
A zünftige Blasmusi, fesche Madl’n im Dirndl, stramme Buabn in der Tracht, weiß-blaue Rauten an der Wand, dazu ein frisch gezapftes Weißbier. So klingt Bayern, so sieht Bayern aus und so schmeckt Bayern. Auch wenn man nicht in Bayern ist, sondern in Berlin, der Hauptstadt der Preiß‘n. Doch dahoam is dahoam. Vor 20 Jahren, am 10. Dezember 1998, weihten der damalige Bundespräsident Roman Herzog, selber als gebürtiger Landshuter ein waschechter Bayer, und der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber die Vertretung des Freistaats Bayern beim Bund in Berlin ein und etablierten somit schon ein Jahr vor dem Umzug von Bundestag und Bundesregierung von Bonn nach Berlin ein Stück Bayern in der Hauptstadt. Am Donnerstag feierten die Bayern mit einem Festakt und vielen Ehrengästen den runden Geburtstag ihrer Repräsentanz.
Dabei waren sie eigentlich sie ja eigentlich gegen den Umzug. Wenn es nach den Bayern gegangen wäre, wäre das beschauliche und gemütliche Bonn am Rhein noch immer Sitz von Bundesregierung und Bundestag – und nicht das chaotische, turbulente und unfertige Berlin. „Eine Hauptstadt Kreuzberg wäre sicher das letzte, was wir uns wünschen“, sagte 1991, auf dem Höhepunkt der Umzugsdebatte, der damalige bayerische Ministerpräsident Max Streibl (CSU) und brachte den gesamten Widerwillen der weiß-blauen Staatsregierung auf den Punkt.
Weiß-blaues Lebensgefühl
Doch weil die Bayern nach einem Wort des großen früheren CSU-Chefs und Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß notfalls „die letzten Preußen“ Deutschlands sein müssen, waren sie dann doch die Schnellsten und die Ersten, die in Berlin ihre Landesvertretung eröffneten. Das Parlament und die Regierung saßen zu diesem Zeitpunkt noch am Rhein, andere Länder hatten gerade erst die Baugrube ausgehoben, da brachten die Bayern schon ihr weiß-blaues Lebensgefühl, ihre Kultur und ihre kulinarischen Schmankerln von der Isar an die Spree. Und die Berliner waren begeistert.
Daran hat sich in vergangenen zwei Jahrzehnten nichts geändert, wie der neue bayerische Ministerpräsident Markus Söder und der „Hausherr“, Staatsminister Florian Herrmann (beide CSU), im Beisein von Alt-Ministerpräsident Edmund Stoiber und den früheren Bevollmächtigten beim Bund, Ursula Männle und Reinhold Bocklet, betonten. Rund 35.000 Besucher werden pro Jahr in dem noblen Altbau an der Behrenstraße, einer Seitenstraße der Friedrichstraße direkt gegenüber der Komischen Oper, gezählt, macht 700.000 Besucher seit der Eröffnung. Veranstaltungen wie das Neujahrskonzert, das Fischessen am Aschermittwoch, der Maibock-Anstich, das Oktoberfest oder die besinnliche Stunde im Advent haben sich im Veranstaltungskalender der Stadt fest etabliert, alle Besuchergruppen der bayerischen Bundestagsabgeordneten werden empfangen und mit Spezialitäten aus der Heimat verköstigt.
Im Bierkeller
Große Politik wird natürlich auch gemacht. In Sitzungswochen tagt immer am Montagabend die CSU-Landesgruppe im Bierkeller, der Ministerpräsident und die Mitglieder der Staatsregierung haben Büros, um sich auf die Sitzungen des Bundesrats und der Ausschüsse der Länderkammer vorzubereiten, die Mitarbeiter begleiten die Gesetzgebungsprozesse im Bundestag und achten darauf, dass die Interessen Bayerns nicht zu kurz kommen. So verbindet denn auch Ministerpräsident Markus Söder seine Glückwünsche zum 20. Geburtstag mit einem flammenden Plädoyer für den Föderalismus. Föderale Staaten sind erfolgreicher als zentralistische Staaten.“ Die Länder seien nicht nur nachgeordnete Behörden des Bundes, der Bundesrat keine untergeordnete Instanz des Bundestags, sondern „ein gleichberechtigtes Organ der Gesetzgebung“.
„Bayern ist bedeutend, einflussreich und mitgestaltend“, sagt Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber. Und das werde auch so bleiben. Dieses Selbstbewusstsein des Freistaats spiegele sich auch in seiner Vertretung wieder. „Wir haben es geschafft, in Berlin eine Heimat zu finden.“