Es war wohl ein beabsichtigtes Wortspiel gewesen, als der Präsident des FC Würzburger Kickers, Michael Schlagbauer, in seiner Laudatio bei der Preisverleihung der Aktion „Fair ist mehr“ am Montagabend davon sprach, dass der Grundsatz „Wenn der Gegner am Boden liegt, dann ist der Kampf vorbei“ in der heutigen Gesellschaft oft mit Füßen getreten werde. Umso bemerkenswerter seien deshalb die Aktionen der Sportskameraden, die im Würzburger Vogel Convention Center bei der durch die Kanzlei Bendel & Partner und die Mediengruppe Main-Post veranstalteten Gala ausgezeichnet wurden.
Konkret bezog sich Schlagbauer auf ein Jugendspiel des SV 09 Würzburg, bei dem der Trainer der U-13-Mannschaft, Andreas Thiele, beim Spielstand von 2:2 den Schiedsrichter darum gebeten hatte, das dritte Tor seines Teams zurückzunehmen, da dieses gefallen war, als der gegnerische Torwart verletzt am Boden lag. Ohne Torwart sei eine Mannschaft wehrlos – die Reaktion des Trainers daher die einzig richtige, lobte Schlagbauer Thiele, der sich über den zweiten Preis und 1000 Euro freuen durfte. Dass er die Auszeichnung verdient hatte, unterstrich der Jugendtrainer mit seinen Dankesworten: Er widme den Preis allen Spielern, Trainern und Eltern, die sich jede Woche aufs Neue gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzten.
„Die Jury hat entschieden, jetzt ist es halt so“, zeigte sich Hans Wagner vom TV Bad Brückenau besonders bescheiden, obwohl ihm der Präsident des Bayerischen Fußball-Verbands, Rainer Koch, soeben den ersten Preis verliehen hatte. Alle anderen Nominierten hätten die Auszeichnung genauso verdient gehabt, betonte der Läufer. Dennoch tat gerade er sich hervor, als er beim Zeiler Waldmarathon als Sieger ausgerufen wurde, die Jury dann aber davon überzeugte, dass beim knappen Finale der Konkurrent die Nase vorn hatte. Ein Chip im Schuh, der die Entscheidung automatisieren und genauer machen sollte, hatte nicht den gewünschten Zweck erfüllt. Zu Recht wies Koch im Blick auf den ohnehin als fairen Sportsmann bekannten Wagner darauf hin, dass von den Menschen in erster Linie die Werte in Erinnerung bleiben, die sie vermitteln.
Auf Platz drei landete Fußballtrainer Christian Breunig und sein ETSV Würzburg, nachdem sie in der zweiten Frauen-Bundesliga Süd zugestimmt hatten, ein Spiel auf Wunsch des durch Verletzungen und Krankheit arg gebeutelten 1. FC Saarbrücken, damals direkter Konkurrent im Abstiegskampf, zu verlegen. „Wir wollten den Klassenerhalt mit fairen Mitteln schaffen und nicht durch das Pech anderer Teams“, so Breunig, der heute genauso entscheiden würde. Zwar verlor der ETSV damals das verlegte Spiel, die Liga konnte er aber trotzdem halten. Der vierte Preis ging schließlich an Hans Koller und seine U 15-Fußballmannschaft des FC Würzburger Kickers. Als in Schwarzach im Turnierfinale der Gegner stark geschwächt war, verzichtete Koller auf einen kampflosen Erfolg und stimmte zu, dass beide Mannschaften zum Sieger erklärt würden: „Der Respekt vor der Gesundheit des Gegners war wichtiger als der sportliche Erfolg“, so Koller.
So bemerkenswert die Aktionen der insgesamt 13 nominierten Akteure auch waren, so schade sei es auch, dass es sich dabei oft um Ausnahmen handele, betonten die Festredner an diesem Abend, durch den die beiden Main-Post-Redakteure Anton Sahlender und Natalie Gress führten. Ebenfalls zu Wort kam der bayerische Justizminister Winfried Bausback, der für seinen Entwurf über ein neues Sportschutzgesetz warb, mit dem es ihm vor allem um den Kampf gegen Doping und Spielmanipulationen gehe. Gerade die Main-Post habe dabei eine wichtige Rolle gespielt, betonte Chefredakteur Michael Reinhard, nachdem sie im vergangenen Jahr systematisches Doping in der Bundesrepublik Deutschland in den 1970er Jahren erstmals belegen konnte und so eine deutschlandweite Debatte ausgelöst hatte.
Auch im nächsten Jahr, stellte Sahlender bereits in Aussicht, werde es wieder eine Gala geben. Seit 1991 gibt es die Aktion „Fair ist mehr“ bereits und das Thema habe nichts an Aktualität verloren. Gerade als Vorbilder für die Kinder seien wir gefordert, denn Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit müsse man erst beigebracht bekommen, fand Franz Geus von Bendel & Partner und schloss mit dem passenden Satz: „Man sollte sich einen Platz an der Sonne suchen, ohne jemand anderen in den Schatten zu stellen.“