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ETWASHAUSEN
Die Kälte bremst die Spargelbauern aus
Beginn der Spargelernte       -  In Unterfranken lässt der Spargel noch auf sich warten. Nur in beheizten Feldern wir hier in Niedersachsen ist bereits jetzt eine Ernte möglich.
Foto: Ole Spata, dpa | In Unterfranken lässt der Spargel noch auf sich warten. Nur in beheizten Feldern wir hier in Niedersachsen ist bereits jetzt eine Ernte möglich.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:22 Uhr

Fränkischer Spargel hat es im Moment angesichts der wieder frostigeren Temperaturen eher schwer. „Es wird zu Ostern vereinzelt an der einen oder anderen Stelle mit Glück Spargel geben, aber wir reden nicht über relevante Mengen“, sagt Christine Müller, Spargelfachberaterin am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen. Mit nennenswerten Mengen rechnet auch die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO) erst nach Ostern. „Die Qualität ist aber voraussichtlich sehr gut“, prognostiziert BVEO-Sprecherin Elke Schickedanz.

Spargelpflanzen brauchen den Kälte-Kick

„Für den heimischen Spargel ist es jetzt noch zu kalt, und auch die Kundennachfrage ist noch nicht da“, erklärt Müller. Bei kaltem, grauen Wetter hätten die Kunden auch weniger Lust auf das Frühjahrsgemüse. Die Kälte habe aber auch etwas Gutes: „Um einen guten Ertrag zu erzielen brauchen die Spargelpflanzen einen Kälte-Kick“, erklärt die Gemüsefachfrau. Daher stünden die Voraussetzungen für eine gute Spargelsaison nicht schlecht. Der Temperaturverlauf vor der Spargelsaison sei nämlich entscheidend für das Austriebsverhalten: Die Bodentemperaturen in 20 Zentimeter Bodentiefe in der Ruhephase (ab November) sollten drei Wochen unter fünf Grad Celsius liegen.

Die unterfränkischen Spargelanbauer hätten alles vorbereitet, jetzt fehle nur noch die Sonne. „Bei einer guten Sonneneinstrahlung erwärmen sich die Tunnel mit dreifacher Folienabdeckung schnell“, erläutert die Expertin. Bei 7,5 Grad treibe das edle Gemüse in etwa 40 Zentimeter Bodentiefe gut aus. Das eigentliche Wachstum beginne bei etwa neun bis zwölf Grad Bodentemperatur. „Bei 20 Grad Bodentemperatur wächst der Spargel zügig.“ Am Montagmittag lag der Mittelwert allerdings erst bei ein bis 2,5 Grad. „Das ist einfach zu kalt“, so Müller.

Auch bei Karl-Heinz Bernard, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Fränkischen Spargelerzeugerverbands, befinden sich die weißen Stangen momentan noch im „Tiefschlaf“. Bernard setzt nicht auf Verfrühung und verwendet keine Minitunnels mit Folienabdeckung. „Spargel ist für mich ein Naturprodukt. Wir setzen auf das Sonnenlicht“, sagt der Spargelerzeuger aus Volkach (Lkr. Kitzingen). Er rechnet erst ab Mitte April mit der ersten Ernte.

Noch ist kein Frühling in Sicht

Laut dem Deutschen Wetterdienst sei ein durchgreifender Frühlingsdurchbruch zum kalendarischen Frühlingsbeginn allerdings bis zum kommenden Wochenende nicht zu erwarten. Jedoch sorge die zunehmend an Kraft gewinnende Märzsonne – und die werde sich zwischen den dichten Wolkenfeldern in Bayern auch immer wieder mal zeigen – dafür, dass sich die der Jahreszeit entsprechenden Temperaturen durchaus nicht unangenehm anfühlen werden.

Wenn am 11. April die unterfränkische Spargelsaison offiziell am Spargelhof Werner in Steinfeld (Lkr. Haßberge) eröffnet wird, sollte es schon mehr von dem beliebten Gemüse geben. „Letztes Jahr konnten wir bereits Ende März den Markt richtig gut bedienen“, erinnert sich Müller. Dann wird es die weißen und grünen Stangen bis zum 24. Juni, dem Johannistag, wieder überall zu kaufen geben. Danach endet in der Regel die Spargelsaison.

Unterfranken setzt auf natürliches Sonnenlicht

Wer bereit ist, ein bisschen tiefer in die Tasche zu greifen, der kann auch schon jetzt deutschen Spargel kaufen. „Zu diesem frühen Saisonzeitpunkt handelt es sich aktuell noch um Spargel aus mit Abwärme beheizten Tunneln“, erklärt die Spargel-Fachfrau. In Unterfranken gebe es keine beheizten Felder. „Die Spargelanbauer in der Region setzen auf natürliches Sonnenlicht.“

Spargelkonsum

Der Spargelkonsum steigt hierzulande seit Jahren kontinuierlich. Jeder Deutsche hat im vergangenen Jahr mehr als ein Kilogramm Spargel verzehrt – und zwar vorzugsweise weißen Spargel, meldet die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse. Dafür gab ein Haushalt im Durchschnitt 6,70 Euro pro Kilo aus. Wurden 2010 noch 89,8 Tausend Tonnen Spargel in Deutschland geerntet, sind es 2016 gut 120 und 2017 stolze 131 Tausend Tonnen gewesen – die größte Spargelernte, die bisher in Deutschland erzielt wurde. Übrigens ist Niedersachsen Spitzenreiter beim Spargelanbau. Von dort kommen fast 30 Tausend Tonnen der geernteten Stangen. Gefolgt von Brandenburg und Bayern mit jeweils rund 22 Tausend Tonnen und Nordrhein-Westfalen mit etwa 20 Tausend Tonnen. (Quelle: BVEO)
 
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  • A. H.
    welch ein Glück: Ostern ohne Spargel - jahreszeitlich doch völlig in Ordnung!
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