungsträge der SPD für die letzte Landtagswahl im Verbund mit seinem Wunschkoalitionspartner. Nach der Misere mit den unbelegten bzw. leer stehenden städt. Wohnungen ein weiterer Beleg für die s......demokratisch bestimmte Stadtpolitik in München traurig traurig
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