
Schneller als erwartet ist der Prozess um das Milliardendrama mit der Hypo Alpe Adria für Ex-BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky zu Ende gegangen. Im Gegensatz zu seinen ehemaligen Kollegen durfte er das Gericht schon am dritten Prozesstag verlassen: Da waren es nur noch sechs.
Zum Abschied erntet Gribkowsky einige neidische Blicke. Während seine ehemaligen Kollegen aus dem Vorstand der BayernLB im Gerichtssaal sitzen bleiben müssen, kann er seine Sachen packen. „Das Verfahren ist für Sie beendet. Sie dürfen sich entfernen“, ermuntert der Vorsitzende Richter Joachim Eckert den 55-Jährigen.
Das lässt sich Gribkowsky nicht zweimal sagen: Lächelnd und ohne Abschiedsgruß an die sechs anderen Angeklagten verlässt er am Montagmorgen das Münchner Landgericht.
Besser hätte der dritte Tag im Prozess um die Verantwortung für den Milliardenflop mit der österreichischen Bank Hypo Alpe Adria für ihn nicht laufen können. Auch die anderen Ex-Vorstände würden das Gericht lieber heute als morgen hinter sich lassen. Alle fühlen sich zu Unrecht verfolgt und hatten an den ersten beiden Verhandlungstagen ihre Unschuld beteuert.
Mit Gribkowsky tauschen möchte aber wohl keiner der Angeklagten. Denn dass er gehen durfte, hat in erster Linie einen Grund: Er sitzt bereits in Haft, weil er beim Verkauf der Formel-1-Mehrheit der Landesbank heimlich mehr als 40 Millionen US-Dollar von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone angenommen hat. Wegen Bestechlichkeit wurde er im Sommer 2012 zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Seine Lebensumstände haben sich in den vergangenen Monaten aber deutlich verbessert: Weil er ein Jobangebot beim österreichischen Baukonzern Strabag nachweisen konnte und sich im Gefängnis gut benommen hat, durfte er im vergangenen Herbst ins Freigängerhaus der Münchner Justizvollzugsanstalt umziehen und tagsüber seiner neuen Arbeit nachgehen.
Dass er seit Ende Januar erneut als Angeklagter vor Gericht saß, war für seine Anwälte ein Ärgernis. Die Staatsanwaltschaft warf Gribkowsky und seinen ehemaligen Kollegen vor, die HGAA im Jahr 2007 völlig überteuert gekauft und die BayernLB damit um mehr als eine halbe Milliarde Euro geschädigt zu haben.
Gribkowsky selbst wies die Vorwürfe der Anklage vor einer Woche wortreich zurück. „Nicht jedem Tod liegt ein Mord zugrunde“, sagte er den Richtern. Aus heutiger Sicht sei der Kauf der HGAA zwar ein Fehler gewesen, das Management habe damals aber hoch professionell gearbeitet und keine Pflichtverletzungen begangen.
Gribkowskys Anwälte beantragten die Einstellung des Verfahrens gegen den 55-Jährigen, da er ohnehin bereits seit Jahren in Haft sitzt. Richter Eckert schloss sich der Einschätzung am Montag an. Aus seiner Sicht war Gribkowsky an der Übernahme der HGAA zwar beteiligt, hat bei der Kaufentscheidung aber keine zentrale Rolle gespielt. „Soweit wir das beurteilen können, ist er nicht die treibende Kraft gewesen.“
Ob es einer der anderen Angeklagten war, wollen die Richter in den kommenden Monaten aufklären. Zahllose Zeugen sind geladen, darunter auch prominente CSU-Politiker aus dem früheren Kontrollgremium der Bank. Gribkowsky kann die Ergebnisse der Befragungen ganz entspannt in der Zeitung nachlesen. Sein nächster Auftritt im Münchner Landgericht ist ihm aber trotzdem sicher. Ende April beginnt dort der Prozess gegen Formel-1-Chef Ecclestone wegen Bestechung von Gribkowsky. Dort wird der Banker wieder eine Hauptrolle spielen – wenn auch nur als Zeuge.