Türkei-Reisende aus Mainfranken brauchen keine Angst zu haben. „Wer fliegt oder geflogen ist, für den ist gesorgt“, sagt Matthias Kastner, Inhaber von Reisebüros in Bad Neustadt und Mellrichstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld). Allerdings hat er wie die meisten seiner Kollegen schon in den vergangenen Wochen einen massiven Einbruch bei den Buchungen für das einst so beliebte Urlaubsziel am Bosporus hinnehmen müssen.
Kastner hat noch am späten Freitagabend, als die ersten Meldungen und Bilder vom Putschversuch im Fernsehen liefen, Kontakt mit Reiseleitern aufgenommen, die Rhöner Urlauber an der türkischen Riviera betreuen. Sie hätten berichtet, die Lage sei „vollkommen ruhig“. Beim Sonnen am Strand hätten die meisten Gäste auch am Samstag nichts von den Geschehnissen in den türkischen Großstädten mitbekommen.
Wer allerdings seinen Rückflug für Samstag gebucht hatte, der musste mit Verzögerungen rechnen, nachdem viele Türkei-Flüge gestrichen wurden. Kastner: „Dann bleiben die Leute eben ein, zwei Tage länger. Das läuft alles sehr geordnet.“
Gemeldet haben sich in den Reisebüros auch einige Kunden, die Anfang nächster Woche in die Türkei starten möchten. „Da heißt es abwarten.“ Wer am Sonntag oder Montag fliegen sollte, der könne bei den meisten Veranstaltern kostenlos umbuchen. Danach sollte alles wieder normal laufen. „Wenden Sie sich an ihr Reisebüro“, rät Kastner allen Kunden. Dort gebe es ausgebildete Experten, die die richtigen Ratschläge geben. „Es lohnt sich eben, nicht im Internet zu buchen.“
Grundsätzlich, so berichtet Kastner, habe das Interesse der Urlauber an der Türkei bereits in den vergangenen Monaten nach den Terroranschlägen stark abgenommen. Stattdessen entwickle sich vor allem Spanien als „großer Renner“. Die Preise hätten entsprechend angezogen. Zudem zieht es viele Rhöner ganz weit weg – nach Asien oder Amerika. Kastner: „Bei Fernreisen verzeichnen wir heuer ein enormes Plus.“
Im TUI-Reisecenter in der Würzburger Eichhornstraße ist der große Urlauber-Ansturm am Samstagmorgen ausgeblieben. „Das liegt daran, weil wir zuletzt nur sehr wenig Türkei verkauft haben“, so eine Mitarbeiterin auf Nachfrage. Den Einbruch beziffert sie auf „rund 70 Prozent“. Dabei habe Urlaub am Meer rund um Side, Antalya oder Bodrum jahrelang geboomt. „Tolle Strände, stabile Sonne, günstige Preise, gute All-Inclusive-Angebote“, seien die Argumente gewesen. Argumente, die heuer bei vielen hundert Reisenden nicht zählten.
„Ich habe selbst eher abgeraten“, bekennt die Mitarbeiterin. Die politische Lage in der Türkei Erdogans sei schon seit Monaten unsicher. Stattdessen haben die Urlauber in Würzburg mehr als sonst Hotels in Spanien, Griechenland und Italien gebucht. Auch sei die Nachfrage nach Zielen in Österreich und Deutschland selbst, die mit dem Auto gut erreichbar sind, deutlich gestiegen.
Im Bavaria-Reisebüro in Schweinfurt ist die Lage am Samstag ähnlich. Auch hier stehen aktuell Ziele in Griechenland und Spanien besonders im Fokus der Kundschaft. Laut Mitarbeiterin Katharina Saalfrank kommen die Nachrichten vom Putschversuch in der Türkei zur Unzeit. „Ich hatte das Gefühl, dass sich zuletzt wieder mehr Leute getraut haben, die Türkei zu buchen.“
Ganz kurz angebunden am Telefon ist die Mitarbeiterin des Büros Reiseland in Kitzingen. Auf ein Gespräch mit der Redaktion will sie sich nicht einlassen. „Ich habe keine Zeit, muss auf drei Leitungen gleichzeitig telefonieren.“ Der Grund seien die vielen Nachfragen von Türkei-Urlaubern. Nein, so sagt sie anders als ihre Kollegen, einen Rückgang des Interesses an Bosporus-Reisen, habe sie zuletzt nicht feststellen können.