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WÜRZBURG
Eine Warnung vor der AfD
In den folgenden Zeilen geht es um die AfD. Sie wird nicht gut darin wegkommen. Sympathisanten der rechtskonservativen Partei werden sich beschweren, auf Facebook Dampf ablassen. Vielleicht fordern Funktionäre auch eine „Gegendarstellung“ oder drohen mit juristischen Schritten. Das kennt man von der AfD.
AfD Bundesparteitag Hannover       -  Sind ein Paar: AfD-Chefin Frauke Petry und NRW-Landeschef Marcus Pretzell
Foto: Julian Stratenschulte, dpa | Sind ein Paar: AfD-Chefin Frauke Petry und NRW-Landeschef Marcus Pretzell
Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 15.12.2015 03:43 Uhr

Um Anhängern der Partei etwas Munition zu nehmen, sei aber gleich zu Beginn festgehalten: Ja, es ist nicht alles gut in diesem Land. Die Terrorgefahr ist hoch wie nie, der Euro krankt, der Flüchtlingsstrom stellt uns vor eine historische Herausforderung und die Politik wirkt allzu oft planlos. Und nein, wenn die AfD eine andere politische Meinung als man selbst vertritt – egal wie schief, populistisch oder radikal diese sein mag –, darf sie nicht zum Freiwild werden. Wenn mutmaßliche Linksextremisten AfD-Büros verwüsten oder Parteifunktionäre bedrohen, ist das genauso zu verurteilen wie rechtsextreme Gewalt. Der AfD muss argumentativ begegnet werden. Eine Demaskierung tut not.

Denn die AfD manipuliert. Dabei nutzt sie vor allem das Internet. Der bayerische Landeschef Petr Bystron etwa hat einen Blog bei der Online-Zeitung „Huffington Post“. Dort schreibt er vor allem über und pro AfD. Seine Parteimitgliedschaft zu erwähnen, hielt er lange für unnötig. So stand unter seinem Namen lediglich die Bezeichnung „Politologe und Kommunikationsberater“. Erst auf Drängen der Redaktion ergänzte er den Hinweis auf seine AfD-Funktion.

Nicht so genau nimmt es die AfD auch mit Zahlen. Die Teilnehmer ihrer letzten „Großdemo“ in Berlin bezifferte der NRW-Landesvorsitzende Marcus Pretzell bei Twitter mit 7000, Parteichefin Frauke Petry mit „10tsde“ – womit wohl mindestens 10 000 gemeint war. Der „Tagesspiegel“ vermeldete unter Berufung auf die Polizei 5000 Teilnehmer. Aber AfD-Funktionäre betonen ja gebetsmühlenartig, dass den „Systemmedien“ ohnehin niemand mehr glaube.

Widersprüchlicherweise spricht die AfD der „Pinocchio-Presse“ – Zitat Petry – dennoch so viel Macht zu, dass sie sich als deren Opfer fühlen kann. Man beschwert sich, dass die Partei „niedergeschrieben“ wird. Oder „medial ausgeblendet“. Dass AfD-Vertreter zu Talkshows nicht eingeladen werden. Oder dass sie eingeladen werden. Und dann auf breiten Widerspruch stoßen. Die Rache des kleinen AfD-Mannes: Der unterfränkische Bezirkschef Gottfried Walter zum Beispiel hat zehn Verlage wegen kostenloser Probe-Abos kontaktiert, wie er kürzlich auf Facebook prahlte. Kurz vor Abo-Ablauf will er dann „geharnischte Briefe“ schreiben und die „Lügenpresse“ abbestellen. „Unter anderem Namen wiederholte ich das Spiel schon öfter“, so Walter weiter. Ein albernes Verständnis der selbst propagierten Meinungsvielfalt . . .

