Der Tod kam überraschend. Selbstbewusst wie immer startet der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß am 1. Oktober 1988 mit dem Hubschrauber zu einem Jagdausflug. Kaum ausgestiegen, bricht der 73-Jährige mit Kreislaufversagen zusammen und stirbt zwei Tage später im Krankenhaus in Regensburg. Es war das jähe Ende eines der profiliertesten, aber auch widersprüchlichsten Politikers der Bundesrepublik. In seiner über vier Jahrzehnte dauernden politischen Karriere sind die Ämter und Aktivitäten, gewaltigen Wortgefechte und Skandale kaum aufzuzählen.
Vom Mitbegründer der CSU stieg er zum Vorsitzenden der Partei auf, unter Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) fungierte er als Minister für besondere Aufgaben, auch als Ressortchef für Atomfragen, schließlich als Verteidigungsminister. Später Finanzminister, diente er der Großen Koalition unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU) und Außenminister Willy Brandt (SPD). Erfolglos trat er 1980 als Kanzlerkandidat der CDU/CSU gegen den amtierenden Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) an. Als Verteidigungsminister kämpfte Strauß 1958 an der Seite Adenauers verbissen für die atomare Bewaffnung der Bundeswehr und rief vor dem Bundestag zu einem „Stopp des Weltkommunismus in seinem Vormarsch“ auf. So entscheidet 1958 der Verteidigungsminister Strauß, die Luftwaffe mit dem Starfighter F 104 auszurüsten. Der dafür zuständige Lockheed-Mitarbeiter ist Ernest Hauser, ein Freund des Ministers. Noch bevor die amerikanische Maschine, die für deutsche Verhältnisse umgerüstet ist, getestet wird, ordert Strauß 700 Stück. Der Verdacht der Schmiergeldzahlung wird nie ausgeräumt.
Im Oktober 1962 berichtet „Der Spiegel“ über ein NATO-Manöver. Gegen Mitarbeiter des Nachrichtenmagazins wird daraufhin ein Ermittlungsverfahren wegen Landesverrats eingeleitet. Chefredakteur Rudolf Augstein und Autor Conrad Ahlers landen in U-Haft. Strauß lügt im Bundestag und bestreitet jegliche Beteiligung. Später räumt er ein, die Festnahme von Ahlers durch die spanische Polizei über die Botschaft in Madrid veranlasst zu haben. In der Folge muss er als Verteidigungsminister zurücktreten.
In der Opposition zählte Strauß, Sprecher der Unions-Fraktion, zu den schärfsten Gegnern der Ostpolitik von Bundeskanzler Brandt. Doch sein feines Gespür für die Entwicklung des Ost-West-Gefüges ließ Strauß überraschende Wendungen vor allem auch in seiner Haltung zur DDR vollziehen. Als Honecker während seines Staatsbesuches 1987 bei Kohl auch München besuchte, bereitete ihm Strauß mit dem Abspielen der DDR- und der Bayernhymne einen besonders aufmerksamen Empfang. In seiner Tischrede zum Empfang Honeckers aber redete Strauß Klartext: „Die Mauer in Berlin passt nicht mehr in die neue Phase weltpolitischer Entwicklung, in die wir hoffentlich eingetreten sind.“ Ihren Fall zwei Jahre später hat Strauß nicht mehr erlebt.
Wenige Tage vor dem 20. Todestag veröffentlichte Strauß-Sohn Franz Georg seine persönlichen Erinnerungen an den Vater. Der 47-Jährige will mit dem Buch „Mein Vater“ die Sicht der Familie schildern und Einblicke in den Arbeitsstil und die privaten Leidenschaften seines Vaters geben. Doch sogar er gibt zu, was Strauß-Verehrer sagen: „Ganz Herr wird man des Gebirges Strauß nie, man entdeckt immer wieder neue Pfade.“