Wenn Bernd Förtsch im Besprechungsraum seiner Kulmbacher Unternehmenszentrale über Hummel-Figuren spricht, fällt immer wieder das Wort „Wertigkeit“. Eben diese Wertigkeit ist es, die ihn schon als Bub fasziniert hat. Die seine Mutter vor Jahrzehnten schon dazu bewogen hat, trotz einfachster Verhältnisse alle zwei Jahre die Vitrine mit einer neuen Figur zu bestücken.
Alles handgemacht, mit Weltruf, aber eben doch aus der fränkischen Heimat: Hummel war ein großer Name, als Bernd Förtsch noch ein kleiner Junge war. Und noch nicht der millionenschwere Selfmade-Mann, der Medien gegenüber heute äußerst zurückhaltend ist – zu skeptisch ist er insbesondere Finanzmedien gegenüber, die an ihm, einer der schillerndsten Figuren des Börsenbooms zur Jahrtausendwende, selten ein gutes Haar lassen.
Marke hat an Wert verloren
Vielleicht ist Hummel ja noch eine starke Marke, aber sie hat zweifellos an Wertigkeit verloren. Einst war Goebel mit über 2500 Beschäftigten einer der wichtigsten Arbeitgeber im Landkreis Coburg. Doch nach einbrechendem Absatz sowie mehreren Management- und Strategie-Wechseln endete die Ära jäh mit der Insolvenz, als die Hauptgläubigerbank Merrill Lynch 2006 die Reißleine zog.
Seit 2010 firmiert nun Goebel in Bad Staffelstein, in Rödental hält seit der Ausgliederung 2008 und weiteren Insolvenzen noch die Hummel Manufaktur mit rund 70 Köpfen die Stellung.
Weltweit aber gibt es noch immer eine fünfstellige Zahl an Clubmitgliedern, die sich leidenschaftlich mit den in reiner Handarbeit gefertigten Figuren beschäftigt. Dass diese ebenso glücklich bleiben wie eine Großzahl der verbliebenen Mitarbeiter in Rödental, dafür will nun der Kulmbacher Unternehmer sorgen.
Die Pläne liegen auf dem Tisch, nachdem er das wochenlange Rennen um die insolvente Hummel Manufaktur gewonnen hat: Mindestens 45 der noch 69 Mitarbeiter sollen weiter beschäftigt werden. „Die Azubis wollen wir natürlich auch übernehmen“, sagt er bestimmt.
Die Baustellen? Hauptsächlich der Vertrieb. „Gesundschrumpfen“ ist angesagt, sowohl bei der Produktion als auch im Verkauf. Von 55 000 auf 20 000 zurückgefahren werden soll die Jahresproduktion handgemachter Figuren, das Sortiment wird um die günstigsten und kleinsten Exemplare entschlackt. Es wird nichts mehr gefertigt, was kleiner ist als zehn Zentimeter oder einen geringeren Preis hat als 100 Euro.
Alles mit dem Ziel, die Wertigkeit nummerierter Figuren weiter zu steigern. Die Absatzmärkte? Bleiben gleich, die Sammler sitzen auch weiterhin hauptsächlich in Deutschland und Europa, Asien und den USA.
Geld für ihre Leidenschaft ausgeben sollen sie künftig in einem wesentlich attraktiver gestalteten Werksverkauf in Rödental, aber auch online oder in den größten Kaufhäusern in Berlin, New York, San Francisco und Shanghai. Ansonsten bleiben die Figuren das, was sich einst eine Ordensschwester ausgedacht hat: immer eine verklärt schauendes Figürchen, das nur schön anzusehen ist. Oder wie Förtsch die „Gänseliesel“ oder den „Wanderbub“ beschreibt: „Sie geben beim Anschauen einfach ein gutes Gefühl.“
Dass er und sein Unternehmen branchenfremd sind, ist ihm bewusst. Wobei die Logistik etwas ist, was auch die Börsenmedien AG kann. Und: Auch er bringt mit seinen Produkten aus dem Finanzsektor, darunter das Zeitschriften-Flagschiff „Der Aktionär“, Produkte unter die Menschen, die man gut finden, vielleicht sogar sammeln kann. Der Erwerb der Hummel Manufaktur sei aber auch alles andere als dem Streben nach Gewinn geschuldet, beteuert Förtsch. Profitabel soll sie freilich sein, aber er weiß auch: „Mein Geld verdiene woanders.“
Es sei ihm eine Herzensangelegenheit, den „Patienten von der Intensivstation“ zu holen – aber eben auch kein Himmelfahrtskommando: „Dass auch Menschen mit wenig Geld sich Hummel-Figuren gönnen, ist der Garant fürs Überleben.“ Insbesondere der Club – die dafür neu aufgelegte „Hummel Post“ soll bereits Ende Februar erscheinen – und eigens dafür geschaffene Figuren seien Konstanten auf die man bauen könne. Am 15. Januar soll es losgehen: „Wir sind produktionsfähig, es geht also nahezu nahtlos weiter“, sagt Förtsch.