
Skifahren, Snowboarden und Rodeln sind die beliebtesten Wintersport-Beschäftigungen, aber auch der Langlaufsport findet immer mehr Freunde. In den Mittelgebirgsregionen in Unterfranken können die Sportler neben gewalzten Skipisten auch gut präparierten Loipen und Winterwanderwege erwarten. Dafür verantwortlich sind zum Beispiel Siegfried Eder und Matthias Trabert. Die beiden sind in der Langen Rhön mit einem Pistenbully unterwegs, um das Langlauf-Vergnügen zu gewährleisten.
„Am Samstag waren die beiden Kollegen elf Stunden unterwegs“, erklärt Klaus Spitzl, Geschäftsführer des Vereins Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön. „Die Männer hatten Motorsägen dabei, denn es musste auch Schneebruch beseitigt werden“, ergänzt er. Teilweise lagen fünf Bäume übereinander. Viel Arbeit – und vor allem nicht ungefährlich. Und nur wenige Stunden später waren alle Mühen umsonst. Am Samstagabend zog ein Schneesturm über die Hochlagen der Rhön und brachte 15 Zentimeter Neuschnee sowie zahlreiche Schneewehen mit sich. Um 5.

30 Uhr am nächsten Morgen war daher die Nacht für Eder und Trabert schon wieder vorbei. „Zwei bis drei Zentimeter Neuschnee geht noch, wenn es aber soviel schneit, sind die Loipen weg und wir müssen neu spuren“, erklärt Eder. So verbrachte er den Sonntag, übrigens seinen Geburtstag, im Loipenspurgerät, um den Langläufern ein ungetrübtes Wintervergnügen zu ermöglichen.
Das war an eben diesem Tag am Loipenpark am Roten Moor leider nicht der Fall. Der gebührenpflichtige Besucherparkplatz war nicht geräumt. Die Autofahrer mussten beim Parken improvisieren, der verspätete Winterdienst schob erst gegen Mittag den Parkenden wieder frei und wegen der wild geparkten Autos kam das Loipenspurfahrzeug nicht durch. Gersfelds Tourismuschef Horst Mikliss musste dem beauftragten Unternehmen „die gelbe Karte“ zeigen.
Drei Gebiete werden schwerpunktmäßig in der bayerischen Rhön betreut. Das sind die Loipen in der Langen Rhön, rund um die Thüringer Hütte und den Heidelstein mit rund 84 Kilometer Loipen und 24 präparierten Kilometern Winterwanderwegen. Dazu kommen auch zwei gepflegte Rodelbahnen an der Thüringer Hütte sowie an der Rother Kuppe. Das zweite Gebiet erstreckt sich rund um den Kreuzberg, wo 60 Kilometer Langlaufstrecken und 22 Kilometer Winterwanderwege zum weißen Vergnügen einladen.
Zu diesen zwei Gebieten, die im Landkreis Rhön-Grabfeld liegen und jeweils von einem Spurfahrzeug betreut werden, kommen im Landkreis Bad Kissingen noch die Schwarzen Berge zwischen Kissinger Hütte und Berghaus Rhön dazu mit 44 Loipen- und 13 Winterwanderkilometern. Die beiden Loipenspurgeräte für Rhön-Grabfeld hat der Landkreis vor einigen Jahren angeschafft. Das Fahrzeug des Landkreises Bad Kissingen ist nur noch begrenzt einsatzfähig und wird möglicherweise ersetzt, weiß Spitzl von entsprechenden Plänen im dortigen Landratsamt.
„Für die Loipenpräparierung braucht es Menschen mit Herzblut, die sofort bereit stehen, wenn die Witterung ihren Einsatz erfordert“, lobt Spitzl sein Team. Daneben wird auch jede Menge Erfahrung benötigt. Siegfried Eder zum Beispiel spurt seit 16 Jahren Loipen in der Rhön und hat noch „kein Spurgerät versenkt“. Aber nicht nur der Umgang mit dem 170-PS-Fahrzeug erfordert viel Wissen und Fingerspitzengefühl. „Wer denkt, wenn es schneit, fährt das Spurfahrzeug los und die Loipe ist fertig, täuscht sich gewaltig“, so Spitzl. Im Oktober beginnen die Vorarbeiten. Die Trassen müssen abgesteckt, gemäht und entsteint werden. Fällt der erste Schnee, muss er angedrückt werden, um eine passende Grundlage zu schaffen. Schneit es weiter, kann die Loipe gespurt werden. Steigen die Temperaturen, war die Arbeit umsonst.
Neben dem Wetter gibt es weitere Faktoren, die von Loipen-Verantwortlichen eine hohe Frustrationstoleranz erfordern. Landwirte oder Jäger ruinieren mit ihren Fahrzeugen die Loipen ebenso wie Mountainbiker und vor allem auch Fußgänger. Entsprechend appelliert Spitzl gerade an diese, doch die Winterwanderwege statt der Loipen zu nutzen.
Mittlerweile gibt es Pläne, neben den Skater-Spuren teilweise auch Trassen für Winterwanderer zu schaffen. Dass sich der Verein Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön um das Loipennetz kümmert, hat zwei Gründe: „Wir wollen einerseits ein touristisches Angebot unterbreiten, auf der anderen Seite aber auch die Besucher im Naturpark und im Biosphärenreservat lenken“, sagt der Fachmann. Als wäre er bestellt, tritt Jochen Rümann aus Fulda an das Loipengerät: „Ich möchte mich bedanken, dass Sie die schönste Loipe der Rhön immer so gut präparieren“, erklärt er. „Ein seltenes Lob“, stellt Eder fest.
Eine Baustelle wurde noch am Mittwochabend abgeschlossen. Unter rhoen.de finden sich jetzt auch im Internet aktuelle Angaben über den Zustand der Loipen in der Langen Rhön. „Ansonsten verweisen wir auf das Bischofsheimer Schneetelefon“, sagt Spitzl.
Doch nicht nur in der Rhön, auch im Spessart ist Langlauf möglich. Die Loipen des TuS Frammersbach sind seit Sonntag nutzbar. „Insgesamt spuren wir rund 30 Kilometer“, erzählt Loipenwart Udo Ehrenecker aus der Ausdauerabteilung des TuS, „da sind wir besser aufgestellt als manches Alpental.“
Mittlerweile herrsche ein „Mordsbetrieb“. Was auch an dem erweiterten Loipennetz seit diesem Winter liegen könnte: Durch den Anschluss der Ortschaft Wiesen können jetzt auch Gäste aus dem Aschaffenburger Raum in den Loipenpark Spessart einsteigen. Neben den klassischen Loipen werden im gesamten Netz auch Skatingloipen angeboten.
Auch die Langlaufloipen rund um die Bayerische Schanz bei Lohr-Ruppertshütten und die Sonnenloipe am Lohrhaupter Feld – zusammen rund 25 Kilometer – sind gespurt, teilt Walter Schwarz, Leiter der Skiabteilung des FC Germania Ruppertshütten, mit. Parken ist auf den Parkplätzen direkt an der Schanz oder am Ruheforst möglich.
Zwar gespurt, aber noch nicht ideal zu befahren ist die Frankenloipe zwischen Waldzell und Ansbach. Eine Anreise von weit her lohne sich noch nicht, dazu fehlen noch ein paar Zentimeter Schnee, informiert Familie Ritter, in der sich Johannes Ritter um die Loipe kümmert.
Was die Lifte betrifft, herrscht derzeit eitel Sonnenschein bei den Betreibern. Auch unter der Woche fanden sich die Skifahrer in erklecklicher Zahl am Kreuzberg, am Arnsberg, am Feuerberg, auf der Wasserkuppe und auf dem benachbarten Zuckerfeld ein. Für Samstag und Sonntag sind zwar erhöhte Temperaturen gemeldet. Ob sie aber der Schneedecke schon etwas anhaben können, bezweifeln nur Pessimisten.