zurück
München
CSU will Sprachtestpflicht an Schulen einführen
Kinder, die nicht ausreichend gut Deutsch sprechen, sollen künftig in eine Sprachklasse gehen oder zur Vorschule. Die Entscheidung soll bei den Schulen liegen, nicht bei den Eltern.
Sprach-Test.jpeg       -  Um Schulkindern mit Migrationshintergrund von Anfang an bessere Chancen zu geben und ihre Integration zu fördern, will die CSU ab dem Schuljahr 2024/25 verpflichtende Sprachtests einführen.
Foto: Arno Burgi, dpa | Um Schulkindern mit Migrationshintergrund von Anfang an bessere Chancen zu geben und ihre Integration zu fördern, will die CSU ab dem Schuljahr 2024/25 verpflichtende Sprachtests einführen.
Uli Bachmeier
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:03 Uhr

Um Schulkindern mit Migrationshintergrund von Anfang an bessere Chancen zu geben und ihre Integration zu fördern, will die CSU ab dem Schuljahr 2024/25 verpflichtende Sprachtests einführen. Das kündigte Parteichef und Ministerpräsident Markus Söder am Montag nach der Sitzung des Parteivorstands in München an. 

CSU: Sprachkitas sollen ausgebaut werden

„Wir wollen nicht am Ende der Schulkarriere, sondern zu Beginn die Situation verbessern“, sagte Söder. Aus diesem Grund habe man sich im CSU-Vorstand auf zwei Maßnahmen verständigt. Zum einen sollen die Sprachkitas nicht nur erhalten, sondern sogar noch ausgebaut werden. Das hing, nachdem der Bund angekündigt hatte, die Förderung der Sprachkitas einzustellen, lange Zeit in der Schwebe. Zum anderen soll zu Beginn eines jeden Schuljahres ein Sprachtest zur Pflicht gemacht werden. Spricht ein Kind nicht ausreichend gut Deutsch, um dem Unterricht folgen zu können, soll es vor der ersten Klasse Grundschule ein verpflichtendes Vorschuljahr absolvieren oder, wenn das Kind schon älter ist, solange in eine Sprachklasse geschickt werden, bis es gut genug Deutsch kann. Die Entscheidung darüber, ob ein Kind in den regulären Unterricht darf oder nicht, soll bei der Schule vor Ort liegen, nicht wie bisher bei den Eltern, betonte der Ministerpräsident. 

Wie diese Sprachtests konkret aussehen und wie das ganze Verfahren organisiert wird, soll nach dem Willen der CSU im Verlauf des kommenden Schuljahres erarbeitet werden. Es solle „kein Schnellschuss“ sein, sagte Söder, „damit das auch steht und stimmt und passt.“ Eingeführt werden soll das neue System erst zum Schuljahr 2024/25. 

4000 Lehrerstellen in Bayern sind nicht besetzt

Bei der Opposition im Landtag stieß Söders Vorschlag auf viel Skepsis. Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, die schwäbischen Abgeordnete Simone Strohmayr, sagte auf Anfrage unserer Redaktion: „Es ist schön, dass der Ministerpräsident jetzt erkannt hat, dass es da ein Problem gibt.“ Strohmayr wies aber darauf hin, dass im vergangenen Schuljahr 4000 Lehrerstellen nicht besetzt gewesen seien. Die Vorkurse Deutsch, die es schon jetzt gebe, seien „fast immer wegen Lehrermangel ausgefallen“ und auch die Sprachförderkurse in den Schulen hätten vielfach nicht gehalten werden können. „Wenn Söder hier etwas tun will, dann muss er klären, woher er die Lehrer nimmt.“ 

Ähnlich äußerte sich Landtagsvizepräsident Thomas Gehring (Grüne). Der Allgäuer Abgeordnete, der in seiner Fraktion für Lehrkräfte zuständig ist, sagte: „Es hängt immer alles am Lehrermangel.“ Besser wäre es, so Gehring, „den Schulen mehr Kapazitäten zu geben, statt wieder ein neues System aufzubauen“. Es sei grundsätzlich vernünftiger, Kinder mit Sprachdefiziten in eine reguläre Klasse gehen zu lassen und sie nur stundenweise für den Sprachunterricht herauszunehmen. „Am meisten lernen Kinder von anderen Kindern“, sagte Gehring. 

Bayerische Grüne kritisieren Jahresverträge

Um mehr Personal für den Sprachunterricht zu gewinnen, sollten die Arbeitsbedingungen für Angestellte verbessert werden, sagte Gehring. Es müssten nicht unbedingt voll ausgebildete Lehrer sein, die den Kindern Deutsch beibringen. Aber wer immer nur Jahresverträge bekomme, sei halt auch schnell wieder weg. 

Dass Bayern die Fortführung der erfolgreich arbeitenden Sprachkitas für dieses und kommendes Jahr mit Landesmitteln sicherstellt, hatte Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) bereits im April bekannt gegeben. Damit war auch die Unsicherheit beendet, die bei den Trägern der Sprachkitas durch den Ausstieg des Bundes aus der Finanzierung entstanden war.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
CSU
CSU-Vorstand
Deutsche Sprache
Markus Söder
Parteivorsitzende
SPD-Fraktion
Schulkinder
Simone Strohmayr
Sprachunterricht
Thomas Gehring
Ulrike Scharf
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen