zurück
MÜNCHEN/WÜRZBURG
Anstieg der Fahrradunfälle in Bayern
A woman fell with her bicycle in the park       -  Trotz eines höheren Unfallrisikos erfreuen sich Fahrräder mit Hilfsmotor zunehmender Beliebtheit.
Foto: Thinkstock | Trotz eines höheren Unfallrisikos erfreuen sich Fahrräder mit Hilfsmotor zunehmender Beliebtheit.
Henry Stern
 und  Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 23.01.2018 03:02 Uhr

Noch nie sind in Bayern so viele Fahrradfahrer bei einem Verkehrsunfall verunglückt wie im Jahr 2016. Dies zeigt eine kürzlich vom Landesamt für Statistik veröffentlichte Auswertung der Unfallzahlen in Bayern. Vor allem ältere Fahrradfahrer verletzen sich bei diesen Unfällen besonders schwer. Ein Trend, den Verkehrsexperten nicht zuletzt auf die wachsende Nutzung von sogenannten Pedelecs mit E-Motor als Trethilfe in dieser Altersgruppe zurückführen.

Konkret gab es 2016 in Bayern exakt 15 888 von der Polizei registrierte Radunfälle. Dabei wurden 14 755 Radfahrer verletzt, 2970 davon schwer, 68 kamen zu Tode. Die Zahl der verunglückten Radfahrer hat sich damit seit Beginn der Statistik im Jahr 1975 fast verdoppelt. Allein in den letzten 15 Jahren war ein Anstieg der Fahrradunfälle um rund 20 Prozent festzustellen. An gut 15 Prozent aller Verkehrsunfälle mit Verletzten sind damit Radfahrer beteiligt.

Anzahl der verletzten Radfahrer angestiegen

Auch in Unterfranken steigen die Zahlen: „Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern haben 2016 um 13 Prozent zugenommen. Auch die Anzahl der verletzten Radfahrer ist um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen“, heißt es beim Polizeipräsidium Unterfranken. Insgesamt gab es 2016 in der Region 1101 Fahrradunfälle mit 989 Verletzten und fünf Todesopfern.

Der bayernweite Zuwachs der verunglückten Radler steht im Kontrast zur allgemeinen Unfallentwicklung: Zwar stieg vor dem Hintergrund eines wachsenden Individualverkehrs die Zahl der Straßenverkehrsunfälle seit 2007 um stolze 14,7 Prozent. Ursächlich für diesen Anstieg waren laut Statistik aber allein Unfälle mit Sachschäden. Verkehrsunfälle mit Personenschaden sanken dagegen in diesem Zeitraum insgesamt um immerhin drei Prozent.

Einen Grund für das erhöhte Verletzungsrisiko für Fahrradfahrer sehen die Verkehrsexperten in der wachsenden Attraktivität des Radfahrens für „fortgeschritten Jahrgänge“: Waren 2008 noch gut 20 Prozent der verunglückten Radfahrer über 75 Jahre alt, waren es 2016 bereits 24,2 Prozent. „Ein Grund für diese Entwicklung könnte in einer gestiegenen Nutzung von Pedelecs liegen“, glauben die Statistiker.

Zumal der Anteil derjenigen, die sich bei einem Radunfall schwerer verletzen, mit zunehmendem Alter steigt: Die meisten Schwerverletzten, nämlich 553 von 2970 insgesamt, waren zwischen 50 und 60 Jahre alt – im Vergleich zu 352 Schwerverletzten zwischen zehn und 21 Jahren. Und jeder zweite der insgesamt 68 bei einem Verkehrsunfall getöteten Radfahrer war 70 Jahre oder älter.

