Schwimmen, Paddeln, Kajak, Wasserski, Angeln, Tauchen oder Boot fahren? Dies ist weiterhin wie bisher erlaubt, sagt Dr. Klaus Maslowski, der Fachbereichsleiter technische Gewässeraufsicht beim Wasserwirtschaftsamt in Aschaffenburg. Der Experte rät aber generell vom Baden im Main aufgrund von Keimen und Krankheitserregern ab. Diese haben durch die steigende Wassertemperatur jetzt eine höhere Überlebensdauer. Außerdem führt der Main derzeit weniger Wasser, so dass die Stoffe weniger verdünnt werden. Die Folge: Das Risiko, an Durchfall oder einem Hautausschlag zu erkranken, steigt.
Die Wasserqualität hat sich zwar in den vergangenen 20 Jahren erheblich verbessert. Dennoch fließt gereinigtes Wasser aus den Kläranlagen – und mit ihm Keime – in den Main. Auch wenn also das Baden fernab von Schleusen, Kraftwerksanlagen, Hafeneinfahrten und in sicherer Entfernung vom Sog großer Schiffe erlaubt ist, sollte jeder Schwimmer für sich selbst das Risiko abwägen.
Zu wenig Sauerstoffgehalt im Main
Doch eigentlich treibt den Wasserexperten derzeit ein ganz anderes Problem um: Der Sauerstoffgehalt im Wasser ist zu niedrig. Hitze und Trockenheit bringen den Main in Bedrängnis. Die Regierung von Unterfranken hat deshalb am Mittwoch für den Mainabschnitt zwischen Kahl am Main (Lkr. Aschaffenburg) und Erlabrunn (Lkr. Würzburg) eine Warnung ausgesprochen. Verboten sind Baggerarbeiten oder Schlammräumungen. Auch Reparaturen an Kläranlagen, die die Wasserqualität zusätzlich belasten könnten, müssen erst einmal warten. Für Fische, Eintagsfliegen, Krebse, Larven und andere Lebewesen, die sich in und am Wasser tummeln, herrschen kritische ökologische Bedingungen.
An der Messstelle Kahl ist der Sauerstoffgehalt unter den Schwellenwert von fünf Milligramm pro Litergesunken. Er erreichte den kritischen Wert von 4,2. An der Messstation in Erlabrunn sieht es noch besser aus. Doch die Wassertemperatur steigt bedenklich. In den kommenden Tagen soll sich der Main an manchen Stellen auf über 26 Grad erhitzen. Zum Vergleich: Bei einer Temperatur von zehn Grad liegt der Sauerstoffgehalt pro Liter Wasser zwischen zehn und 12 Milligramm. Je wärmer es aber ist, desto weniger Sauerstoff löst sich im Wasser.
Letztes Fischsterben vor 20 Jahren
Schlimmstenfalls könnte der Sauerstoffgehalt mancherorts unter vier Milligramm pro Liter sinken. Dann wäre die Alarmstufe erreicht und es könnte zu einem Fischsterben kommen. Das letzte Mal war das vor rund 20 Jahren der Fall, erinnert sich Maslowski. 2015 sei man einem Fischsterben bedenklich nahe gekommen. Dann schwenkte das Wetter wieder um. Dankbar ist Maslowski momentan über Algen und andere Wasserpflanzen, die zum Teil zur Sauerstoffversorgung des Mains beitragen.
Doch auch die Experten sind nicht untätig: Am Kraftwerk Kleinostheim (Lkr. Aschaffenburg) versuchen die Uniper Kraftwerke GmbH in Absprache mit der Regierung, dem Wasserwirtschaftsamt und der Wasserschutzpolizei den Sauerstoffgehalt im Wasser künstlich zu erhöhen. Mittels Wehrbelüftung und Turbinen wird Luft ins Wasser eingewirbelt. So erhöht sich der Sauerstoffgehalt des Wassers unterhalb des Kraftwerkes. Es entsteht eine Zone, in die sich Fische im Ernstfall retten könnten.
Der nächste Schritt, über dessen Effektivität die Experten allerdings noch streiten, ist, an den 14 Staustufen von Kleinostheim bis Erlabrunn ein Stück von der Wehrkrone abzusägen. Dadurch würde Wasser von oben herunterfallen, auf die Wasseroberfläche des Mains platschen und so ebenfalls Sauerstoff ins Wasser gelangen.