zurück
Augsburg
Augsburger Uniklinik wird neu gebaut und nicht saniert: Das sind die Gründe
Die bayerische Staatsregierung verwirft ihre ursprünglichen Pläne für eine Generalsanierung der Uniklinik in Augsburg. Welche Argumente für den Neubau sprechen.
_WYS_UKA_064.jpg       -  Die Klinikführung des Augsburger Universitätskrankenhauses soll die Hoheit über den Bau haben.
Foto: Silvio Wyszengrad | Die Klinikführung des Augsburger Universitätskrankenhauses soll die Hoheit über den Bau haben.
Uli Bachmeier
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:51 Uhr

Jetzt ist fix, was Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) bereits im November vergangenen Jahres im Interview mit unserer Redaktion in Aussicht gestellt hatte: Die Uniklinik Augsburg soll nicht aufwendig saniert, sondern neu gebaut werden. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss hat die Staatsregierung in der Kabinettssitzung am Dienstag in München gefasst.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte zu der lange diskutierten Entscheidung: „Nach bisherigen Planungen war eine Generalsanierung gedacht. Die wäre, weil es im laufenden Betrieb ist, mit einer Zeitdauer von bis zu 30 Jahren versehen gewesen. Uns ist das zu lang, uns wird das zu teuer.“ Mit dem Neubau bestehe jetzt „die große Chance für eine absolute Top-Klinik“. 

Wie lange es mit dem Neubau dauert und wie viel das Großprojekt am Ende kosten wird, steht nach Aussage von Wissenschaftsminister Blume noch nicht fest. Dazu müsse erst genauer geplant werden. Klar sei aber, dass es sich um ein Milliardenprojekt handeln werde. Und klar sei auch, dass mit der Entscheidung für einen Neubau„Klinikpersonal, Patienten und die ganze Region“ von den Belastungen verschont bleiben, die eine jahrzehntelange Sanierung mit sich gebracht hätte. Ein Neubau spare Nerven, Kosten und Zeit. 

Laut Blume hätten im Falle einer Sanierung ein Interims-Gebäude in der Größe eines Kreiskrankenhauses errichtet und später wieder abgerissen werden müssen. Das könne nicht der richtige Weg sein. Eine „vertiefte Untersuchung“ habe ergeben, dass eine Generalsanierung auch wegen hoher Baurisiken im Vergleich zu einem Neubau„deutlich schlechter“ abschneidet.

Diese Vorteile hat der Klinik-Neubau in Augsburg aus Sicht der Staatsregierung

Man habe das Für und Wider lange abgewogen, aber inzwischen habe sich das Pendel sehr deutlich zu der Neubau-Lösung geneigt. Mit dem Neubau verbinde sich die große Hoffnung auf weniger Belastungen für Patienten und Patientinnen, Personal und Besuchsgäste, geringere Bau- und Terminrisiken, moderne Strukturen und mehr Klimaschutz. Blume zeigte sich erleichtert: „Die ganze Region hat darauf gewartet, dass hier Klarheit herrscht.“ 

Die Entscheidung aus dem Jahr 2020, das Großkrankenhaus mit seinen rund 1750 Betten bei laufenden Betrieb zu sanieren, ist damit hinfällig. In den vergangenen Jahren ist zwar schon einiges geschehen – zuletzt entstanden ein neuer OP-Trakt, eine Landeplattform für Hubschrauber sowie eine neue Kinderklinik. Das größte Projekt aber, die Generalsanierung des Hauptgebäudes mit seinen vier zwölfstöckigen Bettentürmen, hat noch nicht begonnen.

Die Uniklinik Augsburg soll selbst planen und bauen

Um das Verfahren bei Planung und Bau zu beschleunigen, will die Staatsregierung zudem ganz neue Wege gehen. Nicht der Staat soll planen und bauen, sondern das Klinikum selbst soll die Oberhoheit über das Milliardenprojekt haben. „Wir stellen an vielen Punkten fest, dass, wenn der Staat baut, es mitunter sehr lange dauert. Das hat mit der Baukonjunktur zu tun, das hat mit sehr aufwendigen Vergabeverfahren zu tun, die uns von europäischer Ebene vorgeschrieben sind“, sagte Blume. Deshalb solle in Augsburg erstmals die Möglichkeit genutzt werden, die das neue Uniklinik-Gesetz biete – dass Kliniken selber bauen können. Söder bekräftigte das. „Der Neubau bietet die Möglichkeit, alle Register zu ziehen für ein modernes, innovatives Bauverfahren – auch bei der Frage, wie man das abwickelt und wie die Finanzierung stattfindet.“

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) begrüßte die Entscheidung des Kabinetts. Er wies in einer Mitteilung auf die zentrale Rolle des Uniklinikums für die stationäre Versorgung der Patienten und Patientinnen in Schwaben hin und trat der Sorge entgegen, dass kleinere Krankenhäuser in der Umgebung im Vergleich zum Klinikum ins Hintertreffen geraten könnten: „Für die staatliche Krankenhausplanung ist ein gut gegliedertes, aufeinander abgestimmtes System von Krankenhäusern der wohnortnahen Grundversorgung, der Schwerpunktversorgung und – wie im Fall des Universitätsklinikums Augsburg– der Maximalversorgung für Schwaben von herausragender Bedeutung. Bei der Planung von Größe und Leistungsspektrum des Neubaus der Universitätsklinik Augsburg bietet sich die Chance, auch die umliegenden Kliniken zu berücksichtigen.“

Das Augsburger „Zentralklinikum“ wurde vor rund 40 Jahren als kommunales Krankenhaus errichtet. Den Status eines Universitätsklinikums erhielt es entgegen erster Planungen zunächst nicht, was der Staatsregierung immer wieder den Vorwurf einbrachte, Schwaben zu vernachlässigen. Das änderte sich mit der Ankündigung des früheren Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU), in Augsburg ein sechstes bayerisches Uniklinikum zu realisieren. Im Jahr 2019 ging es in staatliche Trägerschaft über.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bauverfahren
Blumen
CSU
Generalsanierungen
Horst Seehofer
Klaus Holetschek
Markus Blume
Markus Söder
Pläne
Universitätskliniken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen