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München
Gefährdet der Nachwuchsmangel bei der Polizei unsere Sicherheit?
Nicht alle Ausbildungsstellen konnten 2022 bei der Polizei besetzt werden. Warum das so ist – und was es für die Gesellschaft bedeutet.
0000051921.tif       -  Immer weniger junge Menschen bewerben sich derzeit bei der bayerischen Polizei.
Foto: Marcus Merk (Archivbild) | Immer weniger junge Menschen bewerben sich derzeit bei der bayerischen Polizei.
Markus Bär
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:25 Uhr

Die Polizei hat in Bayern mit einem deutlichen Rückgang an Bewerberinnen und Bewerbern für den Polizeidienst zu kämpfen. Die Zahl der Bewerbungen beispielsweise in der 2. Qualifikationsebene– früher der mittlere Dienst – ist von 13.600 im Jahr 2021 auf 10.400 im vergangenen Jahr zurückgegangen. Das teilte das bayerische Innenministerium auf Anfrage unserer Redaktion mit. Rund 60 der insgesamt etwa 1600 Ausbildungsplätze im mittleren Dienst (das ist zahlenmäßig die größte Gruppe) konnten nicht besetzt werden. In der 3. Qualifikationsebene (vormals der gehobene Dienst) ist die Zahl der Bewerbungen wiederum von 3700 auf 3400 gesunken. „Die Gründe für den Rückgang der Bewerbungen sind vielfältig“, sagt Oliver Platzer, der Sprecher des Innenministeriums. Wichtige Aspekte seien beispielsweise der „hohe Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt“, also andere Jobangebote, sowie auch die Verunsicherung, die durch die Corona-Pandemie entstanden sei.

„Immer mehr Menschen lehnen den Staat ab“

Das kann Peter Pytlik, der bayerische Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und zugleich Personalratsvorsitzender beim in Kempten angesiedelten Polizeipräsidium Schwaben Süd/West, bestätigen. „Die Gesellschaft hat sich sehr verändert, und die Gewalt gegenüber der Polizei, aber auch gegenüber anderen Einsatzkräften wie etwa der Feuerwehr oder den Rettungsdiensten ist gewachsen.“ Wer als junger Mensch überlege, sich für den Polizeidienst zu bewerben, komme natürlich nicht darum herum, auch über diese Themen nachzudenken. „Immer mehr Menschen lehnen den Staat ab – und wir als Uniformträger werden so zur Zielscheibe.“ Auch müsse vielleicht über eine andere Besoldung bei der Polizei nachgedacht werden. „Polizisten sind keine Großverdiener“, sagt Pytlik. So erhält etwa ein lediger Polizeikommissar der 3. Qualifikationsebene nach Abschluss des dreijährigen Studiums rund 2665 Euro netto. „Dafür, dass er in drei Schichten etwa bei Demos seine Haut zu Markte tragen darf“, so Pytlik.

So viele Polizeikräfte gab es noch nie im Freistaat

Der Gewerkschafter betont aber auch, dass die Situation in Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländern noch sehr gut und die Sicherheitslage in keinster Weise gefährdet sei. Laut Innenministerium hat es noch nie so viele Polizeikräfte gegeben wie jetzt: Mehr als 45.000 Stellen gibt es bei der bayerischen Polizei. „Der höchste Stellenbestand in ihrer Geschichte“, sagt Ministeriumssprecher Platzer. Auch das Problem der Demografie wurde in Bayern gelöst. „In den vergangenen Jahren wurden in Bayern neben jenen, die aus Altersgründen ausgeschieden sind, jedes Jahr 500 Kräfte zusätzlich eingestellt“, so Pytlik. Dadurch sinke der Altersschnitt der bayerischen Polizei derzeit sogar wieder. Er würde sich aber wünschen, dass dieses jährliche „500 plus“ noch bis 2029 beibehalten wird.

Die Polizei wirbt jetzt wieder verstärkt in Schulen

Heruntergebrochen auf Schwaben ist der Bewerberrückgang unterschiedlich zu sehen: Während das Präsidium Schwaben Nord in Augsburg keinen Bewerberrückgang verzeichnet, gingen die Zahlen für Schwaben Süd/West von 840 im Jahr 2021 auf 680 im Jahr 2022 zurück. Man müsse diese Zahlen aber relativieren, sagt Pytlik. Für den Ausbildungsjahrgang 2023 gebe es – nach derzeitigem Stand – schon jetzt acht Bewerber auf eine Stelle. Doch natürlich ist nicht jeder von ihnen geeignet. Darum könne eine hohe Bewerberzahl stets von großer Bedeutung sein. Sie soll nun vermehrt wieder mit Werbeaktionen in Schulen gewonnen werden. 

 
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