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Dingolfing/München
Aschermittwoch bei der Bayern-FDP: Wenn das Bier von Christian Lindner mehr Prozent hat als die Umfragewerte
Der Bundesfinanzminister, kurz "Schulden-Chrissy", macht den Liberalen im Freistaat für den Wahlkampf Mut. Wie er dabei gegen den CSU-Chef Markus Söder schimpft.
Wieviel Prozent hat das Bier in Niederbayern? Und wieviel Prozent bekommt die FDP bei der Bayern-Wahl? FDP-Chef Christian Lindner macht den Praxistest beim politischen Aschermittwoch in Dingolfing.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa | Wieviel Prozent hat das Bier in Niederbayern? Und wieviel Prozent bekommt die FDP bei der Bayern-Wahl? FDP-Chef Christian Lindner macht den Praxistest beim politischen Aschermittwoch in Dingolfing.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:35 Uhr

Sind die Umfragen schlecht, dann schadet es nicht, beim politischen Aschermittwoch mit einem Witz auf die eigenen Kosten loszulegen. Es stimme ja, scherzt also Christian Lindner: "Bier hat derzeit mehr Prozent als die Umfragewerte der FDP." Davon müsse man sich als Liberaler aber nicht entmutigen lassen, findet der Parteichef: "FDP ist eben, wenn du das Abenteuer suchst."

Mehr als die Bayern-FDP: Das "Hohenthanner Hell" hat immerhin 5,0 Prozent

Vielleicht ist es ja ein gutes Zeichen für die Bayern-FDP, dass das "Hohenthanner Hell", das beim Aschermittwochstreffen der Liberalen im niederbayerischen Dingolfing ausgeschenkt wird, exakt 5,0 Prozent hat. Ein Ergebnis, das die Lindner-Partei nach zuletzt herben Niederlagen im kommenden Oktober bei der Bayern-Wahl zweifellos sehr gerne annehmen würde.

Zum politischen Aschermittwoch in Niederbayern gehört aber nicht nur viel Bier, sondern auch deftige Sprüche über den politischen Gegner. "Etwas aus der Zeit gefallen" sei der politischer Haudrauf der CSU in Passau zwar, findet Lindner.  Aber ganz will er sich der Tradition auch nicht verschließen: Die CSU sei eben "eine Partei der Synthese", stichelt der Bundesfinanzminister also munter drauflos. Markus Söder sei deshalb ihr idealer Repräsentant: "Auf einem Arm das Ferkel, in der anderen Hand das Kotelett", das beschreibe Söders Politikansatz ganz gut. Die CSU sei "die Partei, der eine Meinung nicht genügt".

FDP-Chef Lindner: Söders CSU ist "die Partei, der eine Meinung nicht genügt"

Mit dem Passauer Polit-Stammtisch der CSU kann und will die FDP indes nicht mithalten: Bayerns FDP-Chef Marin Hagen trägt zwar dem Anlass entsprechend einen Trachtenjanker. Doch Christian Lindner spricht auf der Bühne lieber im dunklen Finanzminister-Anzug und fast eine Stunde lang völlig frei ohne Pult und Manuskript. Zum Lindner-Einzug gibt es auch nicht wie bei der CSU einen Defiliermarsch. Bei der FDP spielt eine Jazz-Combo geschmeidige Ohrenschmeichler.

Die Stimmung ist gut in der mit 500 Gästen vollbesetzten Halle – niedrige Prozentzahlen in Bayern hin, enttäuschende Wahlergebnisse wie zuletzt in Berlin her. Wie also kommt man wieder rein in den Bayerischen Landtag?

Mehr FDP pur, lautet eine gängige Antwort bei den Liberalen. Was das heißen kann, umreißt Lindner wortgewandt und unterhaltsam: das Auto nicht verteufeln, Straße und Schiene ausbauen, bei der Zuwanderung vor Integrationsproblemen nicht die Augen verschließen. Auch die aktuellen Milliardenschulden nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, die ausgerechnet er als liberaler Finanzminister zu verantworten hat, seien richtig, wehrt er sich gegen CSU-Kritik: "Denn ein Wohlstand von Putins Gnaden, für den wir unsere Freiheit opfern, wäre in Wahrheit wertlos."

"Schulden-Chrissy" ein deutscher Varoufakis? Dann ist Söder der deutsche Trump, findet Lindner

Wenn ihn der bayerische Ministerpräsident jetzt mit dem linken griechischen Ex-Finanzminister Yannis Varoufakis vergleiche, dann zeige der CSU-Chef damit doch nur, "dass er der Trump der deutschen Politik ist". Söders einzige politische Konstante sei, dass er immer wieder seine Meinung ändere, schimpft Lindner: "Wenn er mich also Schulden-Chrissy nennt, dann ist er doch der Wendehals-Markus."

Die CSU sei niemals eine Partei der Freiheit, wettert auch Bayerns FDP-Chef Hagen. Schließlich sei es Söder gewesen, der den Menschen in der Corona-Krise verboten habe "allein auf eine Parkbank zu sitzen und ein Buch zu lesen." Und Söder wechsle "seine Meinung öfter, als der 1.FC Nürnberg seine Trainer".

Linke auf dem Donaudampfer? Gut das Wagenknecht nicht da ist, findet der Bayern-FDP-Chef

Auch die anderen Parteien in Bayern bekommen von Hagen ihr Fett weg: Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger etwa - "der Mann neben dem selbst die CSU seriös wirkt". Die Linke treffe sich in Passau gar auf einem Donaudampfer. Immerhin sei Sarah Wagenknecht nicht eingeladen worden, lobt Hagen: Sonst hätte die Gefahr bestanden, "dass sie das Schiff ganz weit nach Osten steuert, um sich der russischen Schwarzmeerflotte anzuschließen".

Und mit Blick auf die Landtagswahl fordert Hagen forsch: "Wir wollen in Bayern mitgestalten" - in einer Koalition mit der CSU. Auch Lindner macht den Liberalen Mut für den Wahlkampf, beim Bier-Vergleich sei für die FDP schließlich noch Luft nach oben: "Und am Wahlabend haben wir dann mehr Prozent als ein Starkbier."

 
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