Die Medien sind aber manchmal auch ganz nützlich: Immer wieder postet die AfD auf ihren Facebook-Seiten Artikel, die scheinbar bestätigen, dass die Partei Recht hat. Ansonsten gilt das Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht. So teilte die AfD Bayern im November ein Zitat von Angela Merkel, die 2011 sagte: „Wir müssen akzeptieren, dass die Zahl der Straftaten bei jugendlichen Immigranten besonders hoch ist.“

Öl ins Feuer

Allerdings war der Satz völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Merkel meinte in der entsprechenden Videobotschaft, in der es um innere Sicherheit und Integration ging, dass man die Fallzahlen nicht schönreden könne. Die AfD interpretiert die Aussage dagegen als Kapitulation der Kanzlerin fehl. Da schwingt das von der Partei herbeigeredete „Staatsversagen“ mit.

Die AfD gießt Öl ins Feuer. Nicht nur im Netz, auch auf der Straße. Längst ist sie auf den Pegida-Zug aufgesprungen, organisiert eigene Kundgebungen.

Parteivize Alexander Gauland vergleicht dort Flüchtlinge mit „Barbaren“, die den Limes überrannten, und der Thüringische Landeschef Björn Höcke erklärt, dass in Deutschland nur 62 Millionen Deutsche leben – nämlich die Menschen ohne Migrationshintergrund. Der bayerische AfD-Chef Bystron kam übrigens einst als Flüchtling aus der Tschechoslowakei nach Deutschland.

Doch es geht weniger um das Gesagte, das in der Regel zwar zugespitzt, aber nicht justiziabel ist, als um die Wirkung dessen. Wenn Pretzell sagt, „Die Verteidigung der deutschen Grenze mit Waffengewalt als Ultima Ratio ist eine Selbstverständlichkeit“, spricht er eigentlich nur aus, was laut Gesetz erlaubt ist. Aber in der hitzigen Debatte Schüsse auf Flüchtlinge auch nur ins Gespräch zu bringen, ist hässlich, fahrlässig und lässt Hemmungen fallen. Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung befreit Politiker nicht von der Verantwortung, vorher darüber nachzudenken, wie ihre Worte wirken.

Bei solch einer Rhetorik ist es nicht verwunderlich, dass sich Rechtsextreme bei AfD-Veranstaltungen heimisch fühlen. Offiziell will man solche Leute nicht haben. In der Realität werden sie aber mindestens geduldet. Es gibt Hinweise, dass Neonazis als Ordner bei AfD-Demos auftraten. Und der AfD-Kreisverband Kitzingen-Schweinfurt veröffentlichte Fotos von einer Demo in Nürnberg, die NPD-Politiker und Neonazis als Teilnehmer zeigen. Zugegeben: Von AfD-Leuten zu verlangen, jeden Rechtsextremen zu erkennen, wäre unfair. Aber sie sollten sich fragen, warum sie solche Leute anziehen. Die AfD steht dem Rechtsextremismus näher, als sie es wahrhaben will. Auch viele Sympathisanten blenden das aus, getrieben vom naiven Glauben, die AfD könne es besser machen als die „Altparteien“.

Aber wie? Sich als außerparlamentarische Opposition zu inszenieren und „denen da oben“ zu sagen, wie es besser geht, ist kein politisches Kunststück. Aufmerksamkeit zu bekommen, indem man emotionalisierende Themen – früher den Euro, heute eben die Flüchtlinge – aufgreift, auch nicht. Zudem herrscht in zentralen Fragen – etwa ob Deutschland den Euro verlassen soll – in der Partei keine Einigkeit.

Die AfD wird sich wohl abermals spalten. Erste Risse zeichnen sich ab. So distanzierte sich Petry von ihrem Rechtsaußen Höcke, der in der Öffentlichkeit gerne den harten Nationalisten gibt. Der Bundesvorstand sehe sich „vom derzeitigen Stil“ Höckes „nicht vertreten“, schrieb sie. Höcke verteidigte seinen Kurs, gleichzeitig betonte Petry: „Inhaltlich gibt es keine Differenzen zwischen uns.“ Mit diesem Schlingerkurs wird es ihr nicht gelingen, selbst die Gemäßigte zu mimen und gleichzeitig den Höcke-Flügel unter Kontrolle zu halten. Und so droht Frauke Petry ein ähnliches Ende wie Parteigründer Bernd Lucke, der im Sommer vom Hof gejagt wurde. Ein Ende der AfD würde das nicht bedeuten. Umfragen sehen sie bundesweit bei bis zu zehn Prozent.

