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Augsburg
Nach der Pisa-Studie: Wie gut sind Bayerns Schülerinnen und Schüler?
Deutsche Jugendliche schnitten bei der Pisa-Studie so schlecht ab wie nie. Aus dem Freistaat stammte nur ein Bruchteil der Getesteten. Wie erfolgreich lernen also die Bayern?
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Foto: Jens Büttner, dpa | Bei der Pisa-Studie schnitten deutsche Schüler schlecht ab. Zahlen speziell für Bayern gibt es nicht.
Sarah Ritschel
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:42 Uhr

Es gibt eine Beispielaufgabe aus dem aktuellen Pisa-Test, die weit aus der Mathematik hinausweist. "Aussagen von Menschen können generell in drei Kategorien eingeteilt werden", heißt es im Erklärtext. "Aussagen, die immer wahr sind, Aussagen, die manchmal wahr sind, und Aussagen, die niemals wahr sind." Sprach man in den vergangenen Jahren mit bayerischen Schulpolitikerinnen und -politikern, so war eine Aussage ausnahmslos immer wahr: Das bayerische Bildungssystem ist spitze. Bei der neuen Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) ist jetzt zumindest eine kleine Einschränkung dabei. "Auch wenn Bayern regelmäßig Spitzenplätze in nationalen Bildungsstudien erreicht: Die Ergebnisse der Pisa-Studie 2022 geben Anlass zur Sorge", erklärt Stolz' Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. 

Die Schülerinnen und Schüler in Deutschland hatten bei der größten Bildungsstudie der Welt zuletzt so schlechte Leistungen gezeigt wie nie. In den Bereichen Lesen und Mathematik erreichten sie nurmehr das Durchschnittsniveau aller teilnehmenden OECD-Staaten, lediglich in den Naturwissenschaften lagen sie darüber. 

42 Schulen aus Bayern nahmen an der Pisa-Studie teil

Speziell für Bayern wurden keine Zahlen ausgewertet. Aus der Technischen Universität München, die hierzulande für die Analyse zuständig ist, heißt es als Erklärung: "Die Pisa-Studie ist nicht darauf ausgelegt, Ergebnisse auf die einzelnen Bundesländer herunterzubrechen. Eine solche Statistik wäre nicht repräsentativ." Tatsächlich nahmen nur 42 der rund 6200 bayerischen Schulen an der internationalen Erhebung teil - elf Mittelschulen, 13 Realschulen, zwölf Gymnasien, eine Waldorfschule, eine Förderschule und vier berufliche Schulen.

Dass Kinder und Jugendliche in Bayern oft besser lernen als im Rest Deutschlands, weiß Pisa-Chef Andreas Schleicher auch ohne Statistik. "Es gibt viele Stärken im bayerischen Schulsystem, das muss man klar sagen", hatte der OECD-Bildungsdirektor vor einiger Zeit gegenüber unserer Redaktion erklärt. Allerdings: "Bis zur Weltspitze gibt es immer noch einen ziemlich großen Abstand." Das Bildungssystem sei in Bayern wie im Rest Deutschlands "immer noch sehr auf die Vermittlung von Fach- und Fertigwissen fokussiert". An grundlegenden Kompetenzen fürs praktische Leben hingegen fehle es.

Eine Analyse, die die Leistungen von Schülern aller Bundesländer vergleicht, ist der "Bildungstrend" des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB). Der jüngste Bericht der Berliner Forschenden wurde im Oktober vorgestellt. Neuntklässlerinnen und Neuntklässler - also im selben Alter wie die Getesteten bei der Pisa-Studie - hatten Prüfungen in Deutsch und Englisch absolviert. Bayerns Jugendliche landeten in Deutsch bei den Bereichen Zuhören und Orthografie auf dem ersten Platz, beim Lesen auf Rang zwei hinter Sachsen. Allerdings sanken ihre Leistungen im Vergleich zum letzten IQB-Bildungstrend von 2015 leicht ab.

Ministerin Stolz hat als großes Ziel für ihre Amtszeit ausgegeben, Kinder und Jugendliche wieder verstärkt im Lesen, Schreiben und Rechnen zu schulen. Gerade würden Programme erarbeitet, um darin "eine spezielle Förderung zu ermöglichen", sagte sie jüngst unserer Redaktion. Denn: "Schülerinnen und Schüler auf den digitalen Wandel vorzubereiten, ist das eine. Das andere ist, ihre Basiskompetenzen in Deutsch und Mathematik zu stärken." Konkrete Maßnahmen rein als Reaktion auf die Pisa-Studie will das Kultusministerium aber nicht ergreifen. 

Pisa-Schock kam für viele Lehrkräfte und Eltern erwartet

Auch unter bayerischen Lehrkräften und Eltern werden der Pisa-Schock und sinkende Schülerleistungen heiß diskutiert - nur, dass beides für viele kein Schock ist, sondern eine erwartbare Entwicklung. In Lehrerforen und Online-Netzwerken kommt dabei vor allem eine Klage immer wieder: dass es Lehrkräften an Hilfe fehlt. "Wir Lehrerinnen und Lehrer können uns noch so toll fortbilden und wir können noch so viele Tablets und interaktive Tafeln in die Schulen schleppen", schreibt eine Lehrerin und Bildungs-Influencerin unter großer Zustimmung auf Instagram. "Solange wir nicht genügend Personal an den Schulen haben, wird das Pferd nur von hinten aufgezäumt. Wir Lehrkräfte brauchen Unterstützung!" 

Zusatzaufgaben und die zunehmende Vielfalt in den Klassenzimmern führen ihr zufolge dazu, dass das Unterrichten nur noch einen Bruchteil des Lehreralltags einnehme. Die Lehrerin schreibt von "großen Klassen mit Kindern von lernbehindert bis hochbegabt", von Schülern mit Konzentrationsstörungen oder ohne Deutschkenntnisse. Andere Nutzerinnen und Nutzer, teilweise selbst Mütter und Väter, nehmen auch das Elternhaus in die Pflicht. Eltern könnten die Verantwortung für Grundkompetenzen wie Motivation, Konzentration oder das Erlernen von Sprache nicht einfach an die Schule auslagern, sondern müssten auch selbst ihren Beitrag leisten.

 
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