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WÜRZBURG/OSNABRÜCK
Ein Smartphone zum Recyclen
Bekommen den Deutschen Umweltpreis 2016 (von links): Bas van Abel, Angelika Mettke und Walter Feeß.
Foto: Himsel, Weisflog, Auerbach, DBU | Bekommen den Deutschen Umweltpreis 2016 (von links): Bas van Abel, Angelika Mettke und Walter Feeß.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 06.11.2016 03:47 Uhr

Ein Signal setzen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung natürlicher Rohstoffe, damit die Lebensgrundlagen auch für künftige Generationen erhalten bleiben: Das ist ein zentrales Ziel, das die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit der Verleihung des Umweltpreises 2016 erreichen will. Ausgezeichnet werden der Unternehmer Bas van Abel (39, Amsterdam) sowie die Wissenschaftlerin Angelika Mettke (64, Cottbus) und der Unternehmer Walter Feeß (62, Kirchheim/Teck).

Alle drei Preisträger seien in ihrer Branche Pioniere für eine nachhaltige Nutzung von wertvollen Ressourcen, betont DBU-Generalsekretär Heinrich Bottermann. Während van Abel in der Kommunikationsbranche neue Wege finde, um dem übersteigerten Verbrauch von Handys und Smartphones entgegenzutreten, trieben Mettke und Feeß den Einsatz von wiederverwertbaren Betonteilen und Recycling-Beton voran. In beiden Branchen zerstöre der Abbau von Rohstoffen flächendeckend wertvolle Lebensräume.

„Beim Umgang mit Handys und Smartphones, von denen es mehr auf der Erde gibt als Menschen, brauchen wir dringend einen Wandel“, so Bottermann. „Jedes Gerät ist mit wertvollen und vielfach nur unter großen Umweltbelastungen zu gewinnenden Metallen und Komponenten bestückt. Die meisten werden aber nach wenigen Jahren ausgemustert oder weggeworfen, obwohl sie noch voll funktionstüchtig sind.“ Zudem sei es oft gar nicht möglich, Komponenten wie Akku oder Display auszutauschen, weil sie nicht reparaturfreundlich konstruiert und gebaut seien. Anders sei es bei Fairphone. Das gleichnamige Unternehmen sei ein „Social Enterprise“. Es verfolge das Ziel, ein ethisch vertretbares Smartphone mit möglichst geringem Schaden für die Umwelt und ohne Ausbeutung von Menschen herzustellen. „Für die gesamte Wertschöpfungskette hat Fairphone Strategien entwickelt, um die derzeit vorherrschenden Bedingungen zu verbessern“, sagt Bottermann. Einzelbauteile seien austauschbar, so dass Rohmaterialien durch längere Lebenszyklen geschont werden. Zudem sollen die Sozial-, Arbeitsschutz- und Umweltstandards vor Ort verbessert werden.

In einer ganz anderen Branche wirken die beiden anderen Umweltpreisträger: „Sie haben eingefahrene Strukturen in der Rohstoffwirtschaft durchbrochen und dem Grundsatz ,Verwerten vor Deponieren‘ eine neue Qualität verliehen.“ Mettke und Feeß seien Vorreiter für eine gesamte Branche. „Sie haben Beton, den Baustoff des 20. Jahrhunderts, auf bemerkenswerte Weise umweltverträglicher gemacht“, sagt Bottermann. Für konventionellen Beton würden Schotter und Kies in großen Gruben abgebaut. Der Flächenverbrauch sei immens und hinterlasse karge Landschaften, die aufwendig für die Natur wieder hergestellt werden müssen.

„Altbeton aus Abbruch-Bauten für Recycling-Beton zu verwenden, ist ein wichtiges Standbein, um den Flächenverbrauch einzudämmen und Deponien zu entlasten“, so Bottermann. Kiesgruben lägen nur selten in den Siedlungsgebieten, wo der Beton benötigt wird. Dies bedeute lange Transportwege zwischen Abbaugebiet und Baustelle. Schon bei einer Strecke von 40 Kilometern könne rein rechnerisch die Klimabelastung einer Kleinstadt mit 35 000 Einwohnern eingespart werden. Bottermann: „Durch ihren ausdauernden Einsatz ist es Mettke und Feeß gelungen, den Rohstoffverbrauch in nachhaltige Bahnen zu lenken.“

Professorin Angelika Mettke verbinde modernes Bauen und nachhaltigen Umweltschutz in einer bemerkenswert engagierten Weise. Selbst zu einer Zeit, als Rohstoff-Engpässe noch keine nennenswerte Rolle spielten, habe sie ihr Anliegen hartnäckig vertreten und Umweltprobleme aus Abriss- und Rückbauprozessen, beispielsweise bei den Plattenbauten aus DDR-Zeiten, für eine breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht. So wie die promovierte Bauingenieurin gelte auch der Unternehmer Walter Feeß als Wegbereiter für Recycling-Beton. Bottermann: „Das Engagement speist sich wesentlich aus seiner tief empfundenen Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen und hat damit unternehmerisches Handeln zur Folge, das nicht immer rein gewinnorientiert ist.“

„Wir sehen es als wegweisend an, wenn Wissenschaftler und Unternehmer genauso wie Politiker und Verbraucher Fragen nach der Herkunft, der Herstellung und der Kreislaufwirtschaft stellen und versuchen, etwas zu verbessern“, so Bottermann. Nur mit Visionen werde es gelingen, Mitte des Jahrhunderts neun Milliarden Menschen auf der Erde lebenswert zu versorgen. Unternehmer, die zukunftsfähige Visionen früh umsetzten, würden im Wettbewerb führend sein.

 
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