Wildschweine fühlen sich in unseren Wäldern „sauwohl“. Zwar konnte durch eine scharfe Bejagung die lange Zeit stetig wachsende Population eingedämmt werden. Dennoch stellen die Schwarzwild-Bestände und die Gefahr der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) nach Bayern die Jägerschaft weiter vor enorme Herausforderungen. Neben herkömmlichen Methoden wie nächtlichen Ansitzen, Erntejagden im Spätsommer, revierübergreifenden Bewegungsjagden im Herbst und Winter, der Verwendung von Nachtsichttechnik, mit der das Wild auch in der Dunkelheit erlegt werden kann, kommen mittlerweile auch sogenannte Saufänge zum Einsatz. Die auch unter Jägerinnen und Jägern umstrittenen Fallen müssen von Revierinhabern beantragt und von der zuständigen Unteren Jagdbehörde im Landratsamt genehmigt werden.
Heftige Proteste hat jetzt die von einer amerikanischen Firma vertriebene Netzfalle„Pig Brig“ ausgelöst, die unter anderem auch vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten empfohlen wird. Der Verein „Wildes Bayern“ hat Ministerin Michaela Kaniber (CSU) aufgefordert, dieses System in der Praxis nicht zuzulassen und droht mit einer Klage. „Pig Brig ist nicht natur- und keinesfalls tierschutzgerecht und muss verboten werden“, sagt Christine Miller, Vorsitzende des Vereins.
Saufänge sind mobile oder stationäre Kleinstgatter
Auch den Einsatz anderer Saufänge als Mittel der Jagdausübung lehnt die Wildbiologin entschieden ab. Allenfalls in begründeten Ausnahmesituationen, etwa in Gebieten, in denen die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen ist, könne über eine Genehmigung unter strengen Auflagen nachgedacht werden. Dabei müsse festgeschrieben werden, „welche fachlichen Kompetenzen Personen brauchen, um einen Saufang betreiben und betreuen zu dürfen“, sagt Miller.
Saufänge sind mobile oder stationäre Kleinstgatter, in denen Schwarzwild mit Futter, der sogenannten Kirre, angelockt und mithilfe von Falltüren eingefangen wird. Befinden sich mehrere Tiere, etwa eine Rotte Sauen, in dem Gatter, wird ein Schließmechanismus ausgelöst und die Falle schnappt zu. Die Wildschweine werden danach von Schützen getötet.
Für „unzulässig“ hält der Verein „Wildes Bayern“ das System Pig Brig. Bei diesem Fallentyp wird ein Netz zwischen hohen Pfosten gespannt. Auch hier werden die Wildschweine mit Futter angelockt. Das Netz ist zunächst hochgeschlagen, sodass die Tiere ein- und auswechseln können. Haben sich die Sauen nach einigen Tagen an den Kirrplatz gewöhnt, wird das Netz heruntergelassen. Das Schwarzwild kommt zwar immer noch nach innen, jedoch aus der Falle nicht mehr heraus. Einer der Gründe, warum der Verein „Wildes Bayern“ ein Verbot des Systems fordert, ist, dass Pig Brig alle Tiere fängt und festhält, die durch das Futter angelockt werden – so auch Füchse oder Dachse. Dadurch könne es zu Kämpfen untereinander kommen. Anders als bei Fallen, die für die Jagd eingesetzt werden, sei es dem Verantwortlichen nicht möglich, sie zuschnappen oder bei Bedarf offenzulassen. Nur so könne verhindert werden, dass Familienverbände getrennt oder die falschen Tiere gefangen werden.
Der Bayerische Jagdverband lehnt die Jagd mit Saufängen kategorisch ab
Der Bayerische Jagdverbandlehnt die Jagd mit Saufängen kategorisch ab. Präsident Ernst Weidenbusch fehlt nach eigener Aussage „jedes Verständnis“, dass das Ministerium diese „verabscheuungswürdige, tierquälerische Methode dennoch weiterverfolgt“. Pig-Brig-Fallen sind das genaue Gegenteil von Tierschutz, betont Weidenbusch.
Scharfe Kritik an Saufängenübt Werner Blaha (Burgau), Jagdberater im Landkreis Günzburg. Eine effektive Schwarzwildjagd sei auch ohne diese „höchst umstrittene Methode aus dem Mittelalter“ möglich. So seien die Wildschwein-Bestände im Kreis Günzburg in den vergangenen Jahren deutlich reduziert worden. „Mir ist jedoch kein Revier bekannt, in dem ein Saufang zum Einsatz kommt.“ Blaha, betont, die waidgerechte Jagd bleibe dabei auf der Strecke, das „Gemetzel in den Saufängen, das in einem Blutbad endet, ist mit nichts zu begründen“. Die Schwarzwildjagd gleiche so mehr und mehr einer Schädlingsbekämpfung.
Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hält dagegen, dass Saufänge nach einem Leitfaden des Thünen-Instituts für Waldökosysteme als geeignete und tierschutzgerechte Methoden gelten. Auch Netzfänge wie die Pig-Brig-Falle würden dem Tierschutz entsprechen und „bedürfen für die Genehmigung durch die Untere Jagdbehörde keiner weiteren Prüfung“, so das Ministerium.
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