
Ein Trockenjahr mit extremen Temperaturen, gegenüber dem Vorjahr deutlich geringere Ernte, Preisdruck auf den Erzeugermärkten für Milch und Schweine, ein Lebensmitteleinzelhandel, der Rabattschlachten um Grundnahrungsmittel austrägt, und dazu wenig Verbraucherwertschätzung: Nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht lief das vergangene Jahr schlecht für die unterfränkischen Bauern. Sie verzeichneten einen Einbruch ihrer Unternehmensergebnisse um durchschnittlich 35 Prozent. Doch „das sollten wir abhaken“, meinte Bernhard Weiler, der die Situation mit „gleichbleibend schlecht“ beurteilte.
Ihm ging es nicht ums Klagen. Der unterfränkische Bezirkspräsident im Bayerischen Bauernverband (BBV), der beim traditionellen Neujahrs-Pressegespräch von BBV-Direktor Wilhelm Böhmer unterstützt wurde, wollte den Blick auf die aktuellen Trends und weiterhin bestehenden und kommenden Herausforderungen des Berufsstands lenken.
Milchviehhalter, Ferkelerzeuger und Schweinehalter sind aufgrund des mehrjährigen Preistiefs besonders in der Bredouille. Bei vielen sei die eiserne Kapitalreserve aufgebraucht und das Schreckgespenst Ausstieg drohe. Etwas entschärfen konnte die Situation nur die Auszahlung der Betriebsprämien im Dezember und Liquiditätshilfen. Mit circa 2500 Anträgen auf diese EU-Hilfsgelder für von der Preiskrise besonders getroffene Betriebe kam rund ein Drittel aus Bayern. Ausgeschöpft sei dieser EU-Sonderfonds allerdings noch nicht, so Weiler. Die Gründe: relativ kurze Antragsfrist und hoher bürokratischer Aufwand, unter anderem ein neuer Bankkredit, um die maximal 10 000-Euro-Hilfe aus Brüssel in Anspruch nehmen zu können. Immerhin seien die eingegangenen Anträge schnell bearbeitet worden, „die Bescheide gehen derzeit raus“.
Sorgen bereiten den Landwirten allerdings auch die immer strengeren Umweltauflagen. Der Ende 2015 vom Bundeskabinett verabschiedete Entwurf zur Änderung des Düngegesetzes sieht unter anderem die Verkürzung von Ausbringzeiten und bestimmte Formen der Gülle-Einbringung in den Boden vor, was teils neue Technikausstattung erfordert. Besonders relevant für das wasserarme Franken: In stark nitratbelasteten Gebieten sollen weitere Maßnahmen zur Reduktion der Nitrateinträge getroffen werden. „Da kommt einiges auf uns zu“, befürchtet Weiler.
Wer sich nicht Ende 2015 über neue Techniken und (unterschiedliche) Betriebssysteme auf der alle zwei Jahre stattfindenden Agritechnica, der weltgrößten Fachmesse für Landtechnik, informiert hat, kann die kommenden landwirtschaftlichen Veranstaltungen im (Spät-)Sommer in Unterfranken nutzen: die DLG-Feldtage auf dem Gut Mariaburghausen in Haßfurt (Unterfranken) oder die Fendt-Feldtage in Wadenbrunn (Landkreis Schweinfurt). „Die ziehen immer viel Publikum an.“ Das versprechen sich Weiler und Direktor Böhmer auch vom Tag der offenen Stalltüren. Der Auftakt zu dieser landesweiten Infoveranstaltung, die Verbrauchern Einblick in die Landwirtschaft geben soll, findet am 21. und 22. Mai auf dem Hof Hauenstein (Landkreis Aschaffenburg) statt.