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MÜNCHEN
Fachkräfte dringend gesucht
Allein auf weiter Flur: Ein Facharbeiter arbeitet an Solarmodulen. 2015 sollen in Bayern 500 000 Fachkräfte fehlen.
Foto: dpa | Allein auf weiter Flur: Ein Facharbeiter arbeitet an Solarmodulen. 2015 sollen in Bayern 500 000 Fachkräfte fehlen.
Von unserem Korrespondenten Uli Bachmeier
 |  aktualisiert: 10.10.2012 12:03 Uhr

Wer mit seinem Anliegen gehört werden will, der kommt um ein Spektakel offenbar nicht mehr herum. Seit Jahren schon weisen Unternehmen und Wirtschaftsverbände auf den stetig wachsenden Mangel an Fachkräften in technischen Berufen hin. Gestern luden Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) und vier bayerische Topunternehmer zu einer Aktion ein, wie man sie sonst eher von Umweltaktivisten kennt. Professionelle Kletterer enthüllten an den Telekom-Towers beim Münchner Ostbahnhof in luftiger Höhe ein gigantisches Transparent mit der Aufschrift: „Wir holen die besten Köpfe nach Bayern.“

Dem spektakulären Auftakt folgte eine außergewöhnlich prominent besetzte Pressekonferenz. Seite an Seite mit der Unternehmerin Susanne Klatten (BMW, Altana), Linde-Chef Wolfgang Reitzle, dem Unternehmer Anton Kathrein und Adidas-Chef Herbert Hainer warb Minister Zeil für zwei Regierungsprogramme und ein neues Internetportal. Sie sollen der bayerischen Wirtschaft das beschaffen, was sie nach eigenen Angaben am nötigsten braucht: hoch qualifizierte Ingenieure, Techniker und Facharbeiter.

Welche Dimension das Problem hat, illustrierte Zeil anhand von zwei Zahlen: Nach Studien der Prognos AG im Auftrag der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft fehlen allein in Bayern bis zum Jahr 2015 etwa eine halbe Million Fachkräfte. Und bereits heute entgehen dem bayerischen Mittelstand, wie die Beratungsgesellschaft Ernst & Young errechnet hat, jährlich 6,6 Milliarden Euro Umsatz, weil geeignete Mitarbeiter fehlen.

Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, will sich das Wirtschaftsministerium vor allem um zwei Zielgruppen kümmern. Abgewanderte Fachkräfte aus Bayern oder anderen Bundesländern sollen über das Regierungsprogramm „Return to Bavaria“ („Komm zurück nach Bayern“) in den Freistaat zurückgeholt werden. Das Regierungsprogramm „Study and stay in Bavaria“ („Studiere und bleib in Bayern“) will ausländische Hochschulabsolventen im Freistaat halten. Außerdem sollen über das gestern freigeschaltete Internetportal „Work in Bavaria“ („Arbeite in Bayern“) gezielt Fachkräfte aus aller Welt angeworben werden.

Die Unternehmer auf dem Podium unterstützten Zeil nach Kräften. „Es ist höchste Zeit, dass wir uns etwas einfallen lassen, wenn wir nicht einen Verlust an Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit riskieren wollen“, sagte Susanne Klatten. Sie verwies auf einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel in der Zuwanderungsdebatte und betonte: „Wir können es uns einfach nicht mehr leisten, dass ausländische Uni-Absolventen nach dem Studium in ihr Heimatland zurückkehren, ohne dass wir um sie geworben haben.“

Hohe Energiekosten, hohe Besteuerung und Technikfeindlichkeit bezeichnete Linde-Chef Reitzle als Probleme am Wirtschaftsstandort Bayern. Zugleich müssten naturwissenschaftliche Fächer in der Schule stärker gefördert werden. Und er forderte: „Wir brauchen ganz gezielt selektive Zuwanderung. Wir brauchen ein Klima der Leistungsbejahung und der Technikfreundlichkeit.“

„Mit Herzblut unterstützen“ will auch Adidas-Chef Hainer die Initiativen des Ministeriums. Er berichtete von guten Erfahrungen am Firmen-Stammsitz in Herzogenaurach, wo rund 3200 Beschäftigte aus 50 Nationen arbeiten, und versuchte, Vorbehalte gegen Zuwanderung zu zerstreuen: „Wir haben keine Angst vor Hochbegabten, wir sind auf der Suche nach Hochbegabten.“ Der Rosenheimer Unternehmer Kathrein beschrieb, welche Konsequenzen der Fachkräftemangel für ihn bereits hat: „Ich verliere derzeit Umsatz.“ Ein Drittel mehr wäre zuletzt möglich gewesen – wenn er das richtige Personal gehabt hätte.

 
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Kommentare
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  • H. H.
    holen sich die Fachkräfte im Billiglohnverdienen aus dem Ausland, wenn man als deutsche/r Akademiker/in ausgerechnet hat, was man verdienen müsste, um nach x Jahren Studium für Studiengebühr auf Pump sowie y Jahren Praktikum für lau eine Rente über Hartz-IV-Niveau zu bekommen und keinen Vertrag für weniger unterschreiben mag (im Ausland sind deutsche Fachkräfte zu diesen Bedingungen übrigens hochwillkommen!!!).

    Das Ende vom Lied könnte sein, dass die Hochqualifizierten ins Ausland abwandern und in Deutschland ein Heer von "Billiglöhner/inne/n" den billigen Ramsch zusammenschwartet (den dann die reichen Leute im Ausland kaufen), um den Unternehmen die Kasse zu füllen. Vielleicht kommt Nokia dann auch aus Rumänien zurück...

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    ich würde mir eher alle Gliedmassen abhacken als freiwillig nach Bayern zurückzukehren.
    Gez. eine Fachkraft grinsen
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  • w. k.
    Bayern ist jetzt offen für die ganze Welt. Perfekte engl. Slogans. Die Industrie jammert. Vor einigen Jahren hat man die Ausbildung vernachlässigt. Jetzt bietet man Dauerpraktika und befristete Arbeitsverhältnisse an. Man will natürlich die besten Leute aber es soll so wenig wie möglich kosten. Ein ausländischer Student wäre ja dumm, wenn er nach dem Studium in D respektive Bayern bleiben würde. Im Ausland verdient er bedeutend mehr.
    Immer mehr hochqualifizierte aus allen Bereichen kehren unserer Lohndumpinggesellschaft den Rücken.
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    keine Leiharbeiter und 400 Euro Jobs mit der mehrfach 1 Posten besetzt wird. Gute Leute gehen ins Ausland und nicht zu solchen Schrott-Arbeitsstellen
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