 
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    Alle Warnungen wurden in den Wind geschlagen und gar zum Trotz - die Folge: das Ergebnis: "Frankreich: Rechtsrutsch war vorhersehbar". Den obigen Warner und seinen Mit-"streitern" empfehle ich, sich in die dortigen Kommentare einzubringen. Die Gegenreden waren beeindruckend. Und sicher nicht nur bei mir. Ach ja, ein Dolmetscher ist gleich gefunden. Aber sicher werden nicht wenige Menschen mit Migrationshintergrund diese Kommentare lesen. Sie würden auch welche schreiben, wäre da nicht die Recht-schreibung. Davor sind sie gewarnt worden.
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    Ihr Beitrag bringt aus meiner Sicht – wahrscheinlich unfreiwillig - die Probleme in unserer öffentlichen Diskussion auf den Punkt.
    1.
    Bei allem Respekt, aber Sie befinden nicht abschließend darüber, wer mit seinen politischen Positionen außerhalb des Grundgesetzes steht, dafür ist im Zweifelsfall das Bundesverfassungsgericht zuständig.
    Diese in einem Rechtsstaat eigentlich selbstverständliche Tatsache scheinen immer mehr Gegner der AfD oder anderer „unerwünschter“ Gruppierungen zu vergessen.
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    Lieber Herr Stahl, Sie haben Recht, wenn sie schreiben: "In der hitzigen Debatte Schüsse auf Flüchtlinge auch nur ins Gespräch zu bringen, ist hässlich, fahrlässig und lässt Hemmungen fallen." Nur erwähnen Sie dabei nicht, dass es ein Journalist war, der durch eine (wiederholte!) Nachfrage das Thema ins Gespräch brachte. Ich verstehe nicht, warum Sie sich an dieser Verdrehung von Tatsachen auch beteiligen.
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  • L. W.
    bei Ihrer Vorstellung als Landesvorsitzender der AfD wurde Ihr Lebenslauf kurz in der Zeitung geschildert.
    Es ist mir persönlich ein Rätsel, dass Sie als Mensch, der vor Jahrzehnten ebenfalls geflohen ist, bei einer Partei engagiert sind, die Ausländerhetze betreibt. Haben Sie kein Gedächtnis? Waren Sie damals nicht froh, endlich in einem Rechtsstaat angekommen zu sein?
    Warum wollen Sie anderen dies verwehren?
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    Lieber Lebenhan1965,
    haben Sie sich schon einmal überlegt, daß vielleicht ihre Prämisse, die AfD betreibe "Ausländerhetze" einfach falsch ist?
    Ich habe bereits an einigen AfD Veranstaltunegn teilgenommen und nichts derartiges festgestellt.
    Herr Bystron hat mir als Veranstalter einer Lesung mit Hamed Abdel Samad in Dachau vor einigen Wochen auch nicht ansatzweise den Eindruck eines rhetorischen Scharfmachers vermittelt.
    Anders die sichtlich aufgeheizten (aufgehetzten?) Gegendemonstranten, die mit wenigen Ausnahmen nicht bereit waren, sich einer inhaltlichen Dioskussion zu stellen. Sichtlich betroffen und mitgenommen von der dort zutage tretenden Wut war Hr. Abdel Samad, der es über sich ergehen lassen mußte, als Nazi beschimpft zu werden.
    Dort gab es übrigens mit den wenigen Gegendemonstranten, die der Einladung zur Teilnahme an der Veranstaltung gefolgt waren, schließlich eine einigermaßen sachliche Diskussion - und stehende Ovationen für Hr. Abdel Samad.
    "Ausländerhetze"? Fehlanzeige.
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  • L. W.
    Wollen Sie bestreiten, dass die Landesvorsitzenden der AfD in Thüringen oder Brandenburg wortgewaltig gegen Zuwanderung Stimmung machen und dabei auch ausländerfeindliche Unterstellungen geäußert werden.
    Ich habe ja nicht gesagt, dass Hr. Bystron in dieser Hinsicht aufgefallen ist.
    Mir ist nur nicht klar, warum ein ehemaliger Flüchtling mit Hr. Höcke und Hr. Gauland gemeinsame Sache macht.
    Und diese Herren gelten im Allgemeinen als die Wortführer ihrer Partei noch vor der Vorsitzenden Fr. Frauke Petry.
    Wenn Hr. Bystron nicht auf dieser Linie liegt, warum schließt er sich dann nicht einer Partei an, die über diesen Verdacht der Ausländerfeindlichkeit erhaben ist?
    So wie die Dinge jetzt liegen, sieht es nach persönlicher Amnesie aus.
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    Lieber Lebenhan1965,
    nun, ich habe auch Hr. Gauland kurz persönlich kennengelernt.
    Auch dieser ist schon seinem ganzen Habitus nach kein rhetorischer Scharfmacher.
    Und seine mir bisher bekanntgewordenen Äußerungen sind, wenn sie nicht vorsätzlich aus dem Zusammenhang gerissen werden, nicht ausländerfeindlich.

