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MÜNCHEN
Bayerns zähe Suche nach Nazi-Raubkunst
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:32 Uhr

Der Kunstraub, daran will Bayerns Kunstminister Ludwig Spaenle keinen Zweifel lassen, sei ein „besonders infames Instrument des Nazi-Unrechts“ vor allem gegen Juden gewesen. Unabhängig vom spektakulären Fall Gurlitt habe die Rückgabe gestohlener oder abgepresster Kunstwerke deshalb für den Freistaat „überragende kunstpolitische Bedeutung“, beteuert Spaenle.

Vor mehr als 15 Jahren hatte sich auch der Freistaat Bayern mit der „Washingtoner Erklärung“ dazu verpflichtet, Raubkunst im eigenen Besitz zu identifizieren und mit den rechtmäßigen Eigentümern eine „gerechte und faire Lösung“ zu finden. Doch in der kunstpolitischen Realität tut sich damit selbst die staatliche Bayerische Staatsgemäldesammlung nach wie vor sehr schwer, wie deren Generaldirektor Klaus Schrenk einräumen muss.

Mehr als 5000 Gemälde und Skulpturen hat die Staatsgemäldesammlung seit 1998 laut Schrenk „gesichtet“, bei rund 1500 gebe es unklare Herkunftsverhältnisse. Erst 300 davon sind intensiv erforscht. Und ganze zwölf Kunstwerke, darunter zwei Aquarelle von Max Pechstein oder ein Stillleben aus der Werkstatt von Jan Brueghel, wurden an ihre rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben – sechs davon „proaktiv“, also durch eigene staatliche Ermittlung der in der Nazi-Zeit Bestohlenen oder deren Erben. Dazu kommen noch neun zurückgegebene Kunstwerke aus dem Nationalmuseum sowie zwei aus der Staatlichen Grafischen Sammlung.

Die sogenannte „Provenienzforschung“ sei eben sehr aufwendig, rechtfertigen sich Schrenk und Spaenle: Denn die meisten umstrittenen Werke stammten aus Aufkäufen, Stiftungen oder Schenkungen aus der Nachkriegszeit. „Das macht die Recherche schwierig, weil es dann keine eigenen Unterlagen aus der Nazi-Zeit gibt“, erklärt Schrenk. „Wenn man nichts investiert, dann kommt auch nichts raus“, hält der Kunstexperte der Landtagsgrünen, Sepp Dürr, dagegen. Nur zwei feste Stellen gibt es bei den staatlichen Museen für die Provenienzforschung. Viel zu wenig, findet Dürr, denn die Raubkunst-Opfer „sterben weg“. Darum gelte es, „die historische Schuld zügig zu begleichen“, fordert Dürr: „Es kann doch wohl nicht sein, dass man weitere 15 Jahre vor sich hinwurschtelt.“

Die SPD hat deshalb im Landtag vier neue Stellen beantragt: „Wenn für Herrn Spaenle die Provenienzforschung wirklich so eine Herzensangelegenheit ist, dann muss hier was geschehen“, verlangt die SPD-Kunstpolitikerin Isabell Zacharias.

Vor allem muss der Freistaat aus Sicht der Opposition endlich auch mit Geld und Personal helfen, kommunale Kunstsammlungen nach Raubkunst zu durchforsten. Und staatlich geförderte Privatsammlungen wie etwa das Museum Schäfer in Schweinfurt dürften nur dann weiter Unterstützung erhalten, wenn sie bei sich Provenienzforschung ermöglichen, fordert der Grüne Dürr.

In Schweinfurt hatten jüngst zwei wohl geraubte Gemälde von Max Liebermann und Adolph von Menzel für Schlagzeilen gesorgt. Doch mehr Geld und neue Stellen will Spaenle bislang nicht versprechen: Man habe das Problem nicht-staatlicher Sammlungen aber „im Blick“.

 
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