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Allgäu
Erste Cannabis-Clubs gegründet: Ein Besuch bei den Blütenfreunden Allgäu Oberschwaben
Der Verein "Blütenfreunde Allgäu Oberschwaben" gehört zu den ersten Cannabis-Vereinen im Allgäu. Was die Verantwortlichen planen und warum die hohen Hürden gut sind.
Cannabis-Clubs können durch die Teillegalisierung nun selbst Pflanzen anbauen.  Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolfoto)       -  Cannabis-Clubs können durch die Teillegalisierung nun selbst Pflanzen anbauen.
Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolfoto) | Cannabis-Clubs können durch die Teillegalisierung nun selbst Pflanzen anbauen.
Jeanette Löschberger, Felix Futschik
 |  aktualisiert: 19.05.2024 02:38 Uhr

Sieben Gründungsmitglieder des Vereins „Blütenfreunde Allgäu Oberschwaben“ haben vor kurzem ihren Cannabis Social Club (CSC) ins Leben gerufen. Sie stammen aus Leutkirch, Wangen, Isny und Kißlegg. Der CSC gehört zu den ersten Cannabis-Vereinen, die sich nach der Teillegalisierung Anfang Februar in der Region gegründet haben.

Die Clubs sind meist als Vereine organisiert und deshalb im Vereinsregister gemeldet. Für das südliche Allgäu ist das Amtsgericht Kempten zuständig. Eine Anmeldung eines Cannabis-Vereins liege vor, teilt eine Sprecherin mit. Das Amtsgericht Memmingen ist für das nördliche Allgäu und unter anderem für Günzburg und Neu-Ulm zuständig. Anfang April war ein Verein angemeldet, für einen weiteren gebe es einen Antrag. "Den großen Andrang gibt es nicht", sagt ein Gerichtssprecher.

Erste Cannabis-Clubs im Allgäu: Regional und bio soll angebaut werden

Die Idee für die "Blütenfreunde Allgäu Oberschwaben" kam Alfred Kohler und einem Freund ganz spontan bei einer Tasse Kaffee. Damals war noch nicht einmal klar, ob die Cannabislegalisierung durchgeht. Die Hürden für den Anbau seien hoch, sagt Philip Mayer „und das ist auch gut so“. Ihm sei es wichtig, dass alle Menschen die Möglichkeit geboten bekommen, einen gesunden Umgang mit Cannabis zu erlernen. Lesen Sie auch: Ist Kiffen auf dem Ikarus-Festival jetzt legal? - Das sagt die Polizei

Wert lege man im Club auf regionales Cannabis, das bio angebaut werde. "Dadurch wollen wir uns von anderen Clubs abheben“, sagt Kohler. Der Anbau erfolge ohne chemische Düngemittel und Pestizide, auch nach der Ernte finde keine Verunreinigung durch irgendwelche chemischen Substrate statt.

Allgäuer Cannabis-Club: Auch Nachahltigkeit wichtig

Den Gründern ist es wichtig, einen biologischen Weg zu gehen, um weder Konsumenten noch die Umwelt negativ zu belasten, deshalb setzen sie auch beim Strombedarf auf erneuerbare Energien. Den Schwarzmarkt zu unterbinden, sei ein weiteres Ziel. Denn hier wisse man nie genau, „was für ein Kraut man bekommt“. Das sei auch im Hinblick auf den Jugendschutz und die damit einhergehende Enttabuisierung ein Thema.

Aufklärung ist für den Isnyer Frank Homanner ein wichtiges Thema. Der Familienvater möchte durch den Club Interessierten die Möglichkeit bieten, eine legale und somit sichere Bezugsquelle zu schaffen, gleichzeitig für eine gezielte Aufklärung sorgen und einen vernünftigen Umgang mit dem Konsum anbieten. „Es muss in jedem Club eine Person als Sucht- und Präventionsbeauftragten geben“, erklärt Kohler. Dieser müsse Schulungen absolvieren und regelmäßig sein Wissen auffrischen. „Wenn Schulen Interesse zeigen, können wir uns auch sehr gut vorstellen, dort Aufklärungsarbeit zu leisten“, blickt Homanner in die Zukunft.

Was Cannabis-Clubs beachten müssen

Die Cannabis-Clubs verstehen sich als nichtkommerzielle Hanfanbaugemeinschaft, die sich gemeinsam um die Anbauflächen, Ernte und Konsum für den persönlichen Bedarf der Mitglieder kümmert. Rund 100 Personen haben schon Interesse am Cannabis Club „Blütenfreunde“ bekundet. Die Kapazität sei beschränkt. Das habe verschiedene Gründe, erklärt Mayer. Zunächst einmal müsse jeder CSC eine Lizenz vom zuständigen Amt bekommen. Zum anderen sei die Anbaukapazität beschränkt. Ganz sicher, ob der Verein mit dem Anbau schon am 1. Juli starten könne, sind sie nicht. Die notwendigen Genehmigungen stehen noch aus.

Angebaut werden sollen mehrere Cannabissorten. Für reine Genussraucher, aber auch für Menschen, die Cannabis zu medizinischen Zwecken konsumieren. Wie groß die Anbaufläche wird, hänge von der Anzahl der Mitglieder ab und davon, wie viele Gramm sie ausgeben.

Jugendschutz spielt bei Cannabiskonsum eine große Rolle

Die höchste Ausgabemenge pro Monat ist gesetzlich vorgeschrieben und beträgt 50 Gramm. Wie viel die Mitglieder des Vereins jeden Monat erhalten, müsse erst noch intern geklärt werden, sagen die Vorstände. Denn ein Weiterverkauf ist strengstens untersagt. Lediglich der eigene Konsum dürfe gedeckt werden.

Wo die Vereinigung anbaut und wo sich ihre Räumlichkeiten befinden, ist nicht zuletzt wegen des Jugendschutzes relevant. Der Anbau muss einen Mindestabstand von 200 Metern zum Eingangsbereich von Schulen, Spielplätzen und anderen Kinder- und Jugendeinrichtungen einhalten. Anbauflächen im Freiland müssen durch Zäune und gegebenenfalls Stacheldraht gesichert werden.

„Ein Anbau im Freien birgt immer auch das Wetterrisiko“, sagt Philip Mayer. Der Verein hat sich für einen Indooranbau entschieden, um ein kontrolliertes und vorhersehbares Ergebnis mit hohen Hygienestandards zu gewährleisten. „Drei bis vier Monate nach der Anzucht wäre dann die erste Ernte zu erwarten“, sagt Mayer.

 
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