Um die vergleichsweise hohe Zahl von Drogentoten in Bayern zu reduzieren, geht die CSU im Landtag vorsichtig neue Wege. Sie will Angehörigen von Heroinabhängigen – zunächst in einem Modellprojekt – gestatten, im Ernstfall das lebensrettende Medikament Naloxon zu verabreichen. Außerdem will sie mehr Ärzte für die Behandlung Suchtkranker mit der Ersatzdroge Methadon gewinnen. Der SPD und den Grünen geht das nicht weit genug. Sie fordern unter anderem, in Großstädten Drogenkonsumräume zuzulassen. Die CSU lehnt dies weiterhin kategorisch ab.
Die Frage, ob die hohe Zahl der Drogentoten in Bayern mit der restriktiven Drogenpolitik der CSU zusammenhängt, ist heftig umstritten. Die SPD-Gesundheitspolitikerin Kathrin Sonnenholzner warf der CSU am Montag vor, die Zahlen schönzureden. In Bayern habe es vergangenes Jahr 321 Drogentote gegeben, in Nordrhein-Westfalen, wo deutlich mehr Menschen leben, nur 203. Um gegenzusteuern müsse man sich, so forderte auch Ulli Leiner von den Grünen, um echte Hilfestellungen kümmern, statt Suchtkranke zu kriminalisieren.
Die CSU-Gesundheitspolitiker Klaus Holetschek und Bernhard Seidenath wiesen diese Kritik zurück. Die Zahlen schwankten über die Jahre stark und der prozentuale Anstieg sei in anderen Bundesländern zum Teil deutlich höher. Außer Frage aber stehe, so sagte Holetschek: „Jeder Drogentote ist einer zu viel.“
Mit Beginn des nächsten Jahres soll deshalb zum einen das Modellprojekt mit Naloxon in München, Nürnberg, Augsburg und Regensburg gestartet werden. Angehörigen von Suchtkranken und Sozialarbeitern soll gestattet werden, das lebensrettende Nasenspray einzusetzen. Bisher dürfen das nur Ärzte. Sie sind aber im Ernstfall oft nicht schnell genug zur Stelle. Zum anderen will die CSU Ärzte dazu bewegen, Süchtige mit der Ersatzdroge Methadon zu behandeln. Davor scheuen wegen rechtlicher Unsicherheiten bisher viele Ärzte zurück.