    Zu Hr. Höcke kann ich nicht viel sagen. Außer daß auch die ihm unterstellte Nähe zu NS-Vokabular zumindest im Fall seines verkürzt und sinnentstellt wiedergegebenen Zitats "3000 Jahre Europa, 1000 Jahre Deutschland" sehr offensichtlich nicht haltbar ist. Eine Anleihe bei Helmut Schmidt zur NS-Nähe umgedeutet? Absurd.
    Was bleibt sind Stilfragen. Wobei ich nicht weiß, was ich schlimmer finden soll: Höckes demonstrativ auf der Armlehne drapierten Deutschlandfahne oder Heiko Maas' angewiderten Blick sobald er unseres gesetzlich geschützten Nationalsymbols ansichtig wurde
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  • L. W.
    Wenn Sie bei Gauland und Höcke keine rhetorische Nähe zur NPD und zum Nationalsozialismus heraushören wollen, dann fehlen mir die Worte.

    Gauland hat mehrfach seine Nähe zur Pegida-Bewegung betont und deren führende Köpfe sind politisch -zumindest für mich außer Zweifel - außerhalb des Grundgesetzes verortet.

    Selbst die WELT, eine nationalkonservative Zeitung, verortet den thüringischen Landesvorsitzenden als Rechtsaußen in der politischen Landschaft Deutschlands.

    Sogar die Vorsitzende Petry hat ihre Not mit diesem politischen Scharfmacher, der in Goebbelscher Manier die Menschen unterschwellig zur Gewalt aufhetzt.

