Zahlreiche Menschen im Süden und Südosten von Bayern füllen nach stundenlangen Regenfällen Sandsäcke, weil Überschwemmungen durch Flüsse drohen oder das Grundwasser nach oben drückt. Mancherorts fallen Bahnverbindungen aus, Unterführungen werden gesperrt, Felder sind überflutet.
In Passau werden wahrscheinlich am Abend vorsorglich Bereiche der Altstadt gesperrt. In den Hochlagen der Alpen sind Winterreifen und Schneeschieber gefragt - und das alles Mitte September.
Der Hauptteil der fürs Wochenende angekündigten Niederschläge in Bayern ist nach Erkenntnis der Hochwassernachrichtendienst (HND) bereits gefallen. Der Dauerregen habe im Südosten Bayerns die Wasserstände vom Isar-Einzugsgebiet bis zum Bayerischen Wald ansteigen lassen, an einigen Orten gebe es kleinere Ausuferungen. Eine Warnung vor Überschwemmungen für bebaute Gebiete gab es bis zum Nachmittag zunächst nur für den Landkreis Cham im Osten des Freistaats und den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen im Süden.
Im Tagesverlauf ließ der Regen nach, im Oberlauf wurden die Scheitel laut HND weitgehend erreicht. Durch die Zuflüsse aus Österreich könne in Passau der Wasserstand der Donau noch in der Nacht zu Sonntag auf Meldestufe 3 steigen - Überschwemmungen für bebaute Grundstücke oder Wasser in Kellern sind dann möglich.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am Freitag angekündigt, dass Dauerregen und Schnee am Wochenende vor allem im Südosten Bayerns niedergehen. Am stärksten sollten der Chiemgau, das Mangfallgebirge und das Berchtesgadener Land betroffen sein.
Sandsäcke gegen das Grundwasser
Im Chiemgau war die Lage nach dem Dauerregen teils angespannt. In der Gemeinde Aschau befüllten Einsatzkräfte Sandsäcke, weil das Grund- und Oberflächenwasser anstieg.
In Oberbayern traten einzelne Bäche über die Ufer, wie ein Polizeisprecher sagte. Im Landkreis Rosenheim kam vorsorglich ein Katastrophenschutzteam zusammen. Am Tagesverlauf entspannte sich die Lage an den Flüssen und Bächen allerdings.
Der Wasserstand im Königssee im Berchtesgadener Land wurde vorsorglich abgesenkt. „Wir haben die Schleusen geöffnet”, sagte der Technische Betriebsleiter Michael Brandner. Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme. Bootsverkehr war am Samstag verboten.
Im Bayerischen Wald wurden laut Polizei die Uferbereiche kleiner Bäche geflutet, in manchen Dörfern gebe es deshalb ein paar überschwemmte Zufahrtswege. In der Oberpfalz verzeichnete die Polizei mehrere kleine Einsätze wegen umgestürzter Bäume durch die Unwetter.
Auch in Niederbayern gab es Hochwassermeldungen. Die Lage war laut einem Polizeisprecher jedoch nicht dramatisch: Zunächst sei im gesamten Gebiet nur ein Keller unter Wasser gemeldet worden.
In höheren Lagen im Süden mussten wegen Schnees einzelne Straßen gesperrt werden. Teilweise kam es dort laut Deutscher Bahn auch zu Beeinträchtigungen beim Zugverkehr.
Einsatzkräfte stehen in Passau bereit
In Passau, wo sich drei Flüsse treffen, sollte mit ersten Sperrungen in der Altstadt in den Abendstunden gerechnet werden, teilte die Stadt mit. Die Einsatzkräfte treffen derzeit dafür die entsprechenden Vorkehrungen und haben bereits mit dem Verbauen der Sandsäcke begonnen.
Der Stand des Donau-Pegels Passau betrug am Nachmittag um 15.30 Uhr laut HND 7,01 Meter. Am Donnerstagabend waren es noch knapp unter 5 Meter. Der Pegel Marienbrücke des Flusses Inn zeigte am Nachmittag 4,91 Meter an, Donnerstagabend waren es noch um die 2,50 Meter.
In Passau kommen die drei Flüsse Donau, Inn und Ilz zusammen. Der Scheitel für die Pegel wird am Sonntag gegen 07.00 Uhr erwartet - mit den Mittelwerten 7,89 Meter für den Pegel Passau an der Donau und 5,48 Meter für den Pegel Marienbrücke am Inn. Das würde einer knappen Überschreitung der Meldestufe 3 entsprechen. Das bedeutet: Überschwemmungen für bebaute Grundstücke oder überflutete Keller sind möglich.
Neuer Regen in Sicht
Der Sonntag startet nach Angaben der Hochwassernachrichtenzentrale trocken. Dadurch werden die Pegelstände sinken. In der zweiten Tageshälfte werde aber von Osten erneut Regen aufziehen. Daher seien etwa im Bayerischen Wald wieder höhere Wasserstände möglich.
In Franken war die Wetterlage weitgehend ruhig. Nürnberg meldete sogar eine Verlängerung der Freibadsaison: „Auch wenn das Wetter aktuell nicht ganz so gut ist, kommt täglich noch eine stattliche Anzahl an Gästen in das Westbad, um das Schwimmen im Freien
zu genießen.” Weil es kommende Woche wärmer und trockener sein soll, bleibe das Westbad
noch eine Woche länger als geplant geöffnet - und zwar bis zum 22. September.