
Zwei Tage vor Heiligabend sieht ein Millionenpublikum die Schauspielerin Sophie von Kessel auf dem Bildschirm. Die Tochter eines Diplomaten freut sich auf harmonische Weihnachten ohne Zwänge.
Sophie von Kessel: Ich glaube, dass es ein großes Bedürfnis gibt, bei der Flut an Krimis auch Familiengeschichten zu erzählen. Diese Konstellation – autoritärer Vater mit verkorksten Kindern, die zu verschiedenen Familienfesten zusammenkommen – birgt ein unheimliches Konfliktpotenzial. Und das ist amüsant umgesetzt.
Kessel: Dass man seine Eltern stolz machen will, das passt so gut wie auf jeden Menschen. Wir hatten zu Hause natürlich niemals eine solche Situation, schon deswegen nicht, weil ich einen ganz anderen Beruf ergriffen habe als mein Vater.
Aber ich glaube, dass Kinder sowieso um die Anerkennung der Eltern buhlen, ob bewusst oder unbewusst. In diesem Punkt kann ich es nachvollziehen.
Kessel: Als Diplomat, glaube ich, bietet es sich an, beispielsweise Jura zu studieren. Solche Studiengänge haben mich aber nicht interessiert. Ich habe ja außerdem mein Leben nur so kennengelernt, wie es eben war – in dem Sinne, dass wir alle paar Jahre umgezogen sind. Das habe ich zunächst nicht infrage gestellt. Als ich älter wurde, habe ich aber daran die Lust verloren, alle drei Jahre nicht nur das Haus zu wechseln, sondern das Land. Ich fand das nicht sonderlich reizvoll, zumal man ja nicht auswählen kann, wohin man kommt.
Kessel: Wie alle anderen auch, denke ich mal. Total wichtig ist mir, dass es kein Dogma ist. Es muss nicht das perfekte Fest sein, es muss nicht das perfekte Menü sein, es muss nicht das perfekte Ritual sein, das man immer wiederholt. Ich versuche, es relativ entspannt anzugehen, was einem eh schwerfällt, wenn man sich umschaut und sieht, wie sich die Leute stressen.
Meine Familie kommt aus Berlin nach München. Und dann sind wir ein paar Tage zusammen. Das funktioniert ohne große Zwänge.
Kessel: Nein, das kann ich nicht behaupten. Aber das heißt nicht, dass wir nie in die Kirche gehen würden. Wir sind an Weihnachten schon auch in die Kirche gegangen. Aber es ist keine Pflicht.
Kessel: Ich hatte schon Heiligabend mit Christbaum und ohne.
Kessel: In diesem Jahr habe ich einen Baum, aber einen kleinen.
Kessel: Eigentlich mit Harmonie. Zum Streiten gibt es andere Gelegenheiten. Irgendwie freuen wir uns alle nur, dass wir ein paar Tage miteinander haben.
Kessel: Urlaub? In dem Sinne nicht, weil ich ja auch Vorstellungen im Theater habe. Aber vielleicht ergeben sich ein paar Tage zum Skifahren. Das würde eher spontan stattfinden. Karibik kommt eher nicht infrage.
Kessel: Immer da, wo ich gerade bin, wo die Menschen sind, mit denen ich da wohne, in diesem Fall meine Kinder. Jetzt bin ich schon seit einigen Jahren in München.
Kessel: Dieses Gefühl, ein Star zu sein, ist eher etwas, was vielleicht von außen wahrgenommen wird. Als Schauspieler empfindet man das subjektiv gar nicht, denke ich. Abgesehen davon, dass es einen auch nicht besonders weit bringt. Das ist doch alles sehr relativ. Wer ist denn weit oben? Was ist denn ein Star?
Kessel: Dann kümmere ich mich hoffentlich um meine Kinder. Oder mache Sport. Oder spiele Klavier. Oder lese oder gehe gerne ins Kino. Ich interessiere mich natürlich auch sehr für das, was meine Kollegen so machen, was für Filme gedreht werden.
Sophie von Kessel
Als Tochter eines deutschen Diplomaten wurde Sophie von Kessel, 47, in Mexiko geboren und lebte als Kind in Lateinamerika, Finnland, Österreich, Deutschland und den USA. Sie hat eine Tochter, 15, und einen Sohn, 10. Dem TV-Publikum bekannt wurde sie als Studentin Christine in der Serie „Schloss Hohensteinö“ (1992 bis 1995). Heute spielt sie als festes Ensemblemitglied am Münchner Residenztheater. Daneben ist sie in Produktionen für Film und Fernsehen zu sehen – jetzt am 22. Dezember, 20.15 Uhr im ZDF in „Das beste aller Leben“. Text: jok