In München ist es politisch so wie in Bayern – nur eben andersrum. Seit den 1950er Jahren regiert in der Landeshauptstadt die SPD nahezu unangefochten. Nur einmal gelang es der CSU mit Erich Kiesl (1978-1984) den Oberbürgermeister zu stellen. Ihm trauerte in München nach einer von Affären erschütterten Amtszeit kaum jemand nach. Die vier Rathauschefs der SPD aber genießen in der Bürgerschaft höchste Anerkennung: Thomas Wimmer (1948-1960), Hans-Jochen Vogel (1960-1972), Georg Kronawitter (1972-1978 und 1984-1993) und zuletzt Christian Ude, der seit 1993 ein rot-grünes Bündnis anführt.
Schwabe will ins Rathaus
In diese Liste klangvoller Namen will sich nach der Kommunalwahl im März 2014 ein aus Schwaben stammender Sozialdemokrat einreihen: Dieter Reiter, geboren 1958 in Rain am Lech, aufgewachsen in München-Sendling, Diplom-Verwaltungswirt, verheiratet, drei Kinder, zwei Enkel.
Zweifel, dass er bei der Wahl seinem CSU-Konkurrenten, dem rührigen Josef („Seppi“) Schmid unterliegen könnte, plagen Reiter nicht. Er sagt: „Ich bin fest davon überzeugt, dass ich gewinne.“ Er verweist auf seine 30-jährige Erfahrung in der Stadtverwaltung und seine Nähe zu den Bürgern und betont: „Ich glaube einfach, dass ich das besser kann als der Seppi.“ Er redet über München so ähnlich wie die CSU über Bayern zu reden pflegt: „Ich bin bei der Partei, die München in den letzten Jahrzehnten zu dem gemacht hat, was es heute ist.“
Obendrein komme hinzu, so sagt Reiter, dass er der erklärte Wunschnachfolger von Christian Ude sei, der zuletzt mit 68 Prozent der Stimmen zum Oberbürgermeister gewählt worden war.
Überwältigende Mehrheit
Dennoch hat die Münchner SPD am Donnerstagabend mit überwältigender Mehrheit einen Spitzenkandidaten nominiert, der sich als Person in wesentlichen Punkten von seinem Mentor unterscheidet: Christian Ude aus Schwabing – Intellektueller, Kabarettist und Kunstliebhaber, Reiter aus der Arbeitervorstadt Sendling – Verwaltungsexperte, Sportler und Musiker.
„München muss München bleiben – und zwar für alle“, sagt Reiter. Es dürfe keine „Elite-Stadt“ für Einkommensmillionäre werden, sondern müsse auch für Menschen bezahlbar sein, die keinen dicken Geldbeutel haben.
Er wolle, so Dieter Reiter, wieder mehr Sozialwohnungen bauen, den Ausbau der Kindertagesstätten vorantreiben und dafür sorgen, dass ältere Menschen in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Seine Motivation, sich um das Amt des Oberbürgermeisters zu bewerben, sei „klassisch kommunalpolitisch und klassisch sozialdemokratisch“.