In der Großen Spielberghöhle im Landkreis Rosenheim hatten die Höhlenretter der Bayerischen Bergwacht im September vergangenen Jahres noch eine Großübung abgehalten. Das fiktive Lagebild damals: Vier Höhlengeher sind in 170 Metern Tiefe verletzt eingeschlossen und müssen zusammen mit zwei weiteren Personen gerettet werden. An der Großübung mit internationaler Beteiligung nahmen auch Höhlenretter aus dem Allgäu teil. Bei der Bergwacht in Kempten gibt es seit 2011 eine eigene Abteilung „Höhlenrettung“.
An Pfingsten machten sich auf den Weg nach Berchtesgaden zunächst zwei Allgäuer Bergwachtler samt Höhlenrettungs-Anhänger. Darin befinden sich unter anderem 1200 Meter Statikseil, ein Notstromaggregat, verschiedene Tragesysteme, Bohrmaschinen, Material zum Bau einer Seilbahn und ein „Höhlophon“ zur Telekommunikation über Draht. „Es ging also zunächst darum, Material nach Berchtesgaden zu schaffen“, sagt der Kemptener Markus Schindele, Leiter der Höhlenrettung bei der Allgäuer Bergwacht.
Am vergangenen Dienstag folgten dann vier weitere Bergwachtler aus Immenstadt zur Riesendinghöhle mit verschiedenen Aufgaben. Unter anderem ging es darum, den Material-Nachschub für die Retter zu unterstützen. Der Einsatz in Berchtesgaden war der erste große der Allgäuer Spezialeinheit.
Ähnliche Bergwacht-Höhlenrettungswachen gibt es bei den bayerischen Bereitschaften München, Murnau, Freilassing, Lauf, Bamberg und Bayreuth. Wichtig sei das regelmäßige Training, betont Schindele. Und so verbringen die Allgäuer so manches Wochenende im Höllloch, der zweitgrößten Höhle Deutschlands im Grenzgebiet zu Österreich. Insgesamt 10,9 Kilometer Höhlengänge sind in dem Höhlensystem unter dem Hohen Ifen, hoch über dem Kleinwalsertal in den Allgäuer Alpen, vermessen.
Laut offizieller Bergwacht-Statistik verbrachten die zehn Mitglieder der Allgäuer Höhlenrettungs-Crew vergangenes Jahr 556 Stunden in der Unterwelt des Hölllochs oder anderer Höhlen. Für sie gilt wie für alle Bergwachtler: Übung ist das A und O. Denn im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen – trotz psychischer Anspannung.
Auch auf Trendsportarten müssen Bergwachtler immer wieder reagieren. So gibt es beispielsweise inzwischen auch Spezialkräfte für den Einsatz bei Canyoning-Unfällen in wasserführenden Schluchten.