Mehr schwerverletzte Pedelec-Fahrer als Radfahrer

Der Anteil der Schwerverletzten war zudem bei den verunglückten Pedelec-Fahrern mit 36,7 Prozent deutlich höher als bei den konventionellen Radfahrern mit 20,1 Prozent. Von den 18 getöteten Pedelecfahrern waren sogar zwei Drittel älter als 75 Jahre. Auch der Anteil der selbst verursachten Unfälle ist bei Pedelecs mit 47,7 Prozent deutlich höher als bei Fahrrädern ohne Trethilfe mit rund 30 Prozent. Die Gesamtanzahl der Unfälle mit E-Fahrrädern ist mit 742 von insgesamt 14 755 zwar noch sehr gering. Der Trend geht aber nach oben: So steigen laut Polizei die Zahlen in Unterfranken bereits seit vier Jahren. 2016 zählten die Beamten 54 Unfälle mit Pedelecs – ein Plus von 28,5 Prozent. 56 Personen wurden dabei verletzt, ein Pedelecfahrer getötet.

Die Unfallursachen sind unterschiedlich. Allerdings sind verunglückte Radfahrer überdurchschnittlich oft stark alkoholisiert: Bayernweit standen 43 von 1000 an einem Unfall beteiligte Radfahrer 2016 laut Statistik unter Alkoholeinfluss, darunter 35 Pedelec-Nutzer. Bei Pkw-Fahrern lag die Zahl der alkoholisierten Unfallbeteiligten mit 18 von 1000 deutlich darunter. Zudem ist laut Polizei die große Mehrheit der getöteten und schwer verletzten Radfahrer ohne Helm unterwegs.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Henry Stern
Manfred Schweidler
Pedelecs
Polizeipräsidium Unterfranken
Tötung
Unfallrisiko
Verkehrsexperten
Verkehrsunfälle
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • U. S.
    Tja,mit den Rädern bekommt man, ohne Anstrengung einen Affenzahn und das alles OHNE Helm.Mit dem Mofa muss ich Helm tragen.Aber mit dem Pedelec nicht.Irre
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Vor allem ist die fehlende Fahradverkerhrsinfrastruktur ist für die zunehmenden Unfälle verantwortlich. Das kommt hier überhaupt nicht zur Sprache.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. P.
    Wenn die Fahrradindustrie mein Patent, DBS Doppelbremssystem für Zweiräder, übernehmen würde, dann wäre der Bremsweg um 30 % kürzer, laut Testbericht von velotech.de. Mit einer Hand ob rechts oder links beide Reifen abbremsen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • L. W.
    Unfallursache

    kann auch sein, dass immer mehr Kinder in der 4. Klasse nicht die Fahrradprüfung schaffen. der grassierende Bewegungsmangel hat erhebliche Auswirkungen, wenn denn Kinder dann wirklich mal aufs Fahrrad steigen, sind sie unsicher im Verkehr. Oft wissen sie nicht wie sie ihr Abbiegen anzeigen müssen oder wer wann Vorfahrt hat.
    Auch üben scheinbar immer weniger Eltern sicheres Verhalten im Straßenverkehr mit ihren Kindern. Es ist ja bequemer die Kinder ins SUV zu setzen als mit ihnen den Weg zur Schule eventuell zu radeln.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. V.
    Und was hat die Nutzung von Pedelecs nun mit der Unfallursache zu tun? Überschätzen sich die "Alten" und fahren zu schnell in die Kurve? Oder werden sie von Kraftfahrern unterschätzt, so nach dem Motto "Oh da kommt ein alter Mensch auf dem Fahrrad auf der Vorfahrtstrasse an, vor dem schaff ich es bestimmt noch aus der Ausfahrt, weil der ja eh so langsam ist..."?
    Wie hoch ist der Anteil der eigenverschuldeten Unfälle und wie hoch der Anteil an dem ein weiterer Verkehrsteilnehmer schuld ist?
    Immerhin sind an 75% der Unfälle zwischen Fahrradfahrer und Autofahrer, die Autofahrer schuld.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. H.
    es sind natürlich nicht "die" Alten an sich, die überproportional an Fahrras-Unfällen beteiligt sind, sondern, die nach Jahren der Abstinenz wieder "ein sportliches Leibers" anziehen und aufs Fahrrad steigen und dann vom Pedelec überrascht werden und jene, die mit dem Rad "zum Saufen fahren", weil´s ja jetzt "mit Strom" einfacher ist.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten