180 Millionen Euro für die Sanierung des Deutschen Museums. Achtzig Millionen Euro für ein neues Museum „Mensch und Natur“. Sechzig Millionen Euro für Sanierungsarbeiten im „Haus der Kunst“. 77 Millionen Euro für die Generalsanierung des Gärtnerplatztheaters. Und möglicherweise doch noch bis zu 300 Millionen Euro für einen dritten Konzertsaal.
Der Freistaat Bayern investiert derzeit viel Geld in die kulturelle Infrastruktur der Landeshauptstadt München. Eine Tatsache, die den mittelfränkischen Freie-Wähler-MdL Peter Bauer zu einer Landtagsanfrage an die Staatsregierung bewog: Ob denn vor diesem Hintergrund der verfassungsgemäße Auftrag, gleiche Lebensverhältnisse in ganz Bayern herzustellen, noch erfüllt werde, „wenn keine vergleichbaren Projekte und kein auch nur annähernd hohes Fördervolumen für Nordbayern vorgesehen ist“, wollte Bauer wissen.
Großes Ungleichgewicht
Das zuständige Wissenschaftsministerium antwortete darauf mit dem allgemeinen Bekenntnis, es sei „ein zentrales Anliegen der Kulturpolitik der Staatsregierung, Kunst und Kultur in der ganzen Fläche des Landes und für alle Bewohner Bayerns zu fördern“. Als Beleg für die Umsetzung dieses Anspruches verweist das Ministerium unter anderem auf den Bau eines „Tiefdepots“ im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg für 32 Millionen Euro sowie die Generalsanierung des Festspielhauses in Bayreuth für zehn Millionen Euro.
Allen Landesteilen stünden zudem aus dem staatlichen „Kulturkonzept“ in den Jahren 2015 und 2016 rund 82 Millionen Euro zur Verfügung. Der Kulturfonds Bayern unterstütze Kommunen „außerhalb der Metropolen“ mit sieben Millionen Euro jährlich. Und die „Kulturregion Mainfranken“ werde durch „eine staatliche Entlastung des Trägers“ des Mainfränkischen Museums in Würzburg entlastet. „Für jeden Blinden wird damit deutlich, wie groß das Ungleichgewicht zwischen Nord und Süd in Bayern ist“, empört sich der Freie Wähler Bauer. Die Antwort des Ministeriums sei „ein Offenbarungseid“, findet der Abgeordnete: „Die Bevorzugung Münchens ist zu extrem. So geht das nicht.“ Die Staatsregierung müsse den Verfassungsauftrag gleicher Lebensbedingungen endlich ernst nehmen – und einen „Masterplan der kulturellen Förderung für ganz Bayern“ aufstellen.
Kulturpolitische Wohltaten
Von einer Ungleichbehandlung könne keine Rede sein, hält Bayerns Kunstminister Ludwig Spaenle (CSU) auf Nachfrage dieser Zeitung dagegen. Die Strategie der Staatsregierung, kulturelle „Leuchtturm-Projekte“ in allen Landesteilen zu fördern, sei sogar sehr erfolgreich, findet Spaenle – und zählt eine ganze Reihe kulturpolitischer Wohltaten in Franken auf: Die Sanierung des Wagner-Museums in Bayreuth. Die finanzielle Unterstützung der Hofer und der Bamberger Symphoniker oder der Luisenburg-Festspiele. Die Sanierung des Nürnberger Opernhauses. Die Sanierung des Mainfränkischen Museums in Würzburg.
„Wir werden hohe Millionenbeträge dafür aufwenden“, beteuert Spaenle. „Und mir ist auch ganz persönlich die Entwicklung des Kulturstaats Bayern in allen seinen Landesteilen sehr wichtig.“ Allerdings dürfe man auch in Franken nicht vergessen, dass im Großraum München ein erheblicher Bevölkerungsanteil wohne – weshalb auch die hohen Kultur-Investitionen dort ihre Berechtigung hätten.
Einen „Pro-Kopf“-Vergleich der Kulturausgaben für alle Landesteile anzustellen, macht aus Spaenles Sicht ohnehin „keinen Sinn“. Denn dieser missachte die überregionale Strahlkraft großer Kulturprojekte – und würde damit größere staatliche Kultur-Investitionen auch in den fränkischen Oberzentren in Frage stellen.