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Bevölkerung
Kaum eine Region in Deutschland wächst stärker als das Allgäu
Eine Prognose geht davon aus, dass das Allgäu bis zum Jahr 2045 weiter wachsen wird. Eine Herausforderung, die aber auch Chancen bietet.
Andreas Berger
 |  aktualisiert: 01.08.2024 02:42 Uhr

Das Allgäu gehört in Deutschland zu den Regionen, die am stärksten wachsen. Und darauf müssen sich die Kommunen vorbereiten: Wenn mehr Menschen herziehen, werden mehr Wohnraum, mehr Kita-Plätze, mehr Infrastruktur benötigt. "Unsere Region ist für die meisten Menschen ein Sehnsuchtsziel", sagt Stefan Bosse (CSU), Vorsitzender des schwäbischen Städtetages und Oberbürgermeister von Kaufbeuren. Ihn haben wir gefragt, wie das Allgäu auf weiteren Zuwachs reagieren sollte.

Ende 2022 lebten 670.000 Menschen im Allgäu

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hat vor einigen Tagen seine Prognose vorgestellt: Bis 2045 sollen demnach im Allgäu 67.000 Menschen mehr wohnen als im Jahr 2021. Zum Vergleich: Ende 2022 lebten knapp 670.000 Menschen in der Region.

Kurz darauf wurde der Zensus 2022 veröffentlicht. Dessen Zahlen ergaben, dass die deutsche Bevölkerung nicht so sehr gewachsen ist, wie vor einigen Jahren berechnet. Auch im Allgäu wurden in fast allen Kommunen die Einwohnerzahlen ein wenig nach unten korrigiert. Dass dieser Umstand erheblichen Einfluss auf die Prognose des BBSR haben wird, glaubt dessen Pressesprecher nicht. Noch werde das aber überprüft.

So stark sollen die Landkreise und kreisfreien Städte wachsen

In der bisherigen Berechnung sehen die für 2045 vorhergesagten Zahlen des BBSR so aus: Oberallgäu: 168.800 (Bewohnerzahl im Jahr 2022 laut Zensus: 152.066), Ostallgäu: 158.300 (139.750), Unterallgäu: 166.600 (142.261), Landkreis Lindau: 89.000 (81.771), Kempten: 73.800 (65.050), Kaufbeuren: 50.300 (45.186), Memmingen: 49.900 (43.300).

Unabhängig von der Prognose ist für Stefan Bosse ist klar: Das Allgäu wächst weiter. Das werde vom Zensus auch nicht in Frage gestellt, dessen Ergebnisse aus Sicht unserer Region lediglich eine überschaubare Korrektur der Prognose seien. "Wir bleiben eine Zuzugregion." Dafür gebe es allerdings nicht genügend Wohnraum, schon heute sei er knapp. "Deshalb müssen gemeinsame Anstrengungen von Wirtschaft und öffentlicher Hand unternommen werden."

Kommunen müssten Baugrund zur Verfügung stellen und könnten auch selbst Wohnbauprojekte starten. "Ich gehe davon aus, dass die Bauwirtschaft im Allgäu aktiv die Marktchancen nutzt, die sich in dieser Situation bieten." Und auch Arbeitgeber müssten sich daran beteiligen, Wohnraum zu schaffen. Schon heute fänden sie "häufig nur noch Mitarbeitende, wenn sie neben dem Arbeitsplatz auch ein Angebot zum Wohnen unterbreiten".

Nicht nur Einfamilienhäuser bauen, sondern Flächen in den Orten nutzen

Häuser zu bauen ist das eine, Flächen dafür zu finden, das andere. Wie kann es also gelingen, mehr Wohnraum zu schaffen? "Viele verschiedene Ansätze werden erforderlich sein, um im Allgäu ausreichend Fläche zur Verfügung zu stellen", sagt Bosse. Ein Schwerpunkt werde darin liegen, innerhalb der Orte nachzuverdichten.

Dazu gehört etwa, bisher anders genutzte und nun freistehende Flächen in Wohnungen umzubauen. Und auch, Gebäude aufzustocken. Es werde künftig mehr Geschosswohnungsbau geben als bisher, um Platz effektiv zu nutzen. Der Unterallgäuer Landrat Alex Eder (FW) hat das in einem Interview mit der Allgäuer Zeitung einmal so zusammengefasst: "Es kann nicht die Lösung sein, dass jeder sein Einfamilienhaus auf der grünen Wiese bezieht."

Dem Unterallgäu wird schon seit Jahren ein starkes Wachstum prognostiziert. Komplett ohne Neubaugebiete werde es aber auch nicht gehen, sagt Stefan Bosse, "wir würden auch an den Ortsrändern weitere Flächen benötigen." Dabei müsse sparsam mit Platz umgegangen werden.

"Das Allgäu als Zuzugsregion kann sich glücklich schätzen"

Für den Städtetagsvorsitzenden ist die Tatsache, dass unsere Region wächst, eine gute Nachricht. Zum Beispiel könnten die heimischen Unternehmen davon profitieren: Schon heute gebe es Probleme, in vielen Bereichen ausreichend Arbeitskräfte zu bekommen. Mit dem demografischen Wandel werde sich das noch verschärfen. "Insofern kann sich das Allgäu als Zuzugsregion glücklich schätzen, im Vergleich zu anderen Regionen auch mit einem Zuzug an potentiellen Mitarbeitenden rechnen zu können."

Die Gefahr, dass "eine problematische Speckgürtelsituation" entsteht, wie es Bosse nennt, sehe er nicht. Eine problematische Speckgürtelsituation? Damit meint er, dass viele Menschen ins Allgäu ziehen, nur um von hier aus zum Arbeiten in andere Regionen zu pendeln. "Unsere Region ist für die meisten Menschen ein Sehnsuchtsziel, die Entscheidung für ein Leben im Allgäu erfolgt bewusst auch mit dem Ziel, hier aktiv am Leben teilzunehmen."

Und wenn die Prognose eintreten sollte und bis 2045 bis zu 67.000 Menschen herziehen: Wäre das nicht zu viel? "Das überfordert uns Allgäuer nicht. Ich bin mir sicher, dass wir im Allgäu die 67.000 hier gut integrieren zu können."

 
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