Wenn über 650 Kinder und Jugendliche in festlichen Gewändern in einer Kirche zusammenkommen, dann strahlt das Gebäude wie sonst wohl nur selten im Jahr. Bei der 66. Aktion Dreikönigssingen drängten sich Sternsingerinnen und Sternsinger aus ganz Deutschland in die Kirchenbänke der Basilika St. Lorenz in Kempten. Im Eröffnungsgottesdienst hielten sie Stäbe in den Händen, an deren Enden Sterne befestigt waren. Sie trugen bunte Gewänder, verziert mit goldenen, silbernen und glitzernden Stickereien. Und sie bewegten buchstäblich die Welt, als sie symbolhaft eine aufblasbare Erde durch die Reihen bis vor an den Altar schoben. Damit schenkten sie ihre Aufmerksamkeit dem diesjährigen Motto der Aktion: "Gemeinsam für unsere Erde - in Amazonien und weltweit".
66. Aktion-Dreikönigssingen setzt sich für Umweltschutz ein
Vor allem sei das bundesweite Dreikönigssingen eine Aktion von Kindern für Kinder, heißt es von den Organisatoren. Getragen wird die Veranstaltung vom Kindermissionswerks "Die Sternsinger" und vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend. Denn die Sternsinger ziehen jährlich von Haus zu Haus, singen und sammeln Spenden. In diesem Zuge schreiben sie an die Türen auch das bekannte Zeichen "C+M+B" - "Christus mansionem benedicat" was übersetzt Christus segne dieses Haus bedeutet. Mit den Spenden der Sammelaktion werden Projekte für Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa unterstützt. 2024 blicken die Sternsingergruppen nach Amazonien in Lateinamerika. Es ist das Motto, das den Schwerpunkt der Aktion auf die Umwelt legt - und damit aus ihr auch eine politische macht.
"Unsere Welt ist in Gefahr", hieß es gleich zu Beginn des Gottesdienstes. Immer wieder fielen Worte wie Verzicht oder Recycling. In den Fürbitten wurde unter anderem für den Schutz des Regenwalds gebetet und auch Dr. Bertram Meier, Bischof von Augsburg, sprach in seiner Predigt den Ernst der Lage an. Es dürfe nicht nur ständiges Wachstum auf Kosten anderer geben. Er appellierte an den Schutz des Regenwaldes und dessen globale Bedeutung. Dabei kritisiert er auch Jair Bolsonaro, Brasiliens ehemaligen Präsidenten. Diesen Namen, so der Bischof, bräuchten sich die Kinder erst gar nicht zu merken. Denn Bolsonaro habe mit seiner Politik die Abholzung des Regenwaldes befördert.
Bistum Augsburg bereits zum dritten Mal Gastgeber
Das Bistum Augsburg ist nach 1993 und 2004 zum dritten Mal Gastgeber einer Aktionseröffnung der Sternsinger. Kempten stand dabei schon lange auf der Liste des Bistums, sagt Dr. Peter Frasch. Er ist Diözesanreferent der Abteilung Weltkirche im Bistum Augsburg und einer der verantwortlichen Organisatoren der Eröffnung. Gekommen sind dazu rund 38 Gruppen aus ganz Deutschland. Der Großteil davon sei jedoch aus dem Bistum Augsburg.
Eine weitere Anreise nahmen Jugendliche aus Bistümern in Paderborn, Erfurt oder auch Münster in Kauf. "Wir spüren die Begeisterung", sagte Frasch nach dem Gottesdienst. Es komme schließlich nicht oft vor, dass hunderte Kinder auf einer kirchlichen Veranstaltung so zusammenkommen. Das mache Hoffnung, sagte er. Auch mit Blick auf diejenigen, die die Kirche bereits tot gesagt hätten.
Von Krisen der Kirchen keine Spur in Kempten
Und tatsächlich: Von den vielen Krisen, die auf die Kirchen derzeit einprasseln, ist auf dem Kemptener Rathausplatz nichts zu spüren. Für die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen ist die Aktion wohl vor allem aufregend. Unter ihnen sind auch Alexander (15) und Johannes (14) aus Kempten. Die beiden haben nicht nur einen Heimvorteil. Sie gehören dank ihres Alters bereits zu den erfahrenen Sternsingern. Fünf mal seien sie bereits von Haus zu Haus gezogen, erzählt Johannes. Damit sind sie aber dennoch noch weit entfernt vom wohl ältesten Sternsinger Deutschlands. Hugo Naumann ist mit 86 Jahren noch mit Leib und Seele Sternsinger in Kempten und ist auch an diesem Tag mit dabei.
Am Rathausplatz sind Stände aufgebaut. Der sogenannte Sternsinger-Weihnachtsmarkt gibt den Teilnehmern die Gelegenheit, zu basteln, zu musizieren, miteinander in Kontakt zu kommen und dabei spielerisch über den Umweltschutz zu lernen.
Für die Schwestern Johanna (11) und Pia (9) aus Limbach im Landkreis Günzburg war der Höhepunkt des Tages allerdings der Auszug aus der Kirche, als alle Augen auf die Sternsinger gerichtet waren. "Das war toll", sagt Johanna, "als wir die Treppen runter gelaufen sind."Die nächste Aktion Dreikönigssingen findet in Paderborn statt.