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Archäologie
Lindauer entdeckt in der größten Pyramide Ägyptens eine verborgene Kammer
Johannes Rupfle aus Lindau ist einer der wenigen, die an der Cheopspyramide in Ägypten forschen dürfen. Sein Team machte dort eine erstaunliche Entdeckung.
Luca Riedisser
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:01 Uhr

„Eigentlich weiß ich nichts über Steine. Und ich wusste bis vor ein paar Jahren auch nichts über ägyptische Geschichte.“ Und trotzdem gehört Maschinenbauer Johannes Rupfle aus Lindau seit 2020 zum einzigen Team weltweit, das die Genehmigung hat, an der größten PyramideÄgyptens zu forschen: der Cheopspyramide.

Cheopspyramide in Ägypten: Lindauer sorgt mit Endoskop für Entdeckung

Als ein kleiner Teil dieses Teams im Februar eine wohl seit 4500 Jahren verborgene Kammer entdeckt hat, war der 32-Jährige vor Ort. Er war es, der das Endoskop– eine Kamera an einem biegsamen Rohr – mitbrachte, das durch einen Spalt in das Innere der Pyramide geschoben wurde und für die spannende Entdeckung sorgte.

„Die Außenwand der Cheopspyramide ist 30 bis 50 Zentimeter dick. Als wir mit dem Endoskop durch waren, haben wir auf einmal gemerkt, dass wir es meterweit hineinschieben können“, erinnert sich Rupfle. Die Aufregung sei groß gewesen – und so auch der Jubel, als sich die Vermutung bestätigte, dass sich hinter der Wand etwas befinden könnte. „Anfangs haben wir kaum etwas gesehen, das Licht des Endoskops hat nicht gereicht. Wir sind sofort los und haben ein stärkeres organisiert.“

Verborgene Kammer: Gibt es in der Cheopspyramide noch mehr davon?

Mehr Licht offenbarte: Am Ende der neun Meter langen Kammer befindet sich eine weitere Wand. „Eingänge zu blockieren, war eine typische Bauweise der Ägypter“, sagt Rupfle. Die Neugierde, was sich dahinter befindet, ist groß. „Ich denke aber, es wird aus bürokratischen Gründen leider noch einige Jahre dauern, bis die Kammer geöffnet wird. Dann können wir bei der hinteren Wand dasselbe machen wie schon außen“, sagt Rupfle begeistert.

Seine Hoffnung: Dass der gangförmige Raum in eine weitere Kammer führt. Messungen hätten nämlich Anzeichen dafür ergeben, dass sich etwas weiter oberhalb des neuentdeckten Hohlraums eine weitere Kammer befinden könnte. „Das wäre ein Highlight.“ Zudem gibt es zahlreiche Theorien, dass sich in der Pyramide ein versteckter Raum befindet, in der die Überreste des Pharaos Cheops liegen. Überlieferungen zufolge wurde auf der Suche nach ihm lediglich ein leerer Sarg gefunden. „Es sind viele Verschwörungstheorien und Humbug im Umlauf“ – aber eben auch sinnvolle Ansätze, findet Rupfle. „Natürlich hoffe ich, dass wir etwas derartiges finden.“

Weitere Messungen könnten andere Überraschungen aufdecken

In der Zwischenzeit wird es ihm nicht langweilig. Sein Team hat weitere Messungen angestellt, die noch ausgewertet werden müssen: „Da könnten noch Überraschungen dabei sein.“ Nebenher pendelt Rupfle fast täglich von Lindau zur Technischen Universität München. Seine Doktorarbeit hat nicht im Entferntesten mit Ägypten zu tun, sondern mit Windkraft. „Ich muss mich jetzt erst mal darauf konzentrieren und versuchen, nicht an Ägypten zu denken – so schwer es mir auch fällt“, sagt er mit einem Schmunzeln.

Aber wie kam er zu den Forschungen an der Cheopspyramide? „Ich bin da so reingerutscht.“ Sein Chef habe Beziehungen zum Ministerium für höhere Bildung in Ägypten. „Die haben ihm angeboten, bei dem Projekt mitzumachen. Und er hat mich dann gefragt, ob ich dabei sein möchte.“ Er sei sofort Feuer und Flamme gewesen. Als Maschinenbauer kenne er sich mit der benötigten Technik aus.

So lief ein Forschungstag an der Cheopspyramide in Ägypten ab

„Die Messgeräte wiegen hunderte Kilo. Jeden Tag haben wir sie ins Auto geladen, an der Pyramide wieder ausgeladen und aufgebaut“, erzählt Rupfle. In der Hitze sei der Schweiß nur so geflossen. Und im Inneren der Pyramide stehe die Luft. „Da gibt es kein Fenster, das man mal eben aufmachen kann.“ Schon am Frühstückstisch – in einem Hotel mit Blick auf die Pyramide– habe das Team Pläne gemacht. „Manchmal sind wir Touristen in die Quere gekommen. Aber zum Glück haben wir meist an Stellen gemessen, die nicht öffentlich zugänglich sind.“

Und um 17 Uhr – wenn das Gelände für Touristen geschlossen wird – hätten auch die Forscher den Rückzug ins Hotel angetreten. „Das heißt aber nicht, dass automatisch Feierabend ist“, sagt Rupfle. Abends hätten sie die Daten gesichert und das Equipment für den nächsten Tag vorbereitet. „Danach fällt man todmüde ins Bett und am nächsten Tag geht alles wieder von vorne los.“ An den Wochenenden hätten sie nicht frei gehabt. Es sei ein „Knochenjob“.

Johannes Rupfle: Cheopspyramide zu erforschen ist "ein Wahnsinnsgefühl"

Aber Rupfle ist stolz darauf, einer der wenigen zu sein, die die Pyramide erforschen dürfen: „Das ist ein Wahnsinnsgefühl.“ Trotzdem ist er mit Leib und Seele Lindauer: „Es ist einfach zu gut hier.“ Und trotz all der Arbeit nehme er sich auch Zeit, um Sport zu machen, schwimmen zu gehen, zu kochen.

 
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