Obwohl es für etliche Tumorerkrankungen Vorsorgeuntersuchungen gibt, werden sie oft zu wenig angenommen. Gerade die Zahlen bei der Darmkrebsvorsorge gehen "in einem erschreckenden Ausmaß zurück“, warnt der Münchner Arzt Berndt Birkner, Präsident des bundesweiten Netzwerkes gegen Darmkrebs. Er und andere Expertinnen und Experten rufen gerade jetzt im März, dem sogenannten "Darmkrebsmonat“, daher dazu auf, die Möglichkeiten zu nutzen.
Forscher erwarten wieder mehr Erkrankungen und Sterbefälle
Vor dem Hintergrund der sinkenden Vorsorgeuntersuchungen rechne das Deutsche Krebsforschungszentrum beim Darmkrebs bereits wieder mit steigenden Erkrankungen und Sterbefällen, sagt Birkner. Im Jahr 2022 waren im Freistaat nach Angaben der AOK Bayern 76.500 Menschen daran erkrankt, 100 weniger als noch 2021. Bundesweit seien 2021 mehr als eine halbe Million Menschen betroffen gewesen. Laut einem Bericht des Krebsregisters Bayern aus dem Jahr 2021 sei dies die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen und Männern im Freistaat. Auch die Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern, Irmgard Stippler, sieht daher gerade beim Darmkrebs-Screening "noch viel Luft nach oben“.
Der Präsident der Bayerischen Krebsgesellschaft weiß, dass kaum eine Erkrankung mit so vielen Ängsten verbunden ist wie Krebs. "Daher verdrängen viele Menschen das Thema und gehen leider erst gar nicht zur Krebsvorsorge“, sagt Professor Günter Schlimok. "Doch damit wird Lebenszeit verschenkt. Denn je früher ein Tumor erkannt wird, desto höher sind die Heilungschancen.“ Doch die Angst wird nach Einschätzung der Experten nicht nur verdrängt. Ein weiterer Grund, warum viele die Vorsorge vernachlässigen: Im frühen Stadium bereiten Tumore oft keine Beschwerden. "Viele denken, warum soll ich zu einem Arzt gehen, wenn ich mich gesund fühle – doch das Gefühl trügt eben leider oft“, weiß Schlimok, früherer Chefarzt am damaligen Zentralklinikum Augsburg und ergänzt: "Die meisten Tumore lassen sich sehr früh erkennen.“ Das Risiko zu erkranken, steige mit dem Alter.
Auch ältere Frauen dürfen künftig zum Mammografie-Screening
Vor allem Männer sind nach wie vor Vorsorgemuffel, erklärt Schlimok. Neben der Darmkrebsvorsorge rät er Männern auch zur Prostatakrebsvorsorge: "Hier klafft leider eine ganz große Lücke.“ Und die Zahl der Neuerkrankungen steigt hier im Freistaat, wie Zahlen des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zeigen. Was Frauen und Männer gleichermaßen nach Einschätzung von Schlimok vernachlässigen, ist die Hautkrebsvorsorge. Es stimme zwar, dass man auf einen Termin oft sehr lange warten muss, das Argument lässt Schlimok hier aber nicht gelten, schließlich lasse sich so ein Screening rechtzeitig planen. Etwas besser sehe es bei der Mammografie aus. "Etwa 80 Prozent der Frauen gehen zur Brustkrebsvorsorge“, sagt Schlimok. Neu ist: Bislang war es Frauen nur bis zum 69. Lebensjahr erlaubt, an den regelmäßigen Vorsorge-Röntgen-Untersuchungen teilzunehmen. Ab Juli können sich auch Frauen zwischen 70 und 75 zum Mammografie-Screening anmelden.
Schlimok appelliert, bei der Krebsvorsorge auch Kinder und Jugendliche nicht zu vergessen: "Vor allem die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) ist so wichtig und wird noch immer viel zu zögerlich angenommen. Dabei können so gleich mehrere Krebsarten effektiv verhindert werden, unter anderem Gebärmutterhalskrebs.“
Auch Darmkrebs treffe immer mehr Jüngere, warnt der Münchner Gastroenterologe Birkner. Was Sie speziell zur Darmkrebsvorsorge wissen sollten, finden Sie heute auf Bayern.