Irgendwie bitter: Vor wenigen Tagen mussten in Bayern Windkraftanlagen abgestellt werden, weil zu viel Strom im Netz war. Hätte die Möglichkeit bestanden, die überschüssige Energie zu speichern, wäre das vielleicht nicht passiert. Das zeigt: Die Super-Batterie der Zukunft ist einer der Knackpunkte, wenn es um die Energiewende in Deutschland geht.
E-Autos: Zahl der Neuzulassungen hat sich verdoppelt
Das Thema zieht Kreise: Im ersten Quartal 2017 hat sich die Zahl der Neuzulassungen von Elektroautos in Deutschland verdoppelt. Dennoch sind diese Autos hierzulande noch kein Kassenschlager, weil die Akkus nach Kundenmeinung zu früh schlapp machen. Wenn man dann noch bedenkt, dass mit Akkus betriebene Geräte wie Bohrer, Schrauber, Rasenmäher und Smartphones immer zahlreicher unseren Alltag dominieren, wird des Pudels Kern klar: Unsere Energie-Zukunft hängt an der Frage, wie Energie sinnvoll und wirtschaftlich gespeichert werden kann.
BMZ weltweit an der Spitze
Ein hier vorpreschendes Unternehmen sitzt in Unterfranken: das Batterien-Montage-Zentrum (BMZ) in Karlstein (Lkr. Aschaffenburg). Der Konzern mit Ablegern in Polen, Frankreich, China und den USA sieht sich weltweit als einer der Spitzenreiter bei Lithium-Ionen-Batterien. 800 Menschen arbeiten für BMZ in Deutschland, 2300 tun es weltweit.
Dass Akku-Rasenmäher, Akkuschrauber und überhaupt alle Dinge mit Akkus so populär geworden sind, sei wesentlich auf BMZ zurückzuführen, ist sich Firmengründer und Geschäftsführer Sven Bauer sicher. Der 51-Jährige wird in der Branche als Vordenker in Sachen Batterien angesehen und für Vorträge international herumgereicht. Kürzlich brachte er sogar sein erstes Buch heraus: „AkkuWelt“. Fast alles, was hierzulande mit Lithium-Ionen-Batterien funktioniere, sei das Werk von BMZ, heißt es in der Firma. Selbst für Busse, Kräne, Kehrmaschinen und Boote stellt BMZ Akkus her. Das Tochterunternehmen Batteryuniversity kümmert sich unter anderem um Entwicklung und weltweiter Zulassung von Batterietypen.
Sven Bauer: Konkurrenz hat BMZ nicht
Konkurrenz habe sein 1994 gegründetes Unternehmen eigentlich nicht, gibt sich Bauer selbstbewusst. Diese Spitzenstellung hat zu einem rasanten Höhenflug geführt: Der Umsatz ging laut Bauer 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent nach oben. Der Absatz im Bereich Akkus für Gartengeräte und Elektrofahrräder sei um 33 Prozent gestiegen. „Wir wachsen extrem“, freut sich Bauer. Auch BMZ-Speicheranlagen für Sonnenstrom-Anlagen auf Wohnhäusern und Akkus für Elektroautos seien stark im Kommen.
Unternehmen expandiert in Karlstein
Dass es bei BMZ brummt, ist schon von außen zu erkennen. Zwei neue Gebäudeblöcke stehen einsam in einem neuen Gewerbegebiet in Karlstein, direkt an der Landesgrenze zu Hessen. Sechs Gebäudeblöcke sollen bis 2020 dort stehen. Die Zahl der Mitarbeiter in Karlstein wird dann nach Bauers Worten von 800 auf 2000 steigen. Der Ort dieses Geschehens könnte symbolträchtiger nicht sein, denn es hatte schon immer mit Energie zu tun: Das Gewerbegebiet heißt „Zeche Gustav“, weil dort bis in die 1920er Jahre Braunkohle abgebaut und Strom daraus erzeugt wurde. Jahrzehnte später stand dort das mittlerweile abgerissene Versuchsatomkraftwerk Kahl.
Bauer begann als Werkzeugmacher
Bauer stammt nach eigenen Worten aus armen Verhältnissen. Dass er als gelernter Werkzeugmacher nun so etwas wie der König der Akkus ist, führt er auf seine Einstellung zurück: Mut zum Risiko – und einfach mal machen. Ja, er sei oft blauäugig, sagt er über sich. Seine Freunde nennen ihn deswegen gerne auch Sven Sorglos. So oder so, Energie hat der Mann. Und wie man sie speichert, weiß kaum einer besser als er.