    Und zu Ihrer Anmerkung der Stilfrage:
    Ich vermute mal, dass unser Justizminister nicht wegen der Deutschlandfahne, sondern wegen des Missbrauchs durch Rechtsradikale angewidert war. Ich bin das übrigens auch. Die Nationalisten haben den Sinn unserer Fahne nicht verstanden.
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    2.
    Wenn eine Zeitung einen Politiker in einem politischen Spektrum verortet, ist das ähnlich (ir)relevant, wie Ihre subjektive Einschätzung. Dies gilt umso mehr, als sich die politische Berichterstattung der maßgeblichen Presseorgane in Deutschland bestenfalls noch in Nuancen unterscheidet. Sie müssen nicht unbedingt „Junge Freiheit“ lesen um diesen elementaren Mangel an Meinungsvielfalt zu realisieren, oft ist schon ein Blick in die „Neue Zürcher Zeitung“ oder eine britische oder französische Publikation ausreichend. Zur Flüchtlingskrise wären, um sich Überblick über ein breites Meinungsspektrum zu verschaffen, sicher auch ungarische, slowakische oder polnische Presseorgane hochinteressant. Leider beherrsche ich die Sprachen nicht.
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    3.
    Voraussetzung für eine Diskussion, wie wir sie hier zu führen versuchen, wäre ein Mindestmaß an Differenzierungsvermögen und Fairneß. Hr. Gauland hat meines Wissens nie eine Nähe beispielsweise zu Hr. Bachmann betont, sich im Gegenteil eher von den Pegida Organisatoren distanziert. Was er hingegen festgestellt hat ist eine teilweise Übereinstimmung der politischen Anliegen vieler Demonstranten mit denjenigen der AfD. Ein himmelweiter Unterschied, finden Sie nicht?
    Alexander Gauland – CDU Urgestein, Staatssekretär a.D., den Mann, der sich um die Aufnahme der vietnamesischen „boat people“ verdient gemacht und der als einer der ersten maßgeblichen CDU-Politiker das offene Gespräch mit den Grünen gesucht hat, in die Nähe von Nazi-Größen zu rücken, ist infam.
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  • L. W.
    Gutes getan hat ist sicher bemerkenswert. Bekanntlich ändern viele Menschen mit der Zeit ihre Ansichten.
    Ich hätte mir früher z.B. nie vorstellen können, das ein Anwalt der RAF im Alter Nazis vor Gericht verteidigt oder, als für mich positives Beispiel, dass ich Heiner Geissler einmal als Vorbild sehen kann.
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    Vielleicht hat sich ja auch nicht Hr. Gauland verändert, sondern nur das politische Koordinatensystem total verschoben?
    Wer in den 80er Jahren eine im wesentlichen kulturell homogene Gesellschaft befürwortete und für die kulturelle Assimilation von Zuwanderern eintrat, befand sich genau in der politischen Mitte und in voller Übereinstimmung mit den Positionen aller relevanten Parteien mit Ausnahme des linksradikalen Teils der Grünen.
    Betrachten Sie mal die einschlägigen Zitate des "rechter Umtriebe" sicher unverdächtigen Helmut Schmidt.
    Heute gilt praktisch als Verfassungsfeind, wer eine Multiminoritätengesellschaft ablehnt.
    Insofern spricht die vermeintliche Wandlung Hr. Gaulands aus meienr Sicht eigentlich nur dafür, daß er seine Positionen nicht verändert hat.
    Nebenbei bemerkt: das Grundgesetz bezieht sich zwar explizit auf das deutsche Volk, kennt aber weder "Menschen in diesem Land", noch "Bevölkerung", noch "multikulturelle Gesellschaft" oder "Einwanderungsgesellschaft"
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  • L. W.
    an Ansichten aus der Vergangenheit zwanghaft festhält zeigt für mich eine Art "Alterstarrsinn".
    Wer soll denn unsere Wirtschafts- und Sozialsysteme am Leben erhalten angesichts des demographischen Wandels in Deutschland?
    Ohne eine aktive Zuwanderungspolitik (meinetwegen nach kanadischem Vorbild) wird es in Zukunft nicht gehen.

    Die Mütter und Väter unseres Grundgesetzes konnten sich in den Trümmern Nachkriegsdeutschlands sicher nicht diese Sogwirkung eines reichen Landes auf alle Menschen innerhalb oder außerhalb Europas vorstellen. Die waren froh, dass sie den Schrecken des "tausendjährigen" Horrors überlebt hatten und die Weichen für ein demokratisches und gerechtes Deutschland stellen konnten.
    Insofern sind ihre Anmerkungen zur Wortwahl des Grundgesetzes überflüssig.
    Genauso ist Ihr Volksbegriff schon seit Jahrzehnten überholt.
    Deutscher ist wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Von welchen Eltern er/sie geboren wurde, zählt nicht!!
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    von mir aus können Sie Hr. Gauland Altersstarrsinn vorwerfen, darüber kann man dann anhand einzelner Positionen inhaltlich diskutieren.
    Mir ging es darum, daß die Unterstellung einer Nähe zu NS-Gedankengut absurd ist.
    Einen wichtigen Punkt erkennen Sie ja auch unser Grundgesetz wird heute in weiten Teilen völlig anders interpretiert als es von seinen Eltern gedacht war.
    Das muß nicht in jedem Punkt falsch sein. Aber wer sich auf den Wortlaut des Grundgesetzes bezieht ist doch kein Nazi, oder?
    Und wer heute eine ganz andere Gesellschaft fordert, als im Grundgesetz vorgesehen – und die Begriffe des Grundgesetzes ignoriert oder mit ganz neuem Inhalt füllt - vielleicht nicht unbedingt verfassungstreu.
    Zur Erinnerung: die Weimarer Reichsverfassung blieb formal während des „3. Reichs“ in Kraft, sie war nur völlig entkernt und uminterpretiert. Wir wollen doch aus der Geschichte lernen, oder?
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    Nebenbei: die AfD fordert eine Zuwanderungsregelung nach kanadischem Vorbild. Eben weil sie keinen „überholten Volksbegriff“ hat oder ausländerfeindlich ist.
    Aber sie wollen doch nicht ernsthaft behaupten, daß die aktuellen Vorgänge auch nur das Geringste mit einer im Interesse unserer Gesellschaft stehenden Fachkräfte-Zuwanderung nach kanadischem Modell zu tun haben?
    Das ist eher eine im Zeitraffer stattfindende Wiederholung derjenigen Entwicklung, die zu den Zuständen in Duisburg-Marxloh, Berlin Neukölln, der Pariser Banlieue oder Brüssel-Molenbeek geführt hat.
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    Gestatten Sie mir noch eine letzte Bemerkung:
    Natürlich werden Sie, wenn Sie lange genug suchen, unter AfD-Mitgliedern oder –Sympathisanten einzelne Menschen mit fragwürdigen oder auch radikalen Positionen finden.
    Genauso wie in allen anderen Parteien auch.
    Irgendeine Position wird immer am rechten (oder linken) Rand des als gerade noch zulässig betrachteten Spektrums stehen – und genau diese Position zieht Personen an, die sich mit ihrer Meinung außerhalb des „zulässigen“ Spektrums befinden.
    Vermeidet man also jede inhaltliche Positionierung, die auch radikale Elemente anziehen könnte, so wird auf Dauer das Spektrum zulässiger Meinungen immer enger.
    Und am Ende sagen und denken alle dasselbe.
    Denken Sie mal darüber nach.
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    4.
    Ich verhehle nicht, daß mir persönlich Prof. Meuthen in Sachen Habitus und Rhetorik näher steht als Hr. Höcke. Aber Höcke eine „Nähe zum Nationalsozialismus“ oder gar „Goebbelsche Manier“ zu unterstellen, kann man eigentlich nur als eine Verharmlosung des Nationalsozialismus betrachten. Sie – und mit ihnen ein Großteil der politischen und journalistischen Klasse – scheinen mir jeden Bezug zur Realität im „3. Reich“ verloren zu haben.
    Die bisher inhaltlich gegen Höcke vorgebrachten Argumente überzeugen mich nicht. Wenn ein abgewandeltes Schmidt-Zitat verkürzt wiedergegeben und in die Nähe von NS-Rhetorik gerückt wird, spricht das aus meiner Sicht nicht dafür, daß die Kritiker gute Argumente haben.
    Höcke mag ein Nationalist sein (nebenbei: auch Egon Bahr hat sich als Nationalist bezeichnet), ein Rechtsradikaler ist er m.E. nicht. Und wenn er es wäre, obläge diese Feststellung wieder nicht Ihnen sondern in letzter Konsequenz dem Bundesverfassungsgericht.
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    5.
    Mit Verlaub, aber wenn ich mir die zahlreichen auch körperlichen Angriffe auf AfD Mitglieder, Wohnungseinbrüche und „abgefackelte“ Autos von AfD Bundesvorstandsmitgliedern ansehe, komme ich zum Schluß, daß die echten Hetzer, die Menschen zu Gewalt aufstacheln, nicht in der AfD zu suchen sind. Einen sehr persönlichen Eindruck von einer aufgehetzten Menschenmenge konnte ich hingegen angesichts der hochemotionalisierten Gegendemonstranten bei der Veranstaltung mit Hr. Abdel Samad in Dachau gewinnen.
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