Im dichten Schneegestöber in Grasgehren machen sich die letzten Skifahrer am späten Nachmittag auf den Weg nach Hause. Währenddessen bereitet sich einer erst auf seine heutige Tour vor: Alfred Fink. Der 64-jährige Österreicher ist Pistenraupenfahrer. Ohne ihn und seine drei Kollegen geht am Riedberger Horn gar nichts.
„Es soll die Nacht durch schneien. Wir machen unsere Arbeit deshalb erst morgen früh“, sagt Fink. Dennoch fährt er im Pistenbully eine kleine Tour durchs Skigebiet und zeigt, welche Arbeiten anstehen. Die Pistenraupenfahrer haben zum Beispiel zuvor viel Schnee zu einem Haufen zusammengeschoben. „Den Schnee verteilen wir an sehr engen Stellen und machen sie dadurch breiter und sicherer“, sagt Fink. Etwa an einem Bachlauf, wo der Schnee schnell nass werde, verteilt er die Schneemassen. (Lesen Sie dazu auch: Warum liefen die Schneekanonen im Allgäu trotz Schneefall?)
Trotz des Windes und des starken Schneefalls ist die Sicht recht gut. Doch Fink sagt: „Wenn es stärker windet, fahren wir erst bei Dunkelheit raus, weil wir dann besser sehen.“ Derzeit falle wieder mehr Schnee, dennoch spricht der 64-Jährige von einer schlechten Saison. „Der letzte Winter war super, da sind wir schon im November unterwegs gewesen.“ In dieser Saison starteten die Fahrer erst Anfang Dezember mit der Arbeit. Doch das sei kein Grund zur Sorge, sagt Fink. Auch vor 30 Jahren habe es schon schlechte Winter im Allgäu gegeben. „Es war früher normal, dass wir während Weihnachten keinen Schnee hatten und er erst ab Heilig Drei König gekommen ist.“
Unterwegs mit einem Pistenraupenfahrer: "Wenn du dich im Gelände nicht auskennst, kann es sehr gefährlich werden"
Mit seinem Bully fährt Fink die Piste entlang. Wichtig sei es, zuerst die höher liegende Seite zu präparieren. Ansonsten blieben Schneebrocken auf der Piste liegen. Auch starke Steigungen sind für den Pistenbully kein Problem. Mit über 500 PS kämpft sich das gut neun Tonnen schwere Fahrzeug leicht durch die Schneemassen. „Am Nebelhorn hatten wir Steigungen bis zu 45 Prozent. Wenn du dich im Gelände nicht auskennst, kann es sehr gefährlich werden“, sagt Fink. Um dort nicht abzustürzen, müssen die Fahrer mit einer Winde arbeiten.
Bevor es Fink nach Grasgehren zog, war der Österreicher 38 Jahre lang für die Pisten am Nebelhorn zuständig. Die Arbeit in Grasgehren findet er gemütlicher. „Hier ist es nicht so steil und es gibt weniger Abgründe.“ Dennoch sei auch hier viel zu tun. Gerade in den vergangenen Tagen, als es viel schneite und zahllose Skifahrer und Snowboarder nach Grasgehren kamen: „Die Pisten sind dann schneller abgenutzt, es gibt mehr Hügel und der Schnee wird eisig.“
Pistenraupenfahrer über Skitourengeher: "Wir sagen schon nichts mehr zu denen, weil die interessiert's eh nicht"
Bei jetzt starkem Schneefall fährt Fink weiter präzise durch das Skigebiet. Aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung kennt er das Gelände in- und auswendig. Das muss er auch, denn viele Stellen können ihm und seinem Bully zum Verhängnis werden. Gleichzeitig muss er auch auf Skifahrer aufpassen. „Wir fahren zwar immer vor oder nach dem Betrieb, aber es gibt viele Skitourengeher, die auf den Pisten unterwegs sind. Wir sagen aber schon nichts mehr zu denen, weil die interessiert’s eh nicht.“ Kommt es jedoch zu einem Unfall, nimmt es meistens ein böses Ende, sagt Fink, der bislang aber noch keinen Unfall mit einem Skifahrer hatte.
Über den vielen Neuschnee freut sich der 64-Jährige, denn dieser sei griffiger als Kunstschnee und werde nicht so schnell eisig. Letzterer hingegen sei gut zum Planieren, weil er eine starke Schicht über der Grasnarbe bilde und gleichzeitig länger halte. Wenn es weiter viel schneit, kann Fink dann auch endlich die Steilkurven und Schanzen für die Crossfahrer anlegen. Wie lang der 64-Jährige noch weitermacht, weiß er selbst noch nicht. „Es macht mir jedenfalls noch viel Spaß.“