
Auf seiner Homepage schreibt Philipp F., er sei im September 1987 in Memmingen geboren worden und in Kempten aufgewachsen. Hier lebt auch seine Familie.
In Kempten hat er ab Sommer 2006 bei einem überregionalen Geldinstitut eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert, von 2009 bis 2011 hat er in Kempten studiert. Den Angaben in seinem Lebenslauf zufolge hat er später auch in München studiert und dort den Grad „Master of Science“ erworben.
Ein ehemaliger Mitschüler des mutmaßlichen Täters sagt, dieser sei auf der Berufsschule „ein richtig guter Typ gewesen“, beliebt in der Klasse und angesehen. F. sei ehrgeizig gewesen: „Der hat sich reingehängt und wollte alles gut machen“. Der ehemalige Mitschüler berichtet, er habe F. nach der Ausbildung aus den Augen verloren, ihn aber auf dem Bild auf der Homepage sowie dem LinkedIn-Profil sofort erkannt: „Optisch hat er sich kaum verändert.“
Mutmaßlicher Hamburger Amokläufer spielte im Allgäu einst Fußball
Philipp F. hat sich für Sport interessiert, unter anderem ein Jahr lang beim SV Cambodunum Fußball gespielt. "Er war absolut unauffällig und hat sich gut in unser harmonisches Team integriert", sagt Cambodunums Vereinsvorsitzender Thomas Wilhelm. F. war auch mehrere Jahre lang im FC Liverpool-Fanclub in Kempten.
Philipp F. sei in einem streng evangelikalen Haushalt aufgewachsen, schreibt er über sich selbst, nach Angaben der Ermittlungsbehörden war er bis vor eineinhalb Jahren Mitglied bei der Gemeinde von Jehovas Zeugen in Hamburg, die er am Donnerstag überfallen haben soll. Ob er auch Mitglied der Gemeinde in Kempten gewesen war, ist nicht bekannt: "Wir sind schockiert, wollen uns aber momentan nicht weiter äußern", sagt eine Sprecherin der Zeugen Jehovas in Kempten.
Ab April 2014 sind im Lebenslauf auf der Website von Philipp F. verschiedene berufliche Stationen in Hamburg aufgeführt, zum Beispiel als Controller, Berater und Projektmanager. Auch ein Sabbatical über eineinhalb Jahre führt F. auf, das letzte Angestelltenverhältnis dauerte demnach drei Monate. Seit Juni 2022 war F. laut Lebenslauf selbstständig in Hamburg.
Philipp F. aus Kempten stellt sich im Internet als erfolgreicher Berater dar
Auf seiner Homepage stellt der Kemptener sich als erfolgreicher Berater in Bereichen von „Controlling“ bis „Theologie“ dar. Sein Mindesthonorar liege bei 250.000 Euro plus Mehrwertsteuer – diese außergewöhnlich hohe Summe begründet er damit, dass seine Tätigkeit „mindestens 2,5 Millionen Euro“ für Kunden generiere.
Wenige Stunden vor dem Amoklauf in Hamburg lobte F. sich auf LinkedIn selbst: Sein zwei Monate zuvor veröffentlichter Text „Die Wahrheit über Gott, Jesus Christus und den Teufel“ habe „eine Zufriedenheitsrate von 100 Prozent“.
Bei einer Pressekonferenz am Freitagmittag in Hamburg berichteten die Ermittler, es habe einen anonymen Hinweis darauf gegeben, dass F.„eine besondere Wut auf religiöse Anhänger und einen ehemaligen Arbeitgeber“ geäußert habe und möglicherweise psychisch krank sei.
Eine waffenrechtliche Untersuchung seiner Wohnung habe aber keine Hinweise auf mögliche Verstöße gegen das Waffenrecht erbracht. Der Sportschütze habe die mutmaßliche Tatwaffe seit Dezember 2022 legal besessen.
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