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MÜNCHEN
BayernLB: Alles zur Krise auf einen Blick
Die Bayerische Landesbank (BayernLB) steckt seit 2007 in der Krise. Eine Negativnachricht jagt seither die andere, so dass das Dilemma kaum noch zu durchblicken ist. Unsere Übersicht bringt Licht ins Dunkel.
BayernLB in München
Foto: dpa | BayernLB in München
aug (Quellen: BR, BayernLB, dpa, hst)
 |  aktualisiert: 26.04.2023 17:31 Uhr

Was die BayernLB ist
1972 gegründet, hat die BayernLBdie Funktion einer Landeszentralbank für den Freistaat. Sie ist damit die Hausbank Bayerns. Rechtlich ist die BayernLB (Sitz: München) eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Das heißt: Der Freistaat ist Träger und haftet für die Verbindlichkeiten der BayernLB. Die Trägerschaft soll aber spätestens 2015 durch die Privatisierung der BayernLB ein Ende haben. Die Bank hat nach eigenen Angaben 11.800 Mitarbeiter. Sie ist Zentralbank für die Sparkassen in Bayern.

Die Krise in vier Sätzen
Der Sturzflug der BayernLB ist der größte Finanzskandal in Bayern. Er begann 2007, als bekannt wurde, dass die Bank ins wacklige US-Immobiliengeschäft verstrickt ist und deshalb fast 2 Milliarden Euro in den Sand gesetzt hat. 2008 nimmt ein erster Untersuchungsausschuss des bayerischen Landtags seine Arbeit auf, um Verstrickungen von Politikern wie Finanzminister Erwin Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein in die BayernLB-Krise zu prüfen. Huber nimmt später wegen der Krise den Hut. Bis heute stellt sich die Frage, welcher Politiker oder Manager was über die Schieflage der Landesbank wusste und wer etwas dagegen hätte unternehmen sollen.

Die Chronologie der Krise

2007

  • Mai: Die BayernLB kauft die österreichische Bank Hypo Group Alpe Adria (HGAA). Später werden Vorwürfe laut, dieser Deal sei heimlich eingefädelt worden. Und: Die marode HGAA wird die BayernLB in den Keller ziehen.
  • Sommer: Die Immobilienblase in den USA platzt. Viele Banken bleiben auf ihren Forderungen sitzen. Mittendrin: die BayernLB. Es geht um Milliarden.
  • August: Der damalige Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU) beruft wegen drohender Ausfälle von 420 Millionen Euro eine Sondersitzung des BayernLB-Verwaltungsrates ein. Das wird allerdings erst später bekannt. Die Sondersitzung zeigt indes: Die Staatsregierung in München wusste wesentlich früher über die brisante Lage der BayernLB Bescheid als sie später zugibt.
2008
  • 12. Februar: Die Chefs der BayernLB gehen mit einer brisanten Zahl an die Öffentlichkeit, die die Krise richtig ins Rollen bringt. Sie geben bekannt, dass sich die Landesbank in den USA mit knapp 2 Milliarden Euro verspekuliert habe.
  • Von dieser Panne will der damalige Finanzminister Erwin Huber (CSU) nichts gewusst haben. Die Talfahrt der BayernLB kostet ihm im Oktober den Posten.
  • März: Ein erster Untersuchungsausschuss (weitere werden folgen) nimmt die Vorgänge um das BayernLB-Desaster unter die Lupe. Spätestens jetzt wird die Krise zum Politikum, das den Freistaat bis heute beschäftigt.
  • September: Die Lehman-Bank in den USA ist pleite. Dadurch werden die Lehman-Papiere der BayernLB wertlos. Folge: Die Landesbank muss nun in der weltweiten Finanzkrise 5,2 Milliarden Euro Minus schultern.
  • Dezember: Um sich zu sanieren, läutet die BayernLB einen massiven Stellenabbau ein. Jeder vierte der damals noch knapp 20.000 Mitarbeiter weltweit muss gehen.
2009
  • Mai: 15 Millionen Euro Verlust ihres Luxushotel Interconti auf dem Obersalzberg muss die BayernLB tragen. Diese Summe hatte sich in den vergangenen vier Jahren gebildet. Der BayernLB gehört die Betreibergesellschaft des Hotels.
  • Oktober: Die BayernLB gerät ins Visier der Justiz. Polizei und Staatsanwaltschaft machen Razzien in der Zentrale der BayernLB und drei weiteren Objekten im Raum München. Verdacht der Untreue: Der ehemalige Chef Werner Schmidt soll 2007 beim Kauf der HGAA wissentlich zu viel Geld bezahlt haben.
  • Dezember: Über Wochen hinweg hatten sich Bayern und Österreich über das weitere Schicksal der HGAA gestritten. Nun wird die marode Bank verstaatlicht. Die BayernLB gibt ihre Anteile für einen symbolischen Euro an Österreich ab. Das heißt: Das missglückte Engagement bei der HGAA bringt der Landesbank 3,75 Milliarden Euro Verlust. Selbst Ministerpräsident Horst Seehofer spricht offen von einem Debakel.
  • Die BayernLB macht in diesem Jahr 2,6 Milliarden Euro Verlust.
2010
  • Zu Jahresbeginn nehmen die Razzien im Zusammenhang mit dem HGAA-Kauf der BayernLB zu. Die Ermittler schauen sich jetzt beim Bayerischen Städtetag und dem bayerischen Sparkassenverband um.
  • Juni/Oktober: Speziell wegen des HGAA-Kaufs nimmt ein Untersuchungsausschuss des Landtages die Arbeit auf. Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber lehnt vor diesem Gremium jegliche Verantwortung für das HGAA-Desaster ab.
  • November: Die angestrebte Fusion der BayernLB mit der Westdeutschen Landesbank (WestLB) platzt.
  • November: Schlechte Nachrichten für die BayernLB aus Ungarn. Dort steht die Tochterbank MKB bei der BayernLB mit vier Milliarden Euro in der Kreide. Die MKB ist in Schieflage geraten, die Milliarden der Bayern könnten sich in Luft auflösen.
  • Immerhin eine gute Nachricht: Die BayernLB hat nach den Verlustjahren 2008 und 2009 in 2010 wieder Gewinn gemacht (eine halbe Milliarde Euro).
2011
  • Januar: Was hat die BayernLB mit der Formel 1 zu tun? Plötzlich wird klar: sehr viel. Denn BayernLB-Vorstandsmitglied Gerhard Gribkowsky wird verhaftet, weil er beim Verkauf von BayernLB-Anteilen der Formel 1 von Formel 1-Chef Bernie Ecclestone bestochen worden sein soll - mit 40 Millionen US-Dollar.
  • Januar/Juni: 200 Millionen Euro - so viel Geld will die BayernLB wegen des HGAA-Desasters als Schadensersatz von Gribkowsky. Die gleiche Summe fordert die Bank im Sommer unter anderem auch vom früheren Kitzinger Landrat und Ex-Sparkassenpräsident Siegfried Naser.  Das HGAA-Debakel ist ein Hauen und Stechen an mehreren Fronten geworden. Es hat ein bislang ungeklärtes juristisches Nachspiel, bei dem sich sowohl der Ex-Vorstand wie nun auch die Ex-Verwaltungsratsmitglieder verantworten müssen.
 
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