Monty Roberts ist in der Welt der passionierten Pferdezüchter und Reiter eine Lichtgestalt. Der US-Amerikaner ist mit seinen Erziehungsmethoden von Pferden nicht nur seit Jahrzehnten für seine Shows rund um den Erdball unterwegs, sondern eckt mit seiner Philosophie ebenso an wie er überzeugt. Am Donnerstag, 9. November, tritt der 82-Jährige beim Pferdezentrum Franken in Ansbach auf. Wohl eines der letzten Gastspiele des „Pferdeflüsterers“ in Bayern.
Film machte Methode berühmt
Robert Redford lehnte 1998 in seinem Film „Der Pferdeflüsterer“ seine Hauptfigur an Monty Roberts an: einen Pferdeexperten, der durch seine sanfte Methode dem nach einem Unfall traumatisierten Hengst Pilgrim wieder ins Leben zurück hilft. Redfords Film machte Monty Roberts „Join-Up“-Methode schlagartig ein ganzes Stück berühmter, als diese schon zuvor in Fachkreisen war.
Mit Roberts' Methode gewinnt der Mensch das Vertrauen des Pferdes nicht durch psychische oder physische Gewalt, wie dies lange Jahre in der Zucht betrieben wurde. Ein Pferd wird bei Roberts in einem umzäunten Longierzirkel im Kreis getrieben und soll der Körpersprache des Menschen folgen und dabei an seine Instinkte erinnert werden. Bestenfalls möchte sich das Pferd dem Menschen anschließen – englisch „join up“.
Mit zur Methode gehört auch das Wecken eines weiteren Instinkts: Pferde sind schließlich Fluchttiere und sollen diesem Verlangen auch nachkommen. Roberts erlaubt die Flucht zumindest teilweise, signalisiert dem Tier bald mit Mimik und Gesten, dass es sich wieder zum Menschen begeben soll. Ziel ist es, dass das Pferd den Menschen als Führungsperson akzeptiert und seine Nähe sucht, ohne Gewalt.
Kritiker lasten ihm jedoch an, dass er statt physischen eben psychischen Druck gegenüber dem Pferd aufbaut. Das sieht Roberts jedoch ganz anders: „Pferdefreunde können bei meinen Demonstrationen lernen, dass Gewalt nie die Antwort ist. Es war mein lebenslanger Wunsch, die traditionellen Methoden der Ausbildung von Pferden zu ändern, die normalerweise sehr anspruchsvoll waren.“
Dass Roberts ein „Leben für die Pferde“ führt, zeigt ein Blick in seine Vita: 1935 wurde er als Sohn eines kalifornischen Pferdetrainers in Salinas (Kalifornien) geboren und ritt mit vier Jahren erste Turniere. Schon als 13-Jähriger wurde Roberts Stunt-Double für Schauspielerin Elizabeth Taylor und pflegte zwischen 1955 und 1969 seine Karriere als Rodeo-Reiter und Pferdezüchter. 1989 trainierte er auf Einladung der britischen Königin deren Pferde. Ab Mitte der 1990er Jahre veröffentlichte er seine Erfahrungen in Büchern, die zu Bestsellern wurden. Von der therapeutischen Wirkung, die Pferde auf den Menschen haben können, ist Monty Roberts längst überzeugt.
Vertrauen als Basis der Arbeit
Heute wird seine Methode auch in Managerkreisen oder bei traumatisierten Menschen angewandt. „Wenn man ein Pferd dazu bringen kann, einem zu vertrauen, dann wird dieses Vertrauen auf den Menschen übertragen, so dass man auch anderen und vor allem sich selbst trauen kann. Ich glaube, dass Pferde uns nicht abhärten, aber sie geben uns eine Ruhe, die uns dazu bringt, uns selbst zu heilen“, erklärt Roberts.
Er hat mit seinen Methoden das Rad nicht komplett neu erfunden. Allerdings hat er durch seine Marketingstrategien diese erst einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht. Beim Pferdezentrum Franken in Ansbach, einem von zwei Landesleistungszentren in Bayern, rennt Roberts offene Türen ein. „Seine Philosophie wird bei uns täglich gelebt“, sagt Klaus Eikermann, Schulleiter der Einrichtung des Verbands der Reit- und Fahrvereine in Franken. Das Pferdezentrum besitzt eine neue rund 60 Quadratmeter große, zweite Reithalle, die barrierefrei zugänglich ist. Damit sei man im süddeutschen Raum der einzige Stützpunkt für Reiter mit Handicap.
Wenn am 9. November Monty Roberts zu Besuch ist, hat er keine eigenen Pferde dabei. Dafür können tagsüber Eigentümer von Problempferden in die Anlage kommen und ihr Tier dem Experten zeigen. Ein Gehilfe führt das Pferd dann in den Round-Pen, während Roberts mit dem Besitzer außerhalb des Feldes sitzt, um die Geschichte zu erfahren. Wenn Pferd und Pferdeflüsterer sich einig sind, geht's am Abend in die Show.