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MÜNCHEN
Es wird eng für Ecclestone
Unliebsames Wiedersehen: Bernie Ecclestone trifft Gerhard Gribkowsky noch einmal vor Gericht. Ende Juli soll der ehemalige Bankvorstand der BayernLB erneut im Bestechungsprozess aussagen.
Foto: Michaela Rehle, afp | Unliebsames Wiedersehen: Bernie Ecclestone trifft Gerhard Gribkowsky noch einmal vor Gericht. Ende Juli soll der ehemalige Bankvorstand der BayernLB erneut im Bestechungsprozess aussagen.
reda
 |  aktualisiert: 14.05.2014 21:45 Uhr

Trinkt man im eigenen Büro einen Espresso mit einem Mann, dem man kurz vorher noch zig Millionen Dollar Schweigegeld gezahlt hat? Einem Mann, der einen mit brisanten Steueranschuldigungen angeblich zu ruinieren drohte?

Noch 2010 will Gerhard Gribkowsky, einst BayernLB-Vorstand, heute mit Anschrift JVA München-Stadelheim, im noblen Londoner Stadtteil Knightsbridge mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zusammen Kaffee getrunken haben. So erzählt er es zumindest im spektakulären Münchner Ecclestone-Prozess. Und das wäre dann doch eine seltsame „Vorzugsbehandlung für einen Erpresser“, findet Gribkowsky.

Doch nicht nur wegen der Espresso-Episode sieht es vor Gericht nicht wirklich gut aus für den kleinen Briten: Die dreitägige Vernehmung des Hauptbelastungszeugen Gribkowsky brachte nämlich keine Anhaltspunkte, die Ecclestones Version stützen: Der will nämlich Gribkowsky in den Jahren 2006 und 2007 nur deshalb insgesamt 44 Millionen Dollar überwiesen haben, weil dieser drohte, ihn sonst bei den britischen Steuerbehörden anzuschwärzen.

Natürlich habe er versucht „Druck zu machen“, räumt Gribkowsky ein. Schließlich sollte er die nach der Pleite der Kirch-Gruppe an die BayernLB gefallene Mehrheit an der Autorennserie möglichst gewinnbringend verscherbeln. Dafür habe er auch in der bunten Vergangenheit des heute 83-Jährigen gewühlt und Gerüchte über Unregelmäßigkeiten in Ecclestones breitem Firmengeflecht gestreut. Klar sei aber auch: „Ich hatte kein Erpressungspotenzial“, beteuert Gribkowsky.

Um den „Lästigkeitswert“ sei es vielmehr gegangen: Und die ahnungslose Bank als Mehrheitseigener sei dem Alleinherrscher Ecclestone in der Tat immer mehr auf die Nerven gegangen. Nur darum habe der Rennsport-Boss dem Banker im Mai 2005 mit dem kurzen Satz „Ich kümmere mich um dich“ einen „Deal“ vorgeschlagen, den Gribkowsky vor Gericht so zusammenfasst: „Er organisiert den Verkauf und ich stelle mich nicht quer.“

Eine direkte Verbindung des folgenden Geschäfts mit dem Finanzinvestor CVC und den als Beratungshonorare getarnten Millionenzahlungen an Gribkowsky habe Ecclestone zwar nie hergestellt. „Aus dem Kontext“ sei diese Verbindung aber immer klar gewesen, behauptet der Ex-Banker: „Für mich hat sich das wie ein roter Faden durchgezogen.“

Die Anklage nennt diese Verbindung kurz und griffig „Bestechung“. Ein Vorwurf, dem Gribkowsky vor Gericht nach ermüdenden Stunden ausweichender Antworten mit einer überraschenden Enthüllung zusätzlich Nahrung gibt: So soll es schon vor dem „Deal“ zwei unmoralische Angebote Ecclestones über zehn und achtzig Millionen Dollar gegeben haben: Ein „Verführungsversuch“, findet Gribkowsky. Doch noch zu „dubios“ um darauf einzugehen. Erst als Ecclestone den Landesbanker auch von einer beruflichen Zukunft im Glamour der Formel 1 träumen ließ, habe er schließlich zugegriffen.

Gribkowskys oft unscharfe Erklärungsversuche, was Ecclestone konkret von der Bestechung hatte, dürfte dessen Verteidigern allerdings noch einige Ansatzpunkte liefern: So sei in der BayernLB stets klar gewesen, dass Ecclestone „alles hatte, auch ohne uns eine Formel 1 zu machen“. Der beigebrachte Käufer CVC sei zudem kompetent und solvent gewesen, der Kaufpreis zumindest im Kern in Ordnung. „Warum muss man Sie bestechen, wenn Sie sowieso verkaufen wollten“, will Richter Peter Noll deshalb wissen. „Ich hätte intern in Richtung „behalten“ arbeiten können“, antwortet Gribkowsky – und klingt davon selbst wenig überzeugt.

In der für eine mögliche Bestechungsstrafe wichtigen Frage, ob Ecclestone wusste, dass ein Landesbanker ein Amtsträger ist, belastet Gribkowsky den Briten dagegen schwer: „Es war ihm früh klar, dass es eine Bank ist, die von Ministern geführt wird.“ Immer wieder habe Ecclestone ihn mit dem „Beamtenladen“ aufgezogen. Daraus sei sogar „der Kosename Civil Servant“ – Staatsdiener – für ihn entstanden.

Nach der Befragung weiterer Zeugen werden Ecclestones Verteidiger Gribkowsky wohl erst Ende Juli ins Kreuzverhör nehmen. Ein Urteil wird für den Spätsommer erwartet